21.02.2013 Aufrufe

Beziehungsweise(n) - SSOAR

Beziehungsweise(n) - SSOAR

Beziehungsweise(n) - SSOAR

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sabine A. Haring, Miriam Reiter, Barbara Colette Zitturi<br />

Einleitung<br />

1 Bürgerliches Familien- und Liebesideal<br />

Die in der vorliegenden Arbeit „<strong>Beziehungsweise</strong>(n). Liebe und Partnerschaft<br />

im Wandel“ analysierten Themenfelder müssen vor dem<br />

Hintergrund eines sich seit den 1960er Jahren vollziehenden tiefgreifenden<br />

politischen, sozio-ökonomischen und kulturellen Wandels<br />

gelesen werden, der letztendlich auch Veränderungen der Lebens-,<br />

Liebes- und Partnerschaftsformen zur Folge hatte. Seit Mitte der<br />

1960er Jahre sind Familie und Partnerschaft in weiten Teilen Europas<br />

ausgeprägten Wandlungsprozessen unterworfen, deren Ausmaß<br />

nicht zuletzt deshalb als besonders drastisch empfunden wurde, weil<br />

nie zuvor in der Geschichte eine einzige Form von Ehe und Familie<br />

so dominant gewesen war wie in der unmittelbaren Nachkriegszeit.<br />

Vielen Zeitgenossen erschien die sich nun vollziehende Transformation<br />

deshalb so krisenhaft, weil der Zustand vorher ungewöhnlich<br />

homogen war: „Das moderne Ehe- und Familienmodell – die moderne<br />

Kleinfamilie als selbständige Haushaltsgemeinschaft eines Ehepaares<br />

mit seinen minderjährigen leiblichen Kindern – hatte sich<br />

faktisch und normativ (als unhinterfragtes Leitbild) nahezu universell<br />

durchgesetzt. Auf Liebe folgte zwingend Heirat/Eheschließung, wie<br />

es Frank Sinatra mit seinem Hit ‚Love and Marriage’ (1955) für die<br />

USA beispielhaft auf den Nenner brachte.“ 1 [Hervorhebung im Original]<br />

Über Jahrhunderte hinweg hatte sich ein Wandel von der offenen<br />

über die eingeschränkt patriarchalische schließlich zur geschlossenen<br />

häuslichen Kernfamilie vollzogen, die durch starke<br />

emotionale Bindungen, einen hohen Grad an innerfamiliärem Privatleben<br />

sowie die Konzentration auf das Aufziehen der Kinder charakterisiert<br />

war. Dieser durch die Zunahme affektiven Individualismus’<br />

gekennzeichnete Familientypus beruht auf persönlichem und von<br />

den Normen der romantischen Liebe bestimmten Entscheidungen.<br />

Das kulturelle Leitbild der „romantischen Liebe“, das eine Synthese<br />

von Sinnen- und Seelenliebe, also eine Einheit von sexueller Leidenschaft<br />

und affektiver Zuneigung, anstrebte, wurde zunächst in<br />

literarischen Zirkeln entwickelt und dehnte sich allmählich auf die in<br />

der sozialen Wirklichkeit gelebten Beziehungsnormen aus. Die Part-<br />

1 Peukert, R. (2005), S. 9.<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!