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Case Management in Deutschschweizer Sozialversicherungen - (k)ein
neues Arbeitsfeld für SozialarbeiterInnen?
Nachfolgend werden die wichtigsten Ergebnisse aus den Expertinnen- und Experteninterviews
wiedergegeben. Die Ausschnitte sollen den Kern der jeweiligen Aussagen möglichst
treffend wiedergeben, damit Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Antworten
erkennbar werden. Die nachstehende Tabelle 8 verortet die interviewten Personen einerseits
nach Grösse der Case Management Teams und anderseits nach dem Kriterium, ob in den
entsprechenden Teams SozialarbeiterInnen eingesetzt werden. Die Bezeichnungen A1 bis
F2 stehen stellvertretend für die jeweiligen Expertinnen oder Experten. Der Buchstabe in der
Klammer gibt an, ob es sich um eine Interviewpartnerin (w) oder um einen Interviewpartner
(m) handelt.
Tabelle 8: Expertinnen und Experten von Deutschschweizer Sozialversicherungen
Teamgrösse Mit SozialarbeiterInnen Ohne SozialarbeiterInnen
1-7 Case ManagerInnen A1 (w) / A2 (w) B1 (w) / B2 (m)
8-18 Case ManagerInnen C1 (m) / C2 (w) D1 (m) / D2 (m)
> 18 Case ManagerInnen E1 (m) / E2 (m) F1 (m) / F2 (w)
Quelle: Eigene Darstellung
3.2.1 Verständnis von Case Management
Die Befragten weisen ein unterschiedliches Verständnis in Bezug auf das Case Management
und dessen Inhalt auf. Eine Zuordnung anhand des erfragten Case Managements Verständnisses
kann nicht eindeutig in die Kategorien system- und consumer-driven (vgl. Kapitel
1.2.3) gemacht werden. Ein reiner system- bzw. consumer-driven Ansatz ist in der Praxis der
Deutschschweizer Sozialversicherungen eher unwahrscheinlich. Um Aussagen zu dieser
Einteilung machen zu können, mussten die jeweiligen Aussagen des gesamten Interviews
beigezogen werden. Es zeigte sich, dass SozialarbeiterInnen in beiden Case Management
Formen tätig sind. Eine gewisse Tendenz zu system-driven ist ersichtlich, wobei der Übergang
zu consumer-driven fliessend erfolgt. Gesamthaft betrachtet kann eine gewisse Tendenz
zu einem erhöhten Anteil an SozialarbeiterInnen bei consumer-driven orientierten Sozialversicherungen
beobachtet werden.
Dem Verständnis von Case Management der verantwortlichen Personen in einer Sozialversicherung
kommt eine bedeutende Rolle zu. Daher werden nachfolgend die zentralen Aussagen
der interviewten Expertinnen und Experten in Bezug auf ihr Verständnis von Case
Management ausgeführt.
A1: „Case Management bedeutet für uns (...) die einheitliche Fallsteuerung nach einem betriebsintern
strukturiertem Prozess.“
A2: „Unter Case Management verstehen wir die Begleitung und Führung von mehreren
Personen in komplexen Fallsituationen wie beispielsweise Arbeitgeber, Arbeitnehmer,
Familie, Versicherungen, Ärztinnen und Ärzte. Wir sehen uns als (...) neutrale Stelle,
die weder für Arbeitnehmer noch für Arbeitgeber die Partei ergreift (...) und wir verstehen
uns auch als Koordinatoren, die einen Fall steuern.“
B1: „Wir arbeiten nach einer internen Betreuungsmethode mit klar festgelegten Prozessschritten
der Fallsteuerung (...).“
B2: „Wir halten uns an die Definition des Netzwerkes Case Management Schweiz: Die
ganze Vernetzung, Koordination, Kooperation und Steuerung von komplexen Situationen
auf die Bedarfssituationen von Betroffenen. Es ist ein Verfahren zur Fallsteuerung
(...).“
Hochschule Luzern - Soziale Arbeit Seite 45