Inhaltsverzeichnis - BSCW
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Masterarbeit Këngë për fëmijët e vegjel. Reime für kleine Kinder.<br />
bruch zu einer neuen chancenreicheren Niederlassung ist eine mutige erste Reaktion darauf, sich aus<br />
einer als aussichtslos betrachteten Situation im Herkunftsland zu befreien. Aus dieser Perspektive<br />
betrachtet beweisen Eltern eine proaktive Haltung (vgl. Moret und Fibbi, 2008, S. 5).<br />
Der persönliche Umgang mit der Situation im Übergang der Migrationssituation kann von den Familien<br />
sehr unterschiedlich gestaltet werden. Lanfranchi beschreibt drei verschiedene Typen von Familien:<br />
• Die vorwärtsgewandten Familien, die in der Lage sind, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu neh-<br />
men, sich auf real veränderte Formen der Lebenspraxis einlassen, ihren Lebenslauf reflektieren und<br />
realistische Lebensentwürfe entwickeln.<br />
• Die „sklerotisierten“ Familien, sie sind starr nach innen zentriert, vertreten eine traditionsgebundene<br />
Wertordnung und ihre Lebensentwürfe wirken sich auf die Perspektiven ihrer Kinder häufig autono-<br />
miehemmend aus.<br />
• Die rückwärtsgewandten Familien versuchen, den Mythos der Rückkehr möglichst lange aufrecht zu<br />
erhalten und leben im Dauerprovisorium, was eine Integration verhindert (vgl. Lanfranchi, 2002, S.83-<br />
84).<br />
Auch weitere Besonderheiten können auf Familien mit Migrationshintergrund zutreffen: Unsicherer<br />
Aufenthaltsstatus, Einschränkungen hinsichtlich des Familiennachzuges, Familiensprachen, die sich<br />
von der lokalen Landessprache unterscheiden, sowie transnationale Familiennetzwerke. Alle diese<br />
Faktoren können sich auf die Lebens- und Bildungsplanung auswirken (vgl. EKFF, 2002).<br />
Allerdings muss in diesem Zusammenhang auf die Gefahr hingewiesen werden, dass bei der Be-<br />
schreibung der Situation von Familien mit Migrationshintergrund verzerrende Effekte wirksam werden<br />
können. Oft werden Belastungen und Risiken des Aufwachsens betont. Der Bildungsort dieser Famili-<br />
en wird als bildungsarm, vielleicht sogar hinderlich bezeichnet, oftmals werden diese Familien ohne<br />
weitere Prüfung mit desorganisierten Unterschichtsfamilien gleichgesetzt. Paternalisierungseffekte<br />
tragen dazu bei, dass Familien mit Migrationshintergrund weniger gebildet, weniger emanzipiert und<br />
weniger frei sind. Ethnisierungseffekte führen dazu, dass diesen Familien generell Differenz und<br />
Fremdheit zugeschrieben werden. Gendereffekte bewirken, dass Rollenbilder wie dominanter Vater<br />
und bildungsferne Mutter zugeschrieben werden (vgl. Herwartz-Emden, 2000, S. 77-79).<br />
Die Gruppe der Migrationsfamilien ist also sehr heterogen bezüglich Staatsangehörigkeit, Migrations-<br />
motivation, Rechtsstatus, Bildungsniveau, sozialer und ökonomischer Lage. Genau wie bei den<br />
Schweizer Familien gibt es Kleinfamilien, Patchworkfamilien, alleinerziehende Mütter und Väter. Ge-<br />
nauso wie bei jeder anderen Familie können Kinder geborgen und gefördert aufwachsen, immer sind<br />
sie jedoch von der Beziehungsfähigkeit ihrer Bezugspersonen abhängig.<br />
In der Schweiz verweisen die Ergebnisse von Schulleistungsstudien immer noch auf einen stabilen<br />
Zusammenhang zwischen der familiären Herkunft und dem erreichten Bildungserfolg. Kinder aus so-<br />
zioökonomisch schwächeren und bildungsfernen Familien – darunter auch zahlreiche Familien mit<br />
Migrationshintergrund – erhalten einen beschränkten Zugang zu frühkindlicher Bildung und treten<br />
weniger gut vorbereitet in die Schule ein, als andere Kinder. Diese ungleichen Voraussetzungen ver-<br />
stärken sich im Laufe der Schulzeit (vgl. Edelmann, 2010, S.199).<br />
HfH Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. Departement 1. 2008-2011. Regula Wettstein 25