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Masterarbeit Këngë për fëmijët e vegjel. Reime für kleine Kinder. Besonders zu erwähnen ist das Beispiel 11, ein Reim, der nur aus einem Satz besteht und bedingt empfehlenswert ist, obwohl er zwar aus sprachstrukturelles Sicht kaum Lernanlass bietet, jedoch allen übrigen Kriterien sehr gut gerecht wird. Zwei Reime haben sich im Laufe der Analyse als absolut ungeeignet zur Weitergabe erwiesen. Das Beispiel 5 (Kinderstubenreim, Zuchtreim) beinhaltet zwar viele Sprachstrukturelle Kriterien, die als Lernanlässe genutzt werden können, doch Aussage und Inhalt bewirken genau das Gegenteil der Zielsetzung, das Kind soll durch den Reim nicht zum Sprechen angeregt, sondern vom Sprechen ab- gehalten werden. Dazu kommt, dass keine begleitenden Bewegungshandlungen oder andere zusätz- liche Anreize geboten werden, abgesehen vom rein Sprachlichen bieten sich keine weiteren Lernan- lässe. Das Beispiel 8 (Stimmungshaftes, lyrisches Gedicht, Naturgedicht) ist ebenfalls nicht empfehlenswert. Zwar bieten sich auch hier einige Lernanlässe für die Sprache, es könnte aufgrund der positiv bewerteten sprachstrukturellen Kriterien durchaus eingesetzt werden. Doch wirkt die Stimmung im Reim je nach Deutung emotional eher negativ belastet und kann beim Kind möglicherweise Ängste auslösen, weil der Schluss keine Umkehr zum Guten bringt. Für die Eltern-Kind-Interaktion gibt es abgesehen vom gemeinsamen Sprechen keinen weiteren Anlass. Die Bedeutung der Begriffe kann unterschiedlich interpretiert werden, für kleine Kinder sind solche Doppelbedeutungen nicht verständlich und das Thema entspricht noch nicht ihrem Lebensumfeld. 8.2. Begründung der Auswahl für das Projekt Zeppelin Die Sprachstrukturellen Aspekte spielten in der Analyse zuerst eine wichtige Rolle, weil davon ausge- gangen wurde, dass sie für die Sprachförderung von besonderer Bedeutung sind. Im Laufe der Analyse stellte sich heraus, dass die Reime vom Aspekt Sprachstrukturen alle zur Förde- rung der Erstsprache geeignet waren, kleine Unterschiede ergaben sich aus der Funktion. Einige Reime eigneten sich für alle Altersstufen, andere nur für ganz kleine Kinder, wieder andere für die Vier- bis Fünfjährigen. Doch wenn ein Reim in den drei Kriterien Interaktion, Interpretation der Motive und ihrer emotionalen Wirkung und Lernanlässe schlechte Bewertungen erhielt, konnte er für die Zielgruppe des Projektes Zeppelin nicht empfohlen werden. Im Verlaufe der Analysen verschiedener Reime hat sich gezeigt, dass die Sprachstrukturen ein wichtiges Kriterium sind, jedoch der Grundlage der anderen Kriterien bedürfen, damit Sprachförderung wirkungsvoll praktiziert werden kann (vgl. Bruner, 2002, S. 33ff.). Dies gilt vor allem dann, wenn die Zielgruppe, welche die Reime im Alltag einsetzt, auch im Aufbau einer stabilen Eltern-Kind-Bindung unterstützt werden sollte. Wurden anfangs alle Kriterien gleich gewichtet, hat sich der Stellenwert der Sprachstruktur geändert. Dies wurde dadurch bestätigt, dass Reime mit einer intakten Sprachstruktur und diesbezüglich vielen Lernanreizen trotzdem als nicht geeignet bewertet wurden, weil die Motive negative Emotionen weck- ten, oder die Interaktion und die zusätzlichen Lernanlässe vernachlässigt wurden. Umgekehrt kann ein Reim, der in sprachstruktureller Hinsicht kaum etwas zu bieten hat (vgl. Beispiel 11) für die Zielgruppe im Projekt Zeppelin trotzdem durchaus empfehlenswert sein. HfH Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. Departement 1. 2008-2011. Regula Wettstein 66
Masterarbeit Këngë për fëmijët e vegjel. Reime für kleine Kinder. In der genauen Analyse gibt es also zwei Reime, die für die Familien im Projekt Zeppelin nicht geeignet sind (Beispiele 5 und 8). In der Kurzanalyse der Kinderreime im Anhang sind keine weiteren un- geeigneten Beispiele aufgelistet, obwohl noch einige in dieser Art existieren. Das Ziel, aufzuzeigen warum ein Reim sich eignet und welche Kriterien massgebend sind, wurde mit der Analyse der 11 Reime erreicht. Das weitere Material im Anhang dient dazu, eine erweiterte Sammlung geeigneter Reime für das Projekt Zeppelin zur Abgabe an Familien in psychosozialen Risikosituationen zur Ver- fügung zu stellen. 9. Beantwortung der Fragestellung Die Fragestellung lautete: Welche Kinderreime eignen sich besonders zur Weitergabe an jene Famili- en, die am Projekt Zeppelin beteiligt sind und welche theoretischen Kriterien sind massgebend für die Auswahl und die weitere Vermittlung an Kinder und Eltern? Die Frage kann aufgrund der bereits ausführlichen Schilderungen der Forschungsergebnisse wie folgt beantwortet werden: Es gibt Kinderreime, die sich zur Weitergabe an diese Familien besonders gut eignen. Diese entsprechen von der Funktion und der Thematik den Bedürfnissen der Kinder im Alter bis fünf Jahre. Neben einer positiv bewerteten Sprachstruktur, welche dem Alter der Kinder entspre- chende Lernanlässe bietet, zeichnen sich die Reime dadurch aus, dass sie mehrere Erfahrungsebe- nen gleichzeitig aktivieren und das Kind selbsttätig sein kann. Diese Reime beinhalten oft vom Spre- chen begleitete Bewegungshandlungen, vermitteln Bilder und Geräusche sowie weitere Lerninhalte. Sie handeln von der Lebenswelt der Kinder und sind oft mündlich überliefert. Die aus der Theorie erarbeiteten Kriterien haben sich als relevant erwiesen für die Analyse und Aus- wahl der Reime. Damit Sprache besser gelernt werden kann, spielen die theoretisch begründeten Kriterien Interaktion, emotionale Wirkung der Motive und begleitende Lernanlässe eine wichtige Rolle, sie bilden die Grundlage für den Spracherwerbsprozess. Grundsätzlich eignen sich Kinderreime sehr gut, um diesen Prozess zu unterstützen. 10. Die Erkenntnisse im Vergleich zur aktuellen Kinderlyrik-Forschung Die Erforschung der deutschen Kinderlyrik war in den sechziger und siebziger Jahren ein viel disku- tiertes Thema. Die meiste Literatur stammt aus dieser Zeit. Die Autorinnen und Autoren werden auch aktuell immer noch zitiert und der Wissensstand hat sich seither nicht massgebend verändert, eher verlagert. So geht es heute weniger darum, die Kinderpoesie zu analysieren oder sie nach Themenbe- reichen und Struktur zu kategorisieren. Viel mehr wird ihre Wirkung auf die kindliche Sprachentwick- lung und die Realisierung in der Familie näher beleuchtet. In einer empirischen Studie zur Realisie- rung von Kinderlyrik in der Familie und zum kindlichen Reimvermögen hat Anja Wildemann aufge- zeigt, welche Bedeutung der Kinderlyrik in den Familien beigemessen wird, zu welchen Anlässen sie realisiert wird und welchen Einfluss die Familie als primäre Sozialisationsinstanz auf die kindliche Sprachentwicklung (kindliches Reimvermögen) hat. Zusammengefasst führte die Studie zu folgenden wesentlichen Resultaten: Kinderlyrik wird in der Familie vor allem in alltägliche Situationen und Inter- HfH Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. Departement 1. 2008-2011. Regula Wettstein 67
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