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Case Management in Deutschschweizer Sozialversicherungen - (k)ein<br />

neues Arbeitsfeld für SozialarbeiterInnen?<br />

oder auf ihren eigenen Bereich zu adaptieren. Aus der Sicht der Sozialen Arbeit ist eine solche<br />

unreflektierte Übernahme von ökonomischen Vorgaben sicherlich nicht wünschenswert.<br />

SozialarbeiterInnen haben die Chance, sich als Case ManagerIn in Sozialversicherungen<br />

einzubringen und dieses Feld aktiv mitzugestalten. Dabei ist es aber wichtig, dass sie nicht<br />

ihre Wurzeln und ihren Wissens- und Handlungsfundus verlieren. Soziale Arbeit hat gemäss<br />

Heiner (2007) die Funktion, die Teilnahmemöglichkeiten und die Teilnahmebereitschaft ihrer<br />

Klientinnen und Klienten zu verbessern (S. 53). Das Case Management operiert insbesondere<br />

in einem consumer-driven orientierten Kontext in diesem Bereich. Wenn sich die Soziale<br />

Arbeit in einem solchen Gebiet engagiert, dann macht sie nichts anderes, als das, was ihrer<br />

Funktion entspricht. Ohne Beteiligung von SozialarbeiterInnen besteht die Befürchtung, dass<br />

die Soziale Arbeit ein ihr ureigenes methodisches Konzept anderen Berufsgruppen überlässt.<br />

Bei der Rezeption durch andere Berufsgruppen wächst die Gefahr, dass die Grundhaltungen<br />

und das theoretische Gesamtkonzept des Case Managements in den Hintergrund<br />

geraten. Aufgrund ihrer Transdisziplinarität (vgl. Kapitel 1.1.3) hat die Soziale Arbeit eine gute<br />

Basis für diese intensive Auseinandersetzung im teilweise marktorientierten Feld der Sozialversicherungen.<br />

Dabei könnte in einer weiteren Forschungsarbeit ergründet werden, wie<br />

sich das Berufsbild der SozialarbeiterInnen verändert, welche in einem marktwirtschaftlichen<br />

Kontext arbeiten.<br />

Die Schwierigkeit der Sozialen Arbeit besteht zu einem wesentlichen Teil darin, dass das Tätigkeitsfeld<br />

der Sozialen Arbeit sehr breit ist (vgl. Kapitel 1.1.1). Gemäss Engelke (2002) wirken<br />

sich Unklarheiten des Begriffs Soziale Arbeit sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaftstheorie<br />

negativ aus (S. 9). Nach Sommerfeld (2000) soll sich die Soziale Arbeit in<br />

ihrem eigenen Interesse eingrenzen und sich aus therapeutisch orientiertem Handeln <strong>zur</strong>ückhalten<br />

(zit. in Klug, 2003, S. 163). Die Transdiziplinarität ist nicht nur eine gute Ausgangslage<br />

für die beschriebene Auseinandersetzung mit anderen Berufsgruppen und die berufliche<br />

Praxis als Case ManagerIn, in der man sich oft mit Personen aus verschiedenen<br />

Disziplinen befasst. Sie bietet noch einen weiteren Vorteil: Matthias Müller & Corinna Ehlers<br />

(2008) führen an, dass das Case Management aufgrund seines transdisziplinären Charakters<br />

eine konzeptionelle Brücke zwischen den heterogenen Arbeitsfeldern des Sozial- und<br />

des Gesundheitswesens darstellt. Mit der spezifischen Verknüpfungsaufgabe im Case Management<br />

kann ein neues Spezialwissen generiert werden, das der Sozialen Arbeit dienlich<br />

ist (S. 7). Auch Klug (2003) sieht im Case Management eine Chance für die Soziale Arbeit,<br />

da mit dem Case Management die Allzuständigkeit durch die Begrenzung des Handelns relativiert<br />

wird. Demzufolge ist „(…) Case Management nicht nur eine sozialarbeiterische Methode,<br />

sie bietet als eine der wenigen durchkonstruierten und im internationalen Kontext erprobten<br />

Verfahrensweisen die Möglichkeit, ein eigenständiges Profil [der Sozialen Arbeit] zu<br />

entwickeln“ (S. 164).<br />

Die klare Ablaufstruktur des Case Managements bietet noch einen weiteren, in der Literatur<br />

nicht erwähnten, Vorteil. Die Arbeitsweise von SozialarbeiterInnen wird für Dritte nachvollziehbarer.<br />

Aufgrund der klar ersichtlichen Parallelen zu bestehenden Handlungsmodellen<br />

(vgl. Kapitel 1.1.3 und 1.2.3) sind die Arbeitsschritte des Case Managements anschlussfähig<br />

und können auch von Nicht-SozialarbeiterInnen leicht verstanden werden. Durch die erhöhte<br />

Nachvollziehbarkeit kann eine gesteigerte Messbarkeit und somit eine bessere Akzeptanz<br />

der Arbeit erwartet werden. Man kann daher davon ausgehen, dass sich das Case Management<br />

aus diesen Gründen positiv auf das Ansehen der SozialarbeiterInnen auswirken kann.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass sich dies wiederum vorteilhaft auf die Vorurteile auswirkt, mit denen<br />

die SozialarbeiterInnen vereinzelt durch die Verantwortlichen des Case Managements konfrontiert<br />

werden (vgl. Kapitel 4.3). Es kann durchaus sein, dass auch die Soziale Arbeit ebenfalls<br />

Vorurteile gegenüber dem Case Management hat, dies insbesondere wenn Case Management<br />

in einer Versicherung erfolgt. Dies könnte mit ein Grund für die noch relativ geringe<br />

Beschäftigungsquote von SozialarbeiterInnen in diesem Arbeitsfeld sein. Eine Untersuchung<br />

bezüglich der bestehenden Vorurteile könnte der Inhalt für eine weitere Forschungsarbeit<br />

darstellen.<br />

Hochschule Luzern - Soziale Arbeit Seite 73

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