29.01.2013 Aufrufe

Urheberrechtliche Hinweise zur Nutzung Elektronischer Bachelor ...

Urheberrechtliche Hinweise zur Nutzung Elektronischer Bachelor ...

Urheberrechtliche Hinweise zur Nutzung Elektronischer Bachelor ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Case Management in Deutschschweizer Sozialversicherungen - (k)ein<br />

neues Arbeitsfeld für SozialarbeiterInnen?<br />

die Klientinnen und Klienten dar. Sie werden umfassend von den Case ManagerInnen beraten<br />

und begleitet. In der Praxis bestehen unterschiedliche Ansichten, wie dieses Ziel für beide<br />

Seiten erreicht werden kann. Aufgrund der Aussagen der Expertinnen und Experten<br />

konnten zum Teil system-driven Ansätze erkannt werden. So meinte zum Beispiel C1: „Das<br />

Case Management ist für uns die Fallsteuerung mit dem Vorgehen nach einem intern vorgegebenen<br />

Ablauf (...).“ Andererseits sind auch consumer-driven Ansätze aus den Interviews<br />

ersichtlich, wie zum Beispiel bei E1: „Wir betreiben ein Case Management, weil der Mensch<br />

im Zentrum steht. Wir wollen unsere Kunden beraten und begleiten“ (Kapitel 3.2).<br />

Wesentlich und entscheidend sind die konzeptionelle Ausrichtung und das Verständnis der<br />

Entscheidungstragenden einer Versicherung gegenüber dem Case Management (vgl. Kapitel<br />

1.2.4). Die Rahmenbedingungen, in welchem ein Case Management stattfindet, ist nicht<br />

nur massgebend für die konkrete Tätigkeit der Case ManagerInnen, sondern auch ob das<br />

Case Management system- oder consumer-driven orientiert ist.<br />

Die Erwartung, einen Mehrwert für die Klientinnen sowie Klienten und für die Institution zu<br />

erzielen, führt unweigerlich zu einem Spannungsfeld, dem sich die Case ManagerInnen aussetzen<br />

müssen. Case ManagerInnen befinden sich demnach zumindest bei den Sozialversicherungen,<br />

die von einem Win-win-Ziel sprechen, in einem Doppelmandat, wie dies auch die<br />

Soziale Arbeit kennt (vgl. Kapitel 1.1.1).<br />

Einige Expertinnen und Experten stehen SozialarbeiterInnen als Case ManagerInnen positiv<br />

gegenüber. Andere haben diesbezüglich jedoch Vorbehalte. Nur gerade zwei Expertinnen<br />

bzw. Experten lehnen SozialarbeiterInnen für diese Funktion ab (vgl. Kapitel 3.2). In den Interviews<br />

wurde vermehrt angesprochen, dass neben dem Profil einer Bewerberin oder eines<br />

Bewerbers stark auf die Persönlichkeit geachtet wird. Die Einstellung gegenüber den zu<br />

betreuenden Personen und der Versicherung ist dabei von grosser Bedeutung. Als Hauptkritikpunkt<br />

gegenüber SozialarbeiterInnen im Case Management wurde von den Verantwortlichen<br />

die zu gering ausgeprägte ökonomische Denk- und Handelsweise genannt. Teilweise<br />

wurde ein fundiertes Versicherungswissen verlangt, das lediglich in einer Versicherung erst<br />

nachträglich erworben werden kann (C1, Kapitel 3.2). Bei anderen Versicherungen wird es<br />

bei Antritt der Stelle vorausgesetzt (F2, Kapitel 3.2).<br />

In der Praxis besteht teilweise ein diffuses Bild über die Tätigkeit und Ziele von SozialarbeiterInnen.<br />

So sagt E2 beispielsweise: „Bei einem Anwalt weiss man, dass er nur die Interessen<br />

des Klienten wahrnimmt. Bei den Sozialarbeitern weiss man nicht auf den ersten Blick,<br />

dass sie die Interessen der Organisation vertreten und dadurch ihre Rolle im System wahrnehmen“<br />

(Kapitel 3.2).<br />

Bei einem Interview sind Vorurteile gegenüber SozialarbeiterInnen ersichtlich, die Worte von<br />

F1 sprechen dazu eine deutliche Sprache:<br />

(...) grundsätzlich, so wie eine Versicherung das Case Management betreibt, ist eine<br />

Person mit einem sozialarbeiterischen Hintergrund nicht die Richtige. Nicht weil jemand<br />

aus der Sozialen Arbeit nicht über die nötigen Fähigkeiten verfügt, sondern die<br />

Beweggründe, wieso sich jemand für die Soziale Arbeit interessiert, sind entscheidend.<br />

Dies ist ein wichtiger Bestandteil der Persönlichkeit. Ich denke die Aspekte der Denkund<br />

Arbeitsweise dominieren auch später noch. Dies ist nicht das, was ich als optimal<br />

ansehe. Es ist so, dass wenn jemand mit dem helfenden und sozialen Gedanken diese<br />

Arbeit antritt, er im Hintergrund oft ein anderes Defizit hat, das so kompensiert werden<br />

kann. (Kapitel 3.2)<br />

Hochschule Luzern - Soziale Arbeit Seite 60

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!