Qualitätskriterien im Tourismus - DSFT Deutsches Seminar für ...
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<strong>Qualitätskriterien</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>für</strong> behinderte und ältere Menschen<br />
ketten, insbesondere bei den US-amerikanischen, gehört die behindertengerechte Zu-<br />
gänglichkeit und Ausstattung zur Unternehmenskultur, zum Standard. Kurz: Ich plädie-<br />
re <strong>für</strong> eine stärkere Verrechtlichung, damit Barrierefreiheit Standard wird.“ (Interview-<br />
partner)<br />
Beispielhaft erscheint uns diese Forderung <strong>im</strong> deutschen Behindertengleichstellungs-<br />
gesetz (BGG 2002) verwirklicht. Darin werden konkrete Maßnahmen vorgesehen, um<br />
eine Barrierefreiheit über den Bereich der öffentlichen Verwaltung hinaus durchsetzen<br />
zu können. So sieht etwa der § 5 BGG den Abschluss von Zielvereinbarungen zwi-<br />
schen Behindertenverbänden und Unternehmen/Unternehmerverbänden über die Be-<br />
seitigung von Barrieren vor. Bei Verletzung der darin getroffenen Vorgaben ist den Be-<br />
troffenen damit eine Klagemöglichkeit gegeben. 36<br />
Wie wichtig eine Standardisierung <strong>im</strong> Bereich der baulichen Normen wäre, lässt sich<br />
an folgendem Erfahrungsbericht ablesen.<br />
„Je älter ich werde, desto genauer plane ich, da ich mittlerweile Erfahrungswerte habe<br />
und ab einem best<strong>im</strong>mten Alter will man sich gewisse Dinge - wie etwa Abhängigkei-<br />
ten, bauliche Barrieren - nicht mehr antun. Mittlerweile will ich mir nicht mehr den gan-<br />
zen Tag ein Hotel anschauen, nur damit ich den besten Weg herausfinde, um zum<br />
Sw<strong>im</strong>mingpool zu finden. Das will ich von vornherein wissen, das heißt, ich plane ein-<br />
fach mehr. Das bedeutet, ich benutze entweder Destinationen, an denen ich schon war<br />
und von daher weiß, dass es funktioniert. Oder ich lasse mir Tipps von Freunden ge-<br />
ben, die ich mittlerweile sensibilisiert habe und die <strong>für</strong> mich schauen. ‚Ich habe sozu-<br />
sagen meine eigenen Scouts‘.“ (Interviewpartner)<br />
Dieses Beispiel gibt auch einen deutlichen Hinweis darauf, dass derzeit die Betroffenen<br />
aufgrund von fehlenden Kriterien nur wenig Sicherheit über Zugänglichkeit bzw. Barrie-<br />
renfreiheit haben. Um sich in öffentlichen Räumen zu bewegen, sind sie demnach auf<br />
individuelle Erfahrungen bzw. individuell geknüpfte Netzwerke (wie etwa die „eigenen<br />
Scouts“, auf deren Aussagen sie sich verlassen können) angewiesen. Damit wird aber<br />
auch deutlich, dass ein fehlendes sozial-politisches Bewusstsein und Engagement in<br />
bezug auf die Beseitigung von Barrieren zu einer Individualisierung von Lösungsmög-<br />
lichkeiten und -strategien führt. Diese Verschiebung der Verantwortung <strong>für</strong> die Lösung<br />
und Bewältigung von konkreten Hindernissen auf die Seite der Betroffenen führt u.a.<br />
dazu, dass sich <strong>im</strong> günstigsten Fall alle Beteiligten (mit und ohne Behinderung) in ei-<br />
36 vgl. dazu Moritz 2002, 37ff.<br />
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