Preisfrage 2001 - Die Junge Akademie
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›Könnte so sein‹, antwortet Rodin. Claudel schnäuzt sich erneut,<br />
Damasio beobachtet den Schaumrand in seinem Bierglas.<br />
›Du musst den Denker so gut wie möglich hinkriegen. Von Rodin-<br />
Klon zu Rodin-Klon immer perfekter. Stimmt’s?‹<br />
Rodin nickt.<br />
›Sonst ist es aus mit dir!‹<br />
Rodin fragt: ›Worauf willst du hinaus?‹ Claudel legt die Hand auf<br />
Rodins Unterarm. Damasio meint: ›<strong>Die</strong>udonné sagt, die Daseinsberechtigung<br />
eines Künstler-Klons hängt von seiner kreativen Kraft<br />
ab. Right?‹<br />
Der Denker nickt: ›Genau!‹<br />
Rodin und Damasio trinken aus ihren Flaschen. Claudel steht auf<br />
und holt für <strong>Die</strong>udonné und sich Orangensaft.<br />
Der Denker sagt: ›Es gibt eine Kette »Ei-Huhn-Ei-Huhn«. – Danke,<br />
Camille.‹ Er nimmt einen großen Schluck Orangensaft. ›Und es gibt<br />
eine Kette »Denker-Rodin-Denker-Rodin«.‹<br />
Damasio springt auf: ›A head spinning idea! Der Denker ›zwingt‹<br />
durch seinen Kunstwert die Cloning Masters zur erneuten Klonung<br />
von Rodin, der dann wiederum den Denker replizieren muss. Der Denker<br />
könnte sogar in evolutionäre Konkurrenz zu Homo Sapiens treten!‹<br />
Der Denker sagt: ›Entsetzlich!‹ Er stützt den Ellbogen auf sein Knie<br />
und seinen Kopf auf die Hand.<br />
Rodin geht austreten. ›Ihr entschuldigt mich?‹ Das belgische Bier.<br />
›Ich fühle mich sehr angestrengt‹, sagt Le Penseur, ›ich lege mich<br />
hin.‹<br />
Claudel und Damasio nicken stumm. Rodin bleibt weg. Nach einer<br />
Weile sagt sie: ›Ich schau nach ihm.‹<br />
Der Denker lächelt, als sie kommt. ›Hier, für meinen Vater. Wenn<br />
ich gestorben bin.‹<br />
Er reicht Claudel einen Umschlag.<br />
<strong>Die</strong> Bakterien vermehren sich rasend schnell. Abends versinkt der<br />
Denker in einen Dämmerzustand. Claudel, bei ihm wachend, schläft<br />
gegen 3 Uhr morgens ein. Zwei Stunden später wird sie von Rodin<br />
geweckt. ›Er ist tot, Camille.‹<br />
Claudel weint. Damasio erscheint, von der Unruhe angelockt.<br />
›Er hat ein Schreiben hinterlassen‹, flüstert sie, ›an seinen Vater.‹<br />
Rodin gibt das Schreiben Damasio: ›Würdest du es bitte vorlesen,<br />
Tony?‹<br />
Damasio liest:<br />
›Auguste Rodin, mein Vater und Schöpfer!<br />
Du hast mich mit den Bakterien infiziert, die mich zum Leben<br />
erweckt haben und die mich jetzt töten.<br />
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