21.02.2013 Aufrufe

Beziehungsweise(n) - SSOAR

Beziehungsweise(n) - SSOAR

Beziehungsweise(n) - SSOAR

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

lig“ 12 , der sich auf heterosexuelle Personen bezieht, die die Verhaltensweisen<br />

und den Stil von Lesben oder Schwulen übernehmen.<br />

Dies bedeutet, dass eine Person, die diesen oben beschriebenen<br />

Klischees entspricht, nicht zwingend schwul oder lesbisch sein<br />

muss. Darüber hinaus kann es bei Schwulen oder Lesben vorkommen,<br />

dass sie aus verschiedenen Gründen nicht nur ihre eigentliche<br />

sexuelle Orientierung zu verbergen, sondern auch den Anschein<br />

einer heterosexuellen Identität zu inszenieren versuchen.<br />

Um eine größere Gewissheit beim Erkennen von Personen zu<br />

erhalten, wurde von allen Befragten auf den so genannten Gaydar<br />

(Schwulenradar) verwiesen, der eine erlernbare Fähigkeit beschreibt,<br />

andere Schwule und Lesben zu erkennen. Seine erfolgreiche<br />

Anwendung ist gekennzeichnet durch Erfahrungen in der Vergangenheit<br />

bzw. kumulierte Vergleichswerte, die aus dem Kontakt<br />

mit der homosexuellen Community und aus den Kenntnissen über<br />

deren Gepflogenheiten und Normen resultieren. Manche beschreiben<br />

es als eine erhöhte Aufmerksamkeit, die gewissen verbalen und<br />

nonverbalen Signalen entgegengebracht wird, oder als ein bestimmtes<br />

Gefühl, das sich durch die Vielzahl der zuvor schon gemachten<br />

Erfahrungen herausgebildet hat, diese richtig zu deuten. Der Gaydar<br />

kommt vor allem in Situationen zur Anwendung, in welchen ein Blickkontakt<br />

zwischen zwei Menschen hergestellt wird, der länger und<br />

intensiver ausfällt, wenn man sexuelles Interesse aneinander bekundet<br />

und von dem folglich auch die sexuelle Orientierung abgeleitet<br />

werden kann. 13<br />

„Also ich nehme einmal an, ich sitze im Café Haus, im Sacher<br />

oder sonst wo, und da sitzt eine Reihe von Männern drinnen,<br />

dann ist es so, dass ich über Blickkontakt den Kontakt kriege.<br />

Es schaut dich ein schwuler Mann anders an. Und du schaust<br />

als schwuler Mann auch anders zurück. Das ist vielleicht nur<br />

eine Sekunde länger als ein heterosexueller Mann dich anschauen<br />

würde, und das reicht dann schon.“ (Andreas, 29, in<br />

Beziehung)<br />

Entgegen unserer anfänglichen Vermutung werden spezifische<br />

Symbole, die bevorzugt als Aufstecker oder Button an Taschen oder<br />

Kleidungsstücken angebracht werden, nicht darum getragen, um von<br />

anderen Personen leichter als schwul oder lesbisch erkannt zu werden,<br />

sondern sie übernehmen vielmehr die Funktion, Solidarität,<br />

Sympathie oder Zustimmung zu dem, wofür sie stehen, zu bekunden.<br />

Auch können sie dabei helfen, eine bestimmte Identität zu ent-<br />

12 Wilhelm, Interview 5.<br />

13 Vgl. auch Andreas, Interview 3; Susi, Interview 8 und Maria, Interview 9.<br />

193

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!