Beziehungsweise(n) - SSOAR
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Homosexuelle Empfindungen und Lebensweisen werden ähnlich<br />
vielfältig beschrieben wie heterosexuelle, sodass eine genauere<br />
Differenzierung notwenig wird, um in der Auseinandersetzung mit<br />
Andersdenkenden Missverständnisse zu vermeiden. Im Allgemeinen<br />
werden vier Formen von Homosexualität in den Lehrbüchern unterschieden:<br />
die Entwicklungshomosexualität, die Pseudohomosexualität,<br />
die Hemmungshomosexualität und die Neigungshomosexualität 5 .<br />
Mit genuiner oder Neigungshomosexualität wird die eigentliche<br />
Form der Homosexualität beschrieben, die nach der Entscheidung<br />
der Gesellschaft für amerikanische Psychiater seit Anfang der<br />
1970er Jahre als nicht-pathologische, eigenständige Form sexueller<br />
Selbstverwirklichung und PartnerInnenschaft anerkannt wird. 6 Genuin<br />
homosexuelle Menschen sind nicht behandlungsbedürftig, es sei<br />
denn, der oder die Homosexuelle leidet an seiner oder ihrer Sexualität<br />
und deren Auswirkungen.<br />
Für unsere Studie definierten wir Menschen als homosexuell,<br />
wenn sie sich zu ihrer sexuellen Neigung bekennen und diese nicht<br />
in der Öffentlichkeit verbergen. Weiters basiert ihre Homosexualität<br />
auf keiner notgedrungenen Umstandssituation, wie es in der oben<br />
erwähnten Definition der Pseudohomosexualität der Fall ist. Die von<br />
uns untersuchten Homosexuellen sind gefestigt und überzeugt von<br />
ihrer sexuellen Neigung und leben diese schon einige Jahre aus.<br />
Weiters kann Homosexualität anhand des Gegenteils definiert werden.<br />
Als Gegenbegriff und Ausgangspunkt soll uns der Terminus der<br />
Heterosexualität interessieren, welcher die Liebe und Zuneigung<br />
zum jeweils anderen Geschlecht charakterisiert. Voraussetzung hierfür<br />
ist die Dichotomie, Natürlichkeit und Endgültigkeit des Geschlechts,<br />
die bei uns gesellschaftlich konstruiert und tief verankert<br />
ist. Wir gehen also davon aus, dass es nur zwei biologisch determinierte<br />
und unveränderbare Geschlechter gibt. Demnach fällt die Untersuchung<br />
von Zwitterwesen oder Hermaphroditen ebenso nicht in<br />
unseren Themenbereich wie Bisexuelle, da diese sich oftmals in<br />
einer Übergangsphase innerhalb ihrer sexuellen Orientierung befinden<br />
und daher nicht eindeutig in unser Gegensatzpaar passen. Zusätzlich<br />
trafen wir folgende Auswahlkriterien für unsere ProbandInnen:<br />
Es wurden Personen gewählt, die in ihrer Sexualität gefestigt<br />
sind, diese bereits einige Jahre ausleben und in Graz wohnhaft sind,<br />
da wir unsere Untersuchungen auf das Grazer Stadtgebiet begrenzten.<br />
Außerdem war uns ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis<br />
wichtig – fünf der insgesamt zehn Interviewpartner sind weiblich, fünf<br />
davon männlich, weiters sind vier Personen Singles, sechs leben in<br />
5 Vgl. Porsch, H. (2008), S. 29.<br />
6 Vgl. Porsch, H. (2008), S. 29.<br />
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