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Preisfrage 2001 - Die Junge Akademie

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uns schmerzt?‹ finden. Dazu müssen wir unseren Schmerz und seine<br />

Ursprünge differenziert wahrnehmen und zwischen Schmerzen unterscheiden,<br />

die uns auf körperliche oder seelische Schädigungen aufmerksam<br />

machen, und Schmerzen, die diese Signalfunktion nicht<br />

erfüllen. <strong>Die</strong>s wurde als das lebenspraktische Problem betrachtet, das<br />

sich hinter der Frage ›Was ist es, das in uns schmerzt?‹ verbirgt.<br />

Wie gezeigt wurde, geht man lebenspraktische Probleme anders<br />

an als wissenschaftliche. Man sucht nicht nach einer möglichst objektiven<br />

allgemeingültigen Antwort, sondern arbeitet heuristisch, berichtet<br />

sich gegenseitig Beispiele und macht einander Vorschläge darüber,<br />

welche Lösungen ausprobiert werden sollten. Dabei kommt es nicht so<br />

sehr auf den Austausch möglichst ›wahrer‹ sprachlicher Informationen<br />

an, sondern eher darauf, den anderen zu möglichst sinnvollen Handlungen<br />

zu animieren. Es geht bei der ›Beantwortung‹ einer lebenspraktischen<br />

Frage also nicht darum so zu antworten, dass der andere<br />

danach mehr weiß als vorher, sondern so, dass der andere sich danach<br />

geschickter verhält als vorher.<br />

In diesem Sinne ist die Antwort auf die <strong>Preisfrage</strong> zu verstehen,<br />

die hier mittels einer empirischen Studie hergeleitet wurde, und die<br />

lautet: Was in uns schmerzt, ist unter anderem das Wetter. <strong>Die</strong>se<br />

Antwort kann Leser anregen, über den eigenen Weltschmerz nachzudenken<br />

und sich die Frage zu stellen, ob sie wohl zu dem Anteil der<br />

Menschen gehören, bei denen das Wetter einen großen Einfluss auf<br />

den Weltschmerz hat. In der berichteten Untersuchung waren das<br />

immerhin 30 Prozent der Teilnehmenden. <strong>Die</strong> Leser können sich auch<br />

überlegen, ob Weltschmerz uns manchmal, so wie viele körperliche<br />

Schmerzen, auf Sachverhalte hinweist, die wir ernst nehmen und<br />

möglichst schnell verändern sollten. <strong>Die</strong>se Überlegungen können sie<br />

auf andere Schmerzen übertragen oder auf viel angenehmere Empfindungen<br />

und Gefühle. Vielleicht werden sogar Leser über 0,3 Prozent<br />

ihrer Schmerzen lächeln können. Denn was in uns schmerzt, ist unter<br />

anderem das Wetter.<br />

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