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Case Management in Deutschschweizer Sozialversicherungen - (k)ein<br />

neues Arbeitsfeld für SozialarbeiterInnen?<br />

4.5 Kritische Würdigung<br />

Wie bereits mehrmals erwähnt, hat sich das Case Management von der Sozialen Arbeit in<br />

andere Bereiche ausgedehnt, so auch in die Sozialversicherungen. Jedoch wurde nicht der<br />

breite theoretische Fundus aus der Sozialen Arbeit aufgegriffen, sondern nur der methodische<br />

Aspekt des Case Managements. Die Anwendung und die theoretische Entwickelung<br />

des Case Managements wurde bis in die 80er Jahren durch SozialarbeiterInnen massgebend<br />

mitgeprägt. Danach wurde dieses Konzept auch von anderen Disziplinen übernommen<br />

(vgl. Kapitel 1.2.1). Beim Betrachten der Theorien der Sozialen Arbeit und des Case Managements<br />

fällt besonders der Unterschied zwischen Bedürfnis- und Bedarfsorientierung auf.<br />

Die Soziale Arbeit hat offenbar eine Bedürfnisorientierung (vgl. Kapitel 1.1.1) und das Case<br />

Management eher eine Bedarfsorientierung (vgl. Kapitel 1.2.2). Häufig wird in der Praxis eine<br />

Win-win-Situation angestrebt. Dabei werden die legitimen ökonomischen Gedanken einer<br />

Sozialversicherung verfolgt, jedoch werden dabei auch die Interessen des Klientels berücksichtigt<br />

und gefördert. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass Letzteres ein<br />

neuer Ansatz in der Sozialversicherungslandschaft darstellt.<br />

SozialarbeiterInnen verfügen über den Grossteil der Kompetenzen, die im Case Management,<br />

sowohl in der Theorie als auch von der Praxis, gefordert werden. Eine Ausnahme bildet<br />

das von den Expertinnen und Experten oft verlangte versicherungsrechtliche Fachwissen.<br />

In der Ausbildung der Sozialen Arbeit streifen die Studierenden Sozialversicherungsfragestellungen,<br />

jedoch entspricht dieses erworbene Wissen nicht der Tiefe, die teilweise in der<br />

Praxis gefordert wird. Dabei muss aber darauf hingewiesen werden, dass je nach Tätigkeitsfeld<br />

ein unterschiedliches Spezialwissen erforderlich ist. Allgemein kann davon ausgegangen<br />

werden, dass das benötigte Fachwissen erlernt werden kann; an kognitiven Fähigkeiten sollte<br />

es tertiär ausgebildeten SozialarbeiterInnen grundsätzlich nicht mangeln. Die Verantwortlichen<br />

des Case Managements in Sozialversicherungen haben teilweise Bedenken geäussert,<br />

hinsichtlich der ökonomischen Denk- und Handlungsweisen von SozialarbeiterInnen. Dieser<br />

Einwand ist in Anbetracht des Doppelmandates der Sozialen Arbeit nur bedingt gerechtfertigt.<br />

Es kann die These entwickelt werden, dass die SozialarbeiterInnen aufgrund des gewohnten<br />

Umganges mit einem Doppelmandatverständnis den verschiedenen Rollen im Case<br />

Management gerecht werden können. Sie sind auch vertraut im Umgang mit unterschiedlichen<br />

Interessen und Anforderungen. Zur Sozialen Arbeit gehört auch ein ökonomischer Umgang<br />

mit den vorhandenen Ressourcen. Andererseits ist die Soziale Arbeit typischerweise<br />

keinem Marktdruck ausgesetzt, wie dieser teilweise in den Sozialversicherungen herrscht.<br />

Dieses Spannungsfeld des Doppelmandates und dessen anspruchsvolle Umsetzung sind in<br />

der Sozialen Arbeit längst erkannt. Als Leitlinie im Umgang damit wurde vor Jahren der<br />

Ethikkodex für die Soziale Arbeit eingeführt. Im Case Management sind aber auch Personen<br />

tätig, die sich nicht am Berufskodex der Sozialen Arbeit orientieren. Gegenwärtig erarbeitet<br />

das Netzwerk Case Management Schweiz ethische Standards für das Case Management<br />

(vgl. Kapitel 1.2.5). Das dritte Mandat der Sozialen Arbeit (vgl. Kapitel 1.1.1) kann beim Einstieg<br />

in das Praxisfeld Case Management in Sozialversicherungen hinderlich sein. Dies vor<br />

dem Hintergrund, dass gewisse Zielkonflikte zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden<br />

auftreten können, wenn SozialarbeiterInnen einen Gesellschaftswandel anstreben.<br />

Dass einige Expertinnen und Experten die Anstellung von SozialarbeiterInnen in ihrem Case<br />

Management ausschliessen, lässt sich mit Vorurteilen gegenüber den SozialarbeiterInnen<br />

erklären. Aus den Interviews geht hervor, dass einige Verantwortliche des Case Managements<br />

nicht in ausreichendem Mass über die heutzutage erwarteten Kompetenzen der SozialarbeiterInnen<br />

im Bild sind.<br />

Die Annahme, dass sich der consumer-driven Ansatz eher als der system-driven Ansatz für<br />

SozialarbeiterInnen eignet, kann unter Einbezug der Theorien aus Sozialer Arbeit und Case<br />

Management bestätigt werden. Die untersuchten Sozialversicherungen können nicht eindeutig<br />

den theoretischen Konstrukten system-driven beziehungsweise consumer-driven zugeordnet<br />

werden. Vielmehr weisen die Versicherungen gewisse Tendenzen der einen oder an-<br />

Hochschule Luzern - Soziale Arbeit Seite 69

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