Fachtagung 2.-3. März 2009 an der Universität
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Wolfg<strong>an</strong>g Wegner<br />
Anweisungen wie „Stecken Sie das Kabel in den Stecker“, o<strong>der</strong> „Öffnen sie den<br />
Spiegel“ zwar richtig, aber eben nicht fachlich präzise genug sind und nicht 1:1 in<br />
die Tat umgesetzt werden können. O<strong>der</strong> dass Formulierungen wie „Stellen Sie die<br />
Folie auf das Glas“ o<strong>der</strong> „Drehen Sie das Gerät auf die W<strong>an</strong>d“ zu akrobatischen<br />
Verrenkungen des Dozenten führen. Aber bei allem Spaß, <strong>der</strong> natürlich auch<br />
entsteht, erkennen die Lerner sehr schnell, wo die Schwierigkeiten <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Textproduktion liegen und auch, wo die Unterschiede zwischen<br />
Allgemein- und Wissenschaftssprache sind. Fast alle Gruppen haben nämlich<br />
bisher als ersten Schritt folgenden Satz geschrieben: „Stecken Sie den Stecker in die<br />
Steckdose.“ Diese Aussage wird Wort für Wort durchgesprochen, um zu fachlicheren<br />
Formulierungen zu kommen wie „Verbinden Sie das Gerät mit <strong>der</strong> Stromquelle.“<br />
Bei einer Übung zur Verbindung von Terminologie und Textbaupl<strong>an</strong> im Kurs<br />
„Technisches Schreiben“ wird <strong>an</strong> das oben gen<strong>an</strong>nte Beispiel <strong>der</strong> Definition von<br />
Zahnrä<strong>der</strong>n <strong>an</strong>geknüpft. Es soll die Funktionsweise einer Wassermühle<br />
beschrieben werden. Nach <strong>der</strong> Pl<strong>an</strong>ung <strong>der</strong> Grobstruktur des Textes (Funktion,<br />
Übersicht über die Bauteile, Funktionsbeschreibung) soll die Funktionsweise<br />
möglichst genau beschrieben werden. Diese Übung lässt sich noch durch die<br />
Aufgabe steigern, eine Maschine in ihrem Aufbau und in ihrer Arbeitsweise zu<br />
beschreiben. Eine Maschine, die noch relativ einfach und überschaubar ist und sich<br />
in jeden Unterrichtsraum tr<strong>an</strong>sportieren lässt, ist leicht mit Hilfe von Baukästen<br />
herzustellen. In unserem Beispiel (Abb. 2) sollen keine „Hilfs-Begriffe“ konstruiert<br />
werden, wie es noch beim Overhead-Projektor <strong>der</strong> Fall war, son<strong>der</strong>n die korrekten<br />
Bezeichnungen verwendet werden. Sind sie den Teilnehmern unbek<strong>an</strong>nt, werden<br />
sie im Unterricht vermittelt.<br />
4.3 Fachterminologie und Wissenschaftskultur<br />
Ein letztes Beispiel soll verdeutlichen, dass <strong>der</strong> Gebrauch <strong>der</strong> Fach- bzw. Wissenschaftssprache<br />
auch in bestimmte wissenschaftliche Denktraditionen und Arbeitsstrategien<br />
eingebettet ist.<br />
Eine <strong>der</strong> wichtigsten Tätigkeiten eines Wissenschaftlers ist das logische Folgern<br />
und Schließen. Als Schlussfolgerung bezeichnet m<strong>an</strong> ein sprachliches Gebilde, das<br />
aus einer Reihe von Aussagen, den Prämissen o<strong>der</strong> Annahmen, und einer weiteren<br />
Aussage, <strong>der</strong> Conclusio, besteht. Im Deutschen wird <strong>der</strong> Überg<strong>an</strong>g zwischen<br />
Prämissen und Conclusio oft mit Wörtern wie „deshalb“, „aufgrund dessen“,<br />
„darum“, „also“ o<strong>der</strong> „schließlich“ <strong>an</strong>gedeutet. Als Schlussfolgerung wird oft auch<br />
nur die Conclusio bezeichnet. Deutschlerner kennen den Begriff „Schlussfolgerung“<br />
meist als Bezeichnung eines abschließenden Satzes o<strong>der</strong> Abschnitts beim<br />
Schriftlichen Ausdruck.<br />
Anh<strong>an</strong>d einer Übung, bei <strong>der</strong> ein Versuch zu Kraft und Gegenkraft (Drittes<br />
Newtonsches Axiom) beschrieben werden soll, sollen die Denkschritte und<br />
Formulierungen einer Schlussfolgerung im Sinne <strong>der</strong> Logik erk<strong>an</strong>nt werden.