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Case Management in Deutschschweizer Sozialversicherungen - (k)ein<br />

neues Arbeitsfeld für SozialarbeiterInnen?<br />

schnittlichen Anzahl Case ManagerInnen fällt auf, dass bei den Krankenversicherungen nur<br />

rund ein Viertel so viele Case ManagerInnen angestellt sind, wie bei den Unfallversicherungen<br />

(vgl. Abbildung 11). Dies lässt sich wohl mit dem hohen Anteil an externen Case Management<br />

PartnerInnen erklären. Die Krankenversicherungen haben jedoch mit rund 8.4% (vgl.<br />

Abbildung 12) deutlich den grössten Anteil an SozialarbeiterInnen im Case Management angestellt<br />

(Unfallversicherungen: 5.7%, IV-Stellen: 3.5%, Militärversicherung: 0%).<br />

Bei rund einem Drittel aller untersuchten Sozialversicherungen sind in den Case Management<br />

Teams SozialarbeiterInnen angestellt (vgl. Abbildung 13). Dies kann aus Sicht der Sozialen<br />

Arbeit als erfreulich gewertet werden. Jedoch relativiert sich dieses Bild bei der Betrachtung<br />

der absoluten Zahlen: Von insgesamt 626 Case ManagerInnen sind nur 36 (5.8%)<br />

SozialarbeiterInnen. Dennoch zeigt sich, dass SozialarbeiterInnen daran sind, das neue Arbeitsfeld<br />

Case Management in Sozialversicherungen zu erschliessen. In Anbetracht der Tatsache,<br />

dass das Case Management aus der Sozialen Arbeit entstanden ist (vgl. Kapitel<br />

1.2.1), ist der Anteil SozialarbeiterInnen in diesem Tätigkeitsfeld überraschend gering.<br />

Ein Zusammenhang zwischen der Teamgrösse und der Anzahl SozialarbeiterInnen kann<br />

nicht festgestellt werden. Der Korrelationskoeffizient beträgt schwache 0.13 (vgl. Kapitel 3.1).<br />

Die Frage ist somit ungeklärt, aus welchen Gründen der Anteil von SozialarbeiterInnen im<br />

Case Management bei gewissen Sozialversicherungen bis zu 43% ausmacht und bei anderen<br />

Sozialversicherungen keine einzige Stelle von SozialarbeiterInnen besetzt wird. Eine Erklärung<br />

dafür kann die Konzeption und die Implementierung des Case Managements sein,<br />

der eine bedeutende Rolle zu kommt (vgl. Kapitel 1.2.4).<br />

Obwohl Sozialversicherungen grundsätzlich nur einen beschränkten Gewinn erzielen dürfen,<br />

sind sie einem finanziellen Druck unterworfen. An dieser Stelle soll an das enorme Finanzloch<br />

der IV erinnert werden, welches die Grundlage der 6. IV-Revision bildet. Weiter sei auf<br />

die massiven Prämienaufschläge bei den Krankenversicherungen hingewiesen. Case Management<br />

bedeutet nicht zuletzt auch ein Mittel <strong>zur</strong> Verbesserung der Effektivität und Effizienz<br />

(vgl. Wendt, 1991, S. 15). Daher erstaunt es nicht, dass die untersuchten Sozialversicherungen<br />

an einer Steigerung der Effizienz und Effektivität der Leistungen interessiert sind und mit<br />

dem Case Management auch ökonomische Ziele verfolgt werden, sei dies durch die Hoffnung<br />

auf direkte Kosteneinsparungen oder durch eine verbesserte Reputation. Die Kundenbindung,<br />

die man mit dem Case Management erzielt, kann sich positiv auf die Reputation einer<br />

Versicherung und somit auch auf die Bilanz auswirken (vgl. Klaus-Peter Wiedmann,<br />

Charles Fombrun & Cees van Riel, 2007, S. 322). Das Case Management in einer Sozialversicherung<br />

kann somit als Puzzlestein in einem Reputationsprozess betrachtet werden.<br />

Die von den GesprächspartnerInnen genannten Begründungen für die Einführung des Case<br />

Managements unterstreichen fast durchwegs die ökonomischen Beweggründe. In einigen<br />

untersuchten Versicherungen wurde das Case Management als eine geeignete Form der<br />

Kostenoptimierung in der Fallführung bzw. -steuerung erkannt. Andere wiederum erwähnten<br />

die Zunahme der Komplexität in der Fallarbeit als wichtigen Grund für die Implementierung<br />

(vgl. Kapitel 3.2). Eine adäquatere Einflussnahme seitens der Versicherung, kann indirekt<br />

auch als monetärer Gedanken interpretiert werden. In diesem Zusammenhang sei darauf<br />

hingewiesen, dass ein effizienter und schonungsvoller Umgang mit den vorhandenen und<br />

durch die gesamte Versicherungsgemeinschaft finanzierten Ressourcen grundsätzlich nichts<br />

Negatives darstellt.<br />

Die Expertinnen und Experten weisen ein unterschiedliches Verständnis in Bezug auf das<br />

Case Management auf. Anhand der Interviews kann keine eindeutige Zuordnung des Case<br />

Managements in system- bzw. consumer-driven gemacht werden (vgl. Kapitel 3.2). Mehrfach<br />

wurde von den Expertinnen und Experten erwähnt, dass mit dem Case Management der<br />

einzelne Fall gesteuert und koordiniert werden kann (vgl. Kapitel 3.2). Die mehrfach angesprochene<br />

Win-win-Situationen kann als Idealform eines Case Managements in Versicherungen<br />

interpretiert werden. Eine Win-Situation besteht für die Versicherung, wenn sie mit<br />

dem Case Management Kosten einsparen können. Das zweite „Win“ stellt ein Mehrwert für<br />

Hochschule Luzern - Soziale Arbeit Seite 59

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