Pharmakologie der ADP-Rezeptoren auf humanen Thrombozyten
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<strong>Thrombozyten</strong> dieser Tiere aggregieren nicht nach Stimulation mit <strong>ADP</strong>, Thrombin o<strong>der</strong><br />
Thromboxan, da die PLC nicht aktiviert werden kann. Weitere Unterstützung für diese Beobachtung<br />
kam durch Experimente mit <strong>Thrombozyten</strong> von Mäusen, denen das Gen für die Codierung des an<br />
Gq-gekoppelten <strong>ADP</strong>-Rezeptors P2Y1 fehlt: Hier kann durch Zugabe von <strong>ADP</strong> keine Aggregation<br />
mehr ausgelöst werden (38;83). Diese Ergebnisse konnten auch durch eine funktionelle Hemmung<br />
des P2Y1 durch ein modifiziertes <strong>ADP</strong> Analogon <strong>auf</strong> <strong>humanen</strong> <strong>Thrombozyten</strong> erzielt werden<br />
(64;65;76;129). In beiden Fällen kann aber durch zusätzliche Stimulation des Gq-gekoppelten<br />
Serotonin-Rezeptors eine vollständige Aggregation wie<strong>der</strong>hergestellt werden herstellbar<br />
(64;75;129).<br />
Aber auch durch Hemmung o<strong>der</strong> Fehlen des P2Yac/12 Rezeptors (41)ist eine vollständige<br />
Aggregation nach Stimulation mit <strong>ADP</strong> nicht möglich. Erst zusätzliche Stimulation mit Adrenalin,<br />
das über den α2A Rezeptor ebenfalls ein Gi -Protein aktiviert, stellt die <strong>ADP</strong> induzierte Aggregation<br />
wie<strong>der</strong> her (76).<br />
Für eine vollständige und irreversible Aggregation ist demnach eine gleichzeitige Stimulation von<br />
Gq- und von Gi -Proteinen essentiell. Die Gq-Aktivierung löst dabei in einem ersten Schritt eine<br />
Formverän<strong>der</strong>ung und eine vorübergehende (reversible) Aggregation aus, die dann in Gegenwart<br />
einer Gi -Stimulierung <strong>auf</strong>recht erhalten, verstärkt und vervollständigt wird (76). Alleinige Stimulation<br />
des Gi -Proteins bewirkt keine Aggregation. Die Notwendigkeit <strong>der</strong> gemeinsamen Aktivierung zweier<br />
Signalwege für eine vollständige Aggregation ist unabhängig vom Stimulus: Serotonin (Gq)<br />
zusammen mit Adrenalin (Gi ) lösen ebenso eine irreversible Aggregation aus wie <strong>ADP</strong> o<strong>der</strong><br />
Thrombin alleine, die beide <strong>Rezeptoren</strong> für Gq und Gi <strong>auf</strong> <strong>Thrombozyten</strong> besitzen (76) (siehe<br />
Tabelle 1).<br />
Es ist nicht geklärt, wie die Stimulation von Gi -Protein zur Aktivierung von <strong>Thrombozyten</strong> beiträgt.<br />
Die Erniedrigung von cAMP durch Inhibierung <strong>der</strong> Adenylyl Cyclase ist vermutlich nicht <strong>der</strong><br />
entscheidende Mechanismus, da eine direkte, rezeptorunabhängige Hemmung <strong>der</strong> Adenylyl<br />
Cyclase durch Inhibitoren nicht die Gi -Protein Stimulation bei <strong>der</strong> Aggregation ersetzen kann<br />
(30;113;134). Alternativ wird eine Rolle des βγ-Komplexes diskutiert, <strong>der</strong> die Phosphatidylinositol-3<br />
(PI-3) Kinase aktiviert (28;167).<br />
1.3 Hemmung<br />
Aktivierung, Adhäsion und Aggregation von <strong>Thrombozyten</strong> sind unter physiologischen Bedingungen<br />
einer strengen Regulation unterworfen. Dafür sind vor allem die Endothelzellen zuständig, die die<br />
Innenwand von Gefäßen auskleiden (140;155).<br />
Intakte Endothelzellen sezernieren ständig die physiologischen Plättcheninhibitoren<br />
Stickstoffmonoxid (NO) und Prostacyclin (PG-I2), wodurch eine Aktivierung <strong>der</strong> <strong>Thrombozyten</strong><br />
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