Pharmakologie der ADP-Rezeptoren auf humanen Thrombozyten
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Blockade <strong>der</strong> Bindungsstelle für das <strong>ADP</strong> bzw. eine sterische Konformationsän<strong>der</strong>ung des<br />
Rezeptors, o<strong>der</strong> am intrazellulären Teil des Rezeptors, was zu einer Entkopplung des Rezeptors<br />
von seinem G-Protein führen würde, ist allerdings hier nicht zu klären.<br />
Inzwischen gibt es Hinweise dar<strong>auf</strong>, daß <strong>der</strong> aktive Metabolit des Clopidgrels eine reaktive<br />
Thiolgruppe besitzt, welche wie<strong>der</strong>um mit einem Zystein des P2Y12 eine Disulfid-Brücke bilden<br />
könnte und den Rezeptor damit inaktivieren könnte (133). Von den drei bisher bekannten <strong>ADP</strong>-<br />
<strong>Rezeptoren</strong> <strong>auf</strong> <strong>humanen</strong> <strong>Thrombozyten</strong> ist nur <strong>der</strong> P2Y12 an ein Gi-Protein gekoppelt. Dadurch<br />
ergibt sich eine erstaunliche Spezifität für die Thienopyridine, die sehr selektiv nur den P2Y12 in<br />
seiner Funktion beeinträchtigen, ohne die restlichen <strong>ADP</strong>-<strong>Rezeptoren</strong> bzw. die an<strong>der</strong>en Plättchen-<br />
<strong>Rezeptoren</strong> zu beeinflussen.<br />
Unterstützt werden diese Ergebnisse von Experimenten mit Mäusen, die eine Deletion des P2Y12-<br />
Genes <strong>auf</strong>weisen: Ihre <strong>Thrombozyten</strong> zeigen eine um etwa 75% reduzierte Aggregation mit <strong>ADP</strong>,<br />
welche bei einer Gabe von Clopidogrel dann auch nicht mehr weiter vermin<strong>der</strong>t werden kann (41).<br />
5.6 Beeinflussung des Phosphorylierungsstatus von VASP<br />
Neben <strong>der</strong> bereits oben erwähnten Indikator-Funktion für erhöhte cAMP-Spiegel und damit<br />
verknüpften erhöhten Aktivität <strong>der</strong> Proteinkinase A ist die Phosphorylierung des Proteins VASP<br />
auch von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung für den Aktivierungszustand <strong>der</strong> <strong>Thrombozyten</strong>. In einer<br />
wegweisenden Arbeit konnten Horstrup et al. 1994 (70) zeigen, daß <strong>der</strong> Phosphorylierungsstatus<br />
von VASP sehr eng mit <strong>der</strong> Hemmung des Fibrinogenrezeptors, dem Glykoprotein IIb/IIIa,<br />
korreliert. Diese Phosphorylierung wird physiologisch durch die Abgabe von cAMP-erhöhenden<br />
Substanzen wie Prostacyclin o<strong>der</strong> cGMP-erhöhenden Substanzen wie NO aus dem intakten<br />
Endothel vermittelt (100;112). Weitere Hinweise <strong>auf</strong> die inhibitorische Wirkung von VASP <strong>auf</strong> die<br />
Plättchen-Aktivierung/-Aggregation entstammen den Daten <strong>der</strong> Analyse von VASP-defizienten<br />
Mäusen (vgl. Einleitung). Daher könnte ein wichtiger Teil <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Thienopyridine darin<br />
bestehen, die <strong>ADP</strong>-vermittelte Senkung des Phospo-VASP-Anteils zu blockieren und über eine<br />
Anhebung des phosphorylierten Anteils von VASP den Aktivierungszustand <strong>der</strong> Plättchen verstärkt<br />
in die Richtung einer Hemmung o<strong>der</strong> zumindest einer erschwerten Aktivierung zu verschieben.<br />
5.7 Zusammenfassung / Ausblick<br />
Zwischenzeitlich konnte klar gezeigt werden, daß für eine vollständige und irreversible Aggregation<br />
eine gleichzeitige Stimulation von Gq (gekoppelt entwe<strong>der</strong> an einen P2Y1-, Thromboxan-,<br />
Serotonin- o<strong>der</strong> Thrombin- Rezeptor) und von einem Gi-Protein (gekoppelt an entwe<strong>der</strong> einen<br />
P2Y12-, Thrombin- o<strong>der</strong> Epinephrin-Rezeptor) essentiell ist (vgl. Einleitung).<br />
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