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Beziehungsweise(n) - SSOAR

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Benjamin hat ihr gleich zu Beginn per E-Mail von seiner Behinderung<br />

erzählt. Aus dem Interview mit Birgit konnten wir dann ihre Reaktion<br />

auf die Behinderung erfahren: „…wo ich ihn das erste Mal gesehen<br />

hab, wars schon ein Schock für mich.“ Hier wird deutlich, dass durch<br />

das Internet die Möglichkeiten der Partnersuche stark verbessert<br />

werden, da das Aussehen zunächst keine Rolle spielt. Anfangs hatte<br />

Birgit Zweifel, ob sie eine Beziehung mit Benjamin eingehen soll.<br />

Auch Benjamin spürte dies. Er meinte, dass die Zweifel einerseits<br />

durch die Sorge, wie die Gesellschaft so eine Beziehung aufnehmen<br />

wird, und andererseits durch ihre Angst, dass die ganze Pflegelast<br />

auf sie fällt, entstanden sind. Benjamin glaubt, dass er sie überzeugen<br />

hat können, weil sie gesehen hat, dass er seinen Alltag selbstständig<br />

gestalten kann. Für sie ist der Kontakt mit Menschen, die<br />

eine Behinderung haben, nicht ganz fremd gewesen, doch sich bewusst<br />

für eine Partnerschaft zu entscheiden, war neu. Von daher war<br />

für Birgit die Behinderung ihres Mannes zu Anfang etwas befremdend.<br />

Sie weiß selbst nicht, ob sie ihn als möglichen Partner in Betracht<br />

gezogen hätte, wenn nicht zuvor ein reger Austausch per Mail<br />

und Telefon stattgefunden hätte.<br />

Generell empfindet Benjamin seine früheren Möglichkeiten<br />

einen Partner zu finden sehr eingeschränkt, da es nicht so viele Gelegenheiten<br />

dazu gibt, denn es ist schwierig für ihn auf Bälle oder<br />

andere Feste zu gehen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er<br />

seine erste Partnerin in einer Kuranstalt kennenlernte. Er betonte,<br />

dass es für ihn erst möglich war eine Partnerin zu finden, als er von<br />

seinen Eltern auszog. Zu Hause hatte er wenige Möglichkeiten, fort<br />

zu gehen und wenn er unterwegs war, waren oft seine Eltern dabei.<br />

Benjamin geht davon aus, dass die Unabhängigkeit und ein eigenständiges<br />

Leben die Grundlage dafür sind, eine Partnerin kennen zu<br />

lernen. Benjamin berichtete auch von Reaktionen, die er auf Annäherungsversuche<br />

erlebt hat.<br />

180<br />

„…Reaktionen waren eigentlich von meiner Sicht aus net negativ,<br />

also war eher kollegial, muss ich sagen, also dass ich<br />

eher so als Kumpel betrachtet worden bin, aber net so direkt<br />

als Freund betrachtet worden bin.“<br />

Aus diesen Erfahrungen kann man schließen, dass Menschen mit<br />

Behinderung weniger als Beziehungspartner, sondern eher aus einer<br />

freundschaftlichen Perspektive betrachtet werden.<br />

Partnerschaft<br />

Im Haushalt kann Benjamin aufgrund seiner Behinderung nicht mithelfen,<br />

daher übernimmt den Großteil der Hausarbeit seine Frau. Es

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