DER MAINZER Restaurant- und Weinführer 2019

Favorite Parkhotel
Entenleber nebst Jus, dazu ein wenig Gewürzbirne und eine
Scheibe Brioche sind zusammen mit den karamellisierten Haselnüssen
die feinen Komponenten der anderen Vorspeise (einzeln
30,00 €).
Die Vielfalt und Qualität der Materialien stellt Philipp Stein, der
junge Sternekoch der Favorite, auch mit dem Bretonischen Steinbutt
unter Beweis, der perfekt gebraten unter einer Polenta-Safrankruste
den Zwischengang dominiert. Er wird unterstützt von
einer kräftigfarbenen Chorizo-Sauce, darauf Champagnerschaum,
und begleitet von weißer Bohnencrème, Auberginen- und Zucchiniwürfelchen,
Zucchiniblüte, winziger geschmorter roter Spitzpaprika
(einzeln 57,00 €). Eine tolle Komposition, die der Küchenchef
da kreiert hat. Kreativ und harmonisch auch das Carpaccio von
den spanischen Gambas, das in einer Marinade von Mirin, Hummeröl
und Ingwer einen süß-säuerlichen Gesamteindruck vermittelt.
Begleitet werden die butterzarten Scheibchen dabei von
Wachtelei, reichlich Imperial-Kaviar, zartem Wildkräutersalat und
gebackenen Garnelen in knuspriger Kruste. Kräftig grüne Schnittlauchöltropfen
und ein Hauch roter Pfefferbeeren gesellen sich
dazu (einzeln 52,00 €).
Selbstredend rufen sämtliche dargereichten Teller ein optisches
Entzücken bei uns hervor, was den Gaumengenuss zweifelsohne
steigert! Ein sämiges, angenehmes, rotes Kirschessigsorbet, aufgegossen
mit alkoholfreiem Prisecco aus Rhabarber, Äpfeln und Blüten
bereitet inzwischen den Magen auf den Hauptgang vor. Der
einfühlsame Sommelier rät nun, mit einem Valpolicella Ripasso
2015 die Hauptspeise zu begleiten. Der stellt sich heraus als angenehmer,
kräftiger Tropfen ohne viele Gerbstoffe. Er hält ausgezeichnet
stand zu zwei kleinen, wunderbar gebratenen Scheiben
vom US-Roastbeef und einem zart geschmorten Stück aus der Mittelrippe,
dazu Maiscrème und eine herzhafte Barbecue-Jus (einzeln
52,00 €).
Unser Dessert ist ein Küchlein von der Valrhona-Schokolade mit
knusprigem Boden, wir schmecken dabei Kakao und Nougat, einige
Waldbeeren und das weiße, feine Cupuacu-Eis – ein neuer, angenehm
herber Geschmack aus dem Fleisch der Kakaofrüchte (einzeln
21,00 €). Zum abschließenden Kaffee dürfen wir uns natürlich
noch vom wunderbaren, großen Pralinentablett bedienen, das eine
große Anzahl kleiner Köstlichkeiten bereithält. Fein abgestimmte
Aromen, viele eigene Ideen und neu interpretierte
klassische Rezepturen, von der Küche
perfekt inszeniert, überzeugten am heutigen
Abend. Einzige Wermutstropfen bildeten das
sehr stark angehobene Preisniveau in der Speisekarte
und die unschönen Beistelltischchen im
elegant eingedeckten Restaurantraum, denen
ein Versteck unter einer weißen Tischdecke
nicht geschadet hätte.
RESTAURANT
FISCH JACKOB
Fischtorstraße 7 | 55116 Mainz
Tel. 06131 229 299 | www.fischjackob.de
Geöffnet: Mo-Do 11-14.30 Uhr, Fr-Sa 11-15
Uhr und 17-21 Uhr, Ruhetag: So
Vorspeise: 6.50-13.50 €
Hauptspeise: 10,30-23,80 €
Dessert: um 6.00 €
Offener Wein (0.2l): 4,00–5,00 €
Bewertung
Essen 8,0
Trinken 7,0
Service 7,0
Ambiente 6,5
Preis/Leistung 7,5
Gesamtnote Ø 7,2
Kappen 7
Der »Fisch Jackob« ist
eine absolute Institution
in Sachen »Fische und
Meeresfrüchte« in Mainz.
Ende des 19. Jahrhunderts
gegründet, gibt es
heute zwei Fachgeschäfte,
davon das »Mutterhaus«
in der Fischtorstraße
mit Imbiss und das vor über 30 Jahren
eröffnete benachbarte Fischrestaurant. Seine
Öffnungszeiten sind ungewöhnlich (siehe oben)
die echten Meenzer haben sie aber offensichtlich
im Blut.
Am Testtag steuerte ich das Restaurant um
11.35 Uhr an. Auf der Terrasse war zu diesem