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Preisfrage 2001 - Die Junge Akademie

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drei weitere, sie rauchen im Auto, und als sich die Tür hinter mir<br />

schließt, drücke ich mich mit den Handflächen vom Boden hoch. Da<br />

habe ich doch was übersehen. <strong>Die</strong> nächtliche Schwüle dringt durch<br />

das Fenster, Marco liegt ruhig in seiner Wiege, er hatte Probleme beim<br />

Einschlafen, und wenn er Probleme hat, haben Mercedes und ich sie<br />

auch, wir gehen ins Bett, und irgendwann verstummen auch die<br />

Grillen für kurze Zeit; die Maschinenpistolen glänzen im Morgenlicht,<br />

meine Hände werden mir auf den Rücken gebunden und ich falle auf<br />

den Rücksitz des Berudo, der Tacho zeigt an, dass wir etwa hundert<br />

Kilometer gefahren sind, bei einer Geschwindigkeit von etwa fünfzig<br />

macht das zwei Stunden. <strong>Die</strong> Wärme wandelt sich in frühe Hitze; die<br />

Fesseln werden mir schon zu Beginn der Fahrt abgenommen. Hinter<br />

einem Hügel entdecke ich ein Gebäude, das sehr heruntergekommen<br />

ist, es fehlen schon Fensterläden. An mehreren Türen vorbei werde ich<br />

in diesen Raum gesteckt, mein Pyjama ist zerrissen.<br />

Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich festgenommen<br />

wurde. Was Mercedes und Marco wohl machen? Ich vermisse sie.<br />

Warum sie mich wohl festgenommen haben. Es geht ja drunter und<br />

drüber zur Zeit, aber das ist schon seltsam. Jeder kann ins Haus, wenn<br />

die Tür kaputt ist. Gleich die Tür einzutreten, ist überzogen. Das müssen<br />

die bezahlen. Gut, schon nach der letzten Ausgabe hat es einige seltsame<br />

Vorfälle gegeben, die Sache mit dem einstürzenden Vordach und<br />

dann das ungebremste Auto. Tonio meinte, es wären Attentate von religiösen<br />

Fanatikern gewesen, aber ich denke, das ist Unsinn. Was macht<br />

denn die Zeitung heute ohne mich? Ob es? Unsinn. Wir bekommen doch<br />

eine Demokratie, wir sind auf dem Weg der Besserung. Es wird besser.<br />

<strong>Die</strong> letzten Jahre sind bei mir doch sehr ruhig verlaufen. Das Militär<br />

hat mich rausgeworfen, ja vielleicht bin ich deshalb hier, weil sie, nein,<br />

das geht nicht. Manchmal, wenn ich Marco ansehe, schäme ich mich für<br />

die Dinge, die ich getan habe. Vielleicht muss ich jetzt dafür bezahlen.<br />

Das wäre zynisch. Aber es wäre in Ordnung. Ich habe bereut. Aber<br />

wenn ich zur Rechenschaft gezogen werden soll, so bin ich bereit.<br />

Wenn die nur Mercedes und Marco nichts tun. <strong>Die</strong> Assel auf meinem<br />

Bein ist ein wenig träge. Ein leises Knack, als ich sie zerdrücke.<br />

Ihre Beine spreizen sich und machen anschließend eine Krümmung<br />

nach unten, als wollte sich das Tier noch mal aufrichten. Aber ihr Körper<br />

klebt am Stoff.<br />

1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 15, 17, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25 Quadrate<br />

sind über der Tür. Sie werden vom einfallenden Licht an die Wand<br />

geworfen. Vier mal vier Stäbe machen das Fenster zu einem Gitter. Ein<br />

Gefängnis. Ich. Das darf doch nicht wahr sein. Das würde den ganzen<br />

Neubeginn ad absurdum führen, nach der Generalamnestie.<br />

Meinen Kopf lasse ich mir nicht mehr nehmen. Auf dem Boden<br />

liegt allerhand Schmutz. Der Haufen aus kleinen Erdklumpen und<br />

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