Preisfrage 2001 - Die Junge Akademie
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leuchten konnte. Ich stand da und verlor mich in diesem unbekannten<br />
Dekor nach den Jahren der Dürre. Und er? Er verharrte weiterhin einfach<br />
da in Fluterschen. Es waren schon Jahre, und mit der Zeit hatte<br />
ich begonnen mich von ihm selber freizumachen, da er nichts als<br />
immer das Gleiche tat. Er blieb ein aus sich selbst Evakuierter.<br />
Ich besaß jetzt einen wirklich fatalen Ruf der Absonderlichkeit und<br />
etwas Geld, denn ich trug Werbeblätter aus und damit abonnierte<br />
ich eine Zeitschrift, die ich selten verstand, denn sie war auf Englisch,<br />
aber ihre Photos schmeckten nach allem anderen nur nicht nach Oberwammbach.<br />
Es gab darin sogar einmal einen traurigen Artikel über<br />
Kambodscha und große Tropfen wie vom Monsun ergoss ich über den<br />
Mythos des Artikels, den ich natürlich kaum begriffen hatte. Aber mit<br />
dem Rest des Geldes kaufte ich etwas, was ich mehr und mehr auf<br />
meine eigene Art verstand. Ich kaufte Farben, Pinsel, Federn und<br />
Tusche und schlechtes Papier. Alles war billig, ich kannte nur billiges<br />
Malzeug, denn niemand hatte mir erzählt, man könne auch ernsthaft<br />
malen, nicht wie ich, der ich unernsthaft malte, weil ich gänzlich<br />
unernst zu nehmend war, wie ich glaubte.<br />
›Das mit dem Gemale hört jetzt aber auf‹, sagte mein Vater kurz<br />
vor dem Explodieren eines Sonntag Abends, nachdem er eine ganze<br />
Serie von noch nassen Bildern über das Haus des Kambodschaners entdeckt<br />
hatte. Er stand da mit seinem Schnurrbärtchen, das zitterte vor<br />
Ärger, und den großen weißen Händen in ihrer ratlosesten Haltung.<br />
›Du lügst Deine Mutter nur noch an, um bloß niemandem helfen zu<br />
müssen, und dann kriechst Du rein in Deine ausländischen Hefte,<br />
ganz tief rein, bis Du nur noch Kaffer im Kopf hast! Und dann malst<br />
Du dieses Haus zum hundertsten Mal, ach, was sag ich‹, er unterbrach<br />
sich mit einer dicken Spuckeperle auf der Unterlippe, ›zum hunderttausendsten<br />
Mal! . . . würde ich ja gerne mal von Dir wissen, was Dich<br />
gerade an dieser Hütte so wild macht? Aber eins sag ich Dir – wenn<br />
ich Dich noch einmal erwische, dass Du dieses Haus malst, dann<br />
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