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Case Management in Deutschschweizer Sozialversicherungen - (k)ein<br />

neues Arbeitsfeld für SozialarbeiterInnen?<br />

hand der qualitativen Analyse tendenziell bestätigt werden (vgl. Kapitel 3.2). Dabei ist jedoch<br />

anzumerken, dass in dieser Forschung keines der beiden Konzepte des Case Managements<br />

in reiner Form vorzufinden ist. Es kann festgehalten werden, dass SozialarbeiterInnen eine<br />

gute Basis für ein ergänzendes, eher auf Beratung und Begleitung ausgerichtetes Case Management<br />

mitbringen. In Case Managements, die einen hohen versicherungstechnischen<br />

und einen geringen beraterischen Aufgabenbereich haben, eignen sich andere Berufsgruppen<br />

tendenziell eher für diese Tätigkeit als SozialarbeiterInnen.<br />

Die Frage, ob das Case Management in Deutschschweizer Sozialversicherungen ein neues<br />

Arbeitsfeld für SozialarbeiterInnen darstellt, kann wie folgt beantwortet werden:<br />

SozialarbeiterInnen sind, wie die quantitative Erhebung aufzeigt, bereits in diesem Arbeitsfeld<br />

tätig. Es besteht ein beachtliches Potential für SozialarbeiterInnen, sich im Case Management<br />

der Deutschschweizer Sozialversicherung stärker zu positionieren. Die SozialarbeiterInnen<br />

decken die geforderten Kompetenzen der Case ManagerInnen in Sozialversicherungen<br />

weitgehend ab. Die Eignung der SozialarbeiterInnen hängt jedoch wesentlich vom<br />

Konzept ab, gemäss dem die entsprechende Versicherung ihr Case Management betreibt.<br />

Dabei spielt es eine Rolle, ob es sich eher um ein consumer- oder um ein system-driven orientiertes<br />

Konzept handelt und welche Vorstellungen die SozialarbeiterInnen in Bezug auf ihre<br />

eigene Berufsidentität haben. SozialarbeiterInnen eignen sich besonders für einen consumer-driven<br />

orientierten Kontext und sollten dies bei der Auswahl der Arbeitgeberin oder<br />

des Arbeitgebers entsprechend berücksichtigen. Eine Prüfung der gegenseitigen Ansprüche<br />

und Bedürfnisse während der Bewerbungsphase kann für beide Parteien aufschlussreich<br />

sein.<br />

5.2 Kritische Reflexion und Ausblick<br />

Ein Drittel der Ausgaben für die Soziale Sicherheit in der Schweiz werden in die Sozialversicherungen<br />

investiert (Bollier, 2005, S. 39). Aufgrund ihrer wichtigen Stellung und ihrer Auswirkungen<br />

auf die Soziale Sicherheit lohnt sich eine Auseinandersetzung mit den Sozialversicherungen<br />

und diesem neuen Arbeitsfeld für die Soziale Arbeit.<br />

Die Ziele, die bei der Einführung des Case Managements in den Sozialversicherungen verfolgt<br />

wurden, sind auch ökonomischer Natur (vgl. Kapitel 4.5). Case Management scheint<br />

nicht nur im Sozialwesen ein Mittel <strong>zur</strong> Verbesserung der Effektivität und Effizienz zu sein,<br />

sondern auch bei den Versicherungen (vgl. Wendt, 1991, S. 15). Nichtsdestotrotz sollen<br />

auch die Klientinnen und Klienten durch die umfangreiche Betreuung einen Gewinn erzielen<br />

und in der Hilfe <strong>zur</strong> Selbsthilfe unterstützt werden. Peter Sommerfeld & Dieter Haller (2003)<br />

fügen kritisch an: „Es ist evident, dass ein Managerialismus in Reinkultur professionelles<br />

Handeln praktisch verunmöglichen würde“ (S. 66). Der erhöhte finanzielle Druck macht auch<br />

vor dem Sozialwesen nicht halt und die Soziale Arbeit ist diesem unweigerlich unterworfen.<br />

Die Frage dabei ist nicht, ob der Druck effektiv besteht, sondern welche Rolle man darin einnimmt.<br />

Gemäss Sommerfeld & Haller (2003) kann eine Modernisierung aufgrund von knappen<br />

ökonomischen Ressourcen auch eine Chance darstellen, da die Soziale Arbeit dadurch<br />

gezwungen wird, ihre Wirkung und Anschlussfähigkeit nachzuweisen (S. 75). Die mangelhafte<br />

interne professionelle Identität der Sozialen Arbeit kann dazu führen, dass die Fremdreferenz<br />

der ökonomischen Rationalität dominant wird und sich zu einer Begrenzung der Möglichkeiten<br />

der professionellen Rationalität entwickelt (ebd. S. 87). Werner Thole & Peter<br />

Cloos (2000) weisen darauf hin, dass die Soziale Arbeit zwar über ein dichtes theoretisches<br />

Bezugssystem verfügt, aber über kein einheitliches Profil und kein konsensuales theoretisches<br />

Referenzsystem. Bisher erfolgte die Übernahme von Theorien aus den Bezugswissenschaften<br />

wie zum Beispiel aus der Soziologie oder der Psychologie in der Regel mit einer<br />

gewissen Adaptation. Ähnliche Anpassungen können aber bei der Übernahme von ökonomischen<br />

Modellen, so Thole und Closs, nicht beobachtet werden (S. 551 ff.). Die Soziale Arbeit<br />

übernimmt in der Praxis demnach ökonomische Modelle, ohne diese bewusst mitzugestalten<br />

Hochschule Luzern - Soziale Arbeit Seite 72

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