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Beziehungsweise(n) - SSOAR

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Kinder haben oder nicht, oder welche Zusammenhänge…das<br />

ist so.“ (Andrea, 48 Jahre, 11 Jahre in Beziehung)<br />

Im beruflichen Umfeld gab es bei fast allen Befragten Auffälligkeiten<br />

von Arbeitskollegen; bisweilen gab es Entlassungen aufgrund der<br />

bekannt gewordenen sexuellen Orientierung. Andrea wurde beispielweise<br />

als Erzieherin mit dem Argument „sie haben mit Behinderten<br />

schon ein Problem“ gekündigt, nachdem bekannt wurde, dass<br />

sie lesbisch ist. Ihre Sexualität wurde ungeniert als Kündigungsgrund<br />

genannt und als ein Handicap angeführt. Die Partnerin einer anderen<br />

Befragten musste ihren Beruf aufgeben, da sie fürchtete „entlarvt“ zu<br />

werden und den dadurch voraussichtlich verursachten „Skandal“<br />

verhindern wollte. Denn in dem ländlichen Gebiet, in dem sie lebt,<br />

wäre ihre Sexualität auch ein Problem für ihre Kinder geworden.<br />

Julia hatte Schwierigkeiten, in ihrem neuen Beruf Anschluss zu<br />

finden. Ihre Sexualität hielt sie nie geheim, dafür musste sie sich mit<br />

Vorurteilen und Gerüchten über ein Verhältnis mit ihrer Arbeitskollegin<br />

abmühen.<br />

Wie bereits im Kapitel ‚Coming Out’ angesprochen, werden vor<br />

allem von den lesbischen Befragten Diskriminierungserfahrungen<br />

innerhalb der eigenen Familie oder der des Partners thematisiert.<br />

Teilweise wird versucht das diskriminierende Verhalten zu verstehen<br />

oder zu relativieren. In diesem Kontext wird auf die unproblematischere<br />

Lebensweise der heteronormativen Mehrheit oder auf die<br />

geringe Präsenz Homosexueller in der Sozialisation der Elterngeneration<br />

verwiesen.<br />

Bei den Eltern lesbischer Frauen steht im Vordergrund, dass sie<br />

keine eigenen Enkelkinder bekommen können. Hier scheint es auch,<br />

als wäre die Partnerschaft und die gesellschaftlich akzeptierte Zukunftsplanung,<br />

die eine Familiengründung inkludiert, die einzige<br />

Gemeinsamkeit der Interviewten zu den Eltern.<br />

An dem befragten lesbischen Paar Claudia und Andrea kann<br />

man sehr gut erkennen, wie Claudia versucht, ihre Beziehung zu<br />

ihren Eltern harmloser darzustellen, als sie sie selbst erlebt. Im Gespräch<br />

mit ihrer Partnerin Andrea wird offensichtlich, dass Claudia<br />

die Besuche bei ihren Eltern als sehr starke Belastung empfindet.<br />

„Dieses Mal bin ich nicht mitgegangen, also die […] war allein,<br />

und sie hat die ganze Heftigkeit eigentlich ohne Stütze mitgekriegt,<br />

sie ist heulend nach Hause gekommen, sie hat furchtbar<br />

gelitten“ (Andrea, 48 Jahre, 11 Jahre in Beziehung)<br />

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei Julias Partnerin, Doris. Ihre<br />

Eltern thematisieren die lesbische Beziehung ihrer Tochter auch<br />

nach 15 Jahren Beziehung nicht. Vor allem in der Beziehung zu Do-<br />

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