Fachtagung 2.-3. März 2009 an der Universität
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Situierung und Bedeutung von Glie<strong>der</strong>ungen im akademischen Kontext<br />
sprache daher eher den Ausdruck „erneut“, <strong>der</strong> bei (6) passen würde: „Erneute<br />
Zerstörung …“ (nach <strong>der</strong> zweiten Gründung Lübecks als Kaufm<strong>an</strong>nsiedlung). 7<br />
4.5 Hilfen und Grenzen <strong>der</strong> Wörterbucharbeit<br />
Am Beispiel „Ver<strong>an</strong>lassung“ wurde schon deutlich, dass <strong>der</strong> Blick ins Wörterbuch<br />
oft weitere hilfreiche Hinweise zu Form und Gebrauch <strong>der</strong> Nominalphrasen gibt<br />
(hier die Verwendung in <strong>der</strong> präpositionalen Fügung „auf Ver<strong>an</strong>lassung + Gen.“).<br />
Beim Lösen <strong>der</strong> Aufgabe (13): 1630 kamen die Städte <strong>der</strong> deutschen H<strong>an</strong>se das letzte Mal<br />
zusammen werden spont<strong>an</strong> Überschriften gebildet wie: „Letztes Zusammenkamen …“<br />
o<strong>der</strong> „Letztes Mal Zusammenkommen …“. Durch Lehrerfragen können die Lernenden<br />
auf die richtige Form gebracht werden: „Was steht am Flughafen <strong>an</strong> <strong>der</strong> Tafel,<br />
wo die Flugzeuge <strong>an</strong>kommen?“, „Was steht in einem Formular, wenn die Behörde<br />
wissen will, woher jem<strong>an</strong>d kommt? “ Schnell findet sich nun die Analogien zu den<br />
Wörtern „Ankunft“, „Herkunft“ usw. nämlich die Form: „Zusammenkunft“ für<br />
die sich auch ein entsprechen<strong>der</strong> Beleg im Wörterbuch finden lässt. Die Teilnehmer<br />
verinnerlichen nun, dass in Zweifelsfällen die Wörterbucharbeit beim Schreiben<br />
unerlässlich ist.<br />
Allerdings lässt sich feststellen, dass auch gut eingeführte Wörterbücher nicht<br />
immer die nötige Hilfe bieten: Bei Nr. 15: 1866 trat die Stadt dem Norddeutschen Bund<br />
bei findet kaum ein Teilnehmer auf Anhieb die richtige Lösung. Da heißt es etwa<br />
„Beitreten <strong>der</strong> Stadt dem Norddeutschen Bund“. In positiven Fällen hilft das Wörterbuch<br />
mit dem Verweis vom Verb „beitreten“ zum Nomen „Beitritt“, und Teilnehmende<br />
aus EU-Beitrittslän<strong>der</strong>n wie Polen und Bulgarien kommen auch auf diese Nominalform.<br />
Mehrere Wörterbücher führen aber als Gebrauchsbeispiele nur „einem<br />
Verein, einer Partei beitreten“, die präpositionale Fügung mit „zu“: „sein Beitritt zur<br />
Gewerkschaft“ o.Ä. findet sich lei<strong>der</strong> nur in den wenigsten <strong>der</strong> gängigen Wörterbücher.<br />
Die vermeintliche Hilfe aus dem Wörterbuch, zu dessen Gebrauch ja<br />
ausdrücklich aufgerufen wurde, erweist sich für die Studierenden als nicht in jedem<br />
Fall zielführend, da die vorgeschlagenen Beispiele d<strong>an</strong>n in Vorschlägen wie folgendem<br />
münden: „Beitritt <strong>der</strong> Stadt dem Norddeutschen Bund“ (statt „zum Norddeutschen<br />
Bund“).<br />
7 Das vorliegende Phänomen ließe sich mit dem Paradigma von „markierten“ vs. „unmarkierten“<br />
Formen erklären: die Formen wie „Wie<strong>der</strong>vereinigung“, „Wie<strong>der</strong>aufbau“ sind unmarkiert, sie beschreiben<br />
einen „normalen“, natürlich <strong>an</strong>gestrebten Zust<strong>an</strong>d. „Wie<strong>der</strong>zerstörung“ wäre dagegen eine<br />
markierte Form, die von Muttersprachlern in <strong>der</strong> Regel als „unnatürlich“ empfunden und im eigenen<br />
Sprachsystem nicht vorgesehene Form eingestuft und daher abgelehnt wird. Sicher würde es zu weit<br />
führen, <strong>an</strong> dieser Stelle des studienbegleitenden Deutschunterrichts auf die Markiertheitstheorie<br />
einzugehen, zumal sich unter den Teilnehmenden auch viele Nicht-Linguisten aus diversen Fachgebieten<br />
befinden.<br />
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