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Fachtagung 2.-3. März 2009 an der Universität

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Was verstehen Schreibberater unter dem Begriff Beratung?<br />

alle beim Ratsuchenden festgestellten (sprachlichen) Schwächen beheben zu<br />

wollen. 11<br />

Ein weiterer Aspekt, <strong>der</strong> diesen Beratungs<strong>an</strong>sätzen entnommen werden k<strong>an</strong>n, ist<br />

die Berücksichtigung sozialer Ressourcen im Umfeld des Ratsuchenden. Da die<br />

Schreibberatung auf Grund <strong>der</strong> begrenzten zeitlichen Kapazität oftmals nicht alle<br />

sprachlichen Fragen <strong>der</strong> Studierenden beh<strong>an</strong>deln k<strong>an</strong>n und keine Korrekturlesung<br />

beinhaltet, ist es sinnvoll, auch das Netzwerk des Studierenden (Wohngemeinschaft,<br />

Studienfreunde, Schreibgruppen, <strong>an</strong><strong>der</strong>e Angebote usw.) für die Problemlösung<br />

zu berücksichtigen und bewusst zu machen. In Anlehnung <strong>an</strong> systemische<br />

Ansätze (vgl. Nestm<strong>an</strong>n 2004a, Wagner 2004) wird <strong>der</strong> Ratsuchende so im Kontext<br />

seines Umfelds betrachtet. Diese Betrachtungsperspektive öffnet den Blick<br />

über die Person hinaus auch auf die Rahmenbedingungen des Studiums und beinhaltet<br />

die Frage, ob und wie im Ausbildungssystem selbst Verbesserungspotentiale<br />

verborgen sind (z.B. Verbesserung <strong>der</strong> Studienvorbereitung hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Schreib<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ungen im Studium, Vermittlung von Schreibkompetenz in den<br />

Fachdisziplinen, Art, Inhalte, Wirksamkeit studienbegleiten<strong>der</strong> Angebote etc.).<br />

Insgesamt gesehen wird <strong>der</strong> Schreibende/Studierende/Lernende wie im Sinne von<br />

Kurtz (2003) beim Erwerb akademischer Schreibkompetenz nicht allein als „independent<br />

self“ (ebd.: 153) <strong>an</strong>gesehen, also als Lernsubjekt, das sich überwiegend<br />

selbst org<strong>an</strong>isiert und von äußeren Einflüssen relativ unabhängig ist. Im Gegenteil<br />

– wir gehen davon aus, dass <strong>der</strong> Erwerb akademischer Schreibkompetenz in einer<br />

Gemeinschaft o<strong>der</strong> „Community of Practice“ (ebd. 161) erfolgt, die aus Studierenden,<br />

Fachdozenten, <strong>der</strong> scientific community ebenso wie den Lernkontexten und<br />

-orten besteht, die im Rahmen studienbegleiten<strong>der</strong> Schreiblern<strong>an</strong>gebote geschaffen<br />

werden. Die Schreibberatung für internationale Studierende ist d<strong>an</strong>ach ein institutioneller<br />

Lernort, <strong>an</strong> dem Schreibprobleme gelöst und die für das akademische<br />

Schreiben in <strong>der</strong> Fremdsprache erfor<strong>der</strong>lichen Kompetenzen sukzessive, durch<br />

fachlich und beraterisch kompetente Anleitung, Kooperation und Interaktion vermittelt<br />

und <strong>an</strong>gewendet werden.<br />

4 Fazit<br />

Das Verständnis von individueller (fremdsprachlicher) Schreibberatung ist im wissenschaftlichen<br />

Diskurs von Publikationen dominiert, die Schreibschwierigkeiten<br />

(nicht-muttersprachlicher) Studieren<strong>der</strong> eher defizitorientiert aus linguistischer<br />

11 Dies betrifft in <strong>der</strong> Praxis z.B. erste Hausarbeiten von fremdsprachigen Studierenden. Um zu<br />

einem abgabefähigen Text zu gel<strong>an</strong>gen, haben die Studierenden viele Teilaufgaben des akademischen<br />

Arbeits- und Schreibprozesses kennen gelernt und oftmals unter großen sprachlichen Anstrengungen<br />

gelöst. In den Texten werden grundlegende Anfor<strong>der</strong>ungen von Wissenschaftlichkeit erfüllt (z.B.<br />

thematische Eingrenzung, Aufbau und Vollständigkeit <strong>der</strong> Textteile, Einhaltung von Konventionen<br />

hinsichtlich des Zitierens, <strong>der</strong> Literatur<strong>an</strong>gaben etc.). Hinsichtlich sprachlicher Aspekte wie z.B.<br />

wissenschaftssprachliche Lexik, Syntax, Kohärenz und Kohäsion gäbe es oftmals noch Verbesserungspotential.<br />

Trotzdem entscheiden sich die Beratenen nach einer gewissen Zeit für die Abgabe <strong>der</strong><br />

Arbeit.<br />

201

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