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Preisfrage 2001 - Die Junge Akademie

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Das führt uns einen Schritt weiter. <strong>Die</strong> Antwort auf die Frage wird<br />

demnach eine Realdefinition sein. Ich will an dieser Stelle nicht das<br />

Problem erörtern, ob man alles, das existiert, auch real definieren<br />

kann. Wahrscheinlich gibt es auch hier Grenzen: Man denke nur an<br />

nichtpropositionale Formen des Wissens oder die Kategorien. Viel<br />

wichtiger ist aber die Frage, was mit der Aussage (2) eigentlich<br />

gemeint sein könnte.<br />

III. Das kleine Schmerzproblem<br />

Man kann die Aussage (2) nämlich auf zwei Arten verstehen:<br />

(3) Es gibt etwas, das in uns Schmerzen hervorruft [∃x (x ruft in uns<br />

Schmerzen hervor)],<br />

und<br />

(4) Es gibt etwas, das selbst in uns Schmerz ist [∃x (Ix & Sx)].<br />

Aussage (3) verweist auf das kleine Schmerzproblem, Aussage (4) auf<br />

das große Schmerzproblem. Das kleine Problem ist vor allem ein Kausalproblem,<br />

das große Problem ist ein ontologisches Problem.<br />

Wenden wir uns zuerst dem kleinen Schmerzproblem zu. In Aussage<br />

(3) ist entscheidend, was man unter dem Hervorrufen eines<br />

Schmerzes versteht. Je nach Antwort wird sich der Bereich der Kandidaten,<br />

die infrage kommen, Schmerzen hervorzurufen, vergrößern<br />

oder verkleinern. Bemerkenswert ist aber zunächst folgende Beobachtung:<br />

Das X, nach dem in dem kleinen Schmerzproblem gefragt wird,<br />

ist nicht mehr selbst der Schmerz, sondern der Schmerzverursacher.<br />

Deshalb handelt es sich hier auch um ein kausales Problem: Wer oder<br />

was verursacht kausal Schmerzen? Kausales Verursachen hat sicherlich<br />

etwas mit notwendigen und hinreichenden Bedingungen zu tun.<br />

Wenn folgendes vorliegt: X verursacht Y (= Schmerz), so muss X zumindest<br />

eine hinreichende Bedingung für Y sein: (X → Y). Wenn man<br />

beispielsweise jemandem ohne Betäubung den Arm amputiert (= X), so<br />

wird das Schmerz (= Y) hervorrufen. Das Armamputieren ohne Betäubung<br />

ist unter normalen Bedingungen also hinreichend für einen<br />

Schmerz. X muss als das Hervorrufende aber auch eine notwendige<br />

Bedingung für Y sein: (¬ X → ¬Y) ≡ (Y→ X). Denn die Aussage (3)<br />

spricht ja nicht über einzelne konkrete Schmerzverursacher, sondern<br />

allgemein über den Schmerzverursacher. Nun kann man aber auch<br />

Schmerzen haben, ohne dass einem der Arm amputiert wird. Also<br />

scheint das Armamputieren keine notwendige Bedingung für den<br />

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