Inhaltsverzeichnis - BSCW
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Masterarbeit Këngë për fëmijët e vegjel. Reime für kleine Kinder.<br />
4.2.2. Sensible Phasen im Erwerb der Erstsprache<br />
Im Hinblick auf das Lernen zeigt die Forschung, dass die Entwicklung des Gehirns sogenannt sensible<br />
Phasen aufweist. „Eine sensible Phase ist ein Zeitraum in der Entwicklung, in dem bestimmte Verhal-<br />
tensweisen und Fähigkeiten nachhaltig erworben werden“ (vgl. Buch, 2002, S.70).<br />
Für den Erwerb der Erstsprache(n) stellt die Zeit zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr eine<br />
solche sensible Phase dar, die genutzt werden sollte (vgl. Blakemore & Frith, 2006, S. 42f.).<br />
Dabei gilt es zu beachten, dass die Konstruktionsleistungen des Gehirns abhängig sind von den An-<br />
regungen, die ein Kind aus seiner Umgebung erhält (vgl. Andres, 2002, S.348).<br />
Ein Kind sollte demnach in einem Umfeld aufwachsen, wo man oft und freudig mit ihm kommuniziert.<br />
Es sollte viele Lernerfahrungen machen können. Dabei müssen die Sprachvorbilder korrekt sein, denn<br />
das kindliche Gehirn filtert unerbittlich die allgemeine Regehaftigkeit aus den angebotenen sprachli-<br />
chen Inputs heraus, gespeichert werden Regeln, Muster und Zusammenhänge. Wortschatz, Ausspra-<br />
che und Grammatik werden von den Vorbildern gelernt. Spricht das Vorbild nicht korrekt, werden die<br />
fehlerhaften Regeln vom Kind übernommen. (Spitzer, 2002, S.75).<br />
Wenn Eltern mit ihren Kindern sprechen, werden die wahrgenommenen Lauteinheiten und ihre Bezie-<br />
hungen zueinander vom Kind in neuronalen Netzwerken abgebildet, tauchen immer wieder dieselben<br />
Sprach- und Lautstrukturen im Gesprochenen auf, werden diese neuronalen Verbindungen wiederholt<br />
aktiviert und verstärkt. Das Kind erlernt so diese Regelmässigkeiten und kann auf sie zurückgreifen,<br />
wenn es selbst zu sprechen beginnt (vgl. Küls, 2010).<br />
Von einem Lernvorgang kann dann gesprochen werden, wenn eine Erfahrung festgehalten und bei<br />
Bedarf wieder aktiviert werden kann (vgl. Klatte, 2007, S. 132).<br />
Wenn das Kind selber spricht, werden die entsprechenden Areale im Gehirn weiter aktiviert und die<br />
entsprechenden Verschaltungen der neuronalen Verbindungen weiter stabilisiert. Jetzt kann das Kind<br />
sein verbales Kommunikationsverhalten seiner Entwicklung entsprechend zunehmend selbst gestal-<br />
ten. Lernen und Sprechen sind interaktive Prozesse. Neues kann sich besser einprägen, wenn es von<br />
Emotionen begleitet wird, zum Beispiel dem guten Gefühl, der freudigen Bestätigung durch die Eltern<br />
(vgl. Küls, 2010).<br />
Der Prozess des Erstspracherwerbs verläuft unbewusst und automatisch und aufgrund der besonde-<br />
ren Sensibilität der entsprechenden Gehirnareale für solche Lernprozesse in der frühen Kindheit sehr<br />
schnell. Interessant ist, wie Küls (2010) beschreibt, dass sich beim späteren Erwerb einer zweiten<br />
Sprache in den Sprachzentren des Gehirns ein teilweise neues neuronales Netzwerk entwickelt. Das<br />
späte Lernen von weiteren Sprachen ist dabei mit sehr viel mehr Üben, Anstrengung und Mühe ver-<br />
bunden. Wächst ein Kind jedoch von Geburt an zweisprachig auf, entsteht ein einziges neuronales<br />
Netzwerk für beide Sprachen. Die Altersgrenze zwischen dem sogenannten Frühlernen und dem<br />
Spätlernen ist noch wenig erforscht, laut Küls (2010) liegt sie zwischen 3 und 6 Jahren.<br />
HfH Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. Departement 1. 2008-2011. Regula Wettstein 15