Beziehungsweise(n) - SSOAR
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WIENERIN mittels Verhaltenstipps und genauer Anweisungen im<br />
Umgang mit der/dem Verlassenen vermittelt.<br />
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„Machen Sie auch einen Plan für die Zeit nach der Trennung:<br />
Wer wohnt wo? Wer bekommt was? Was ist mit den Kindern?<br />
[…] Das müssen Sie schön persönlich und face-to-face<br />
erledigen. […] Bleiben Sie vor allem sachlich. […] Bleiben Sie<br />
hart, auch wenn’s schwer fällt. Jeder Kontakt mit dem Ex<br />
fördert alte Emotionen zutage.“ 104<br />
Die rechtliche Absicherung, scheidungsrechtliche Tipps und die finanzielle<br />
Unsicherheit nach einer Scheidung oder Trennung werden<br />
vor allem in den früheren Ausgaben bis 1991 thematisiert, da zu<br />
dieser Zeit die finanzielle Abhängigkeit der Frau vom Mann größer<br />
war. Jedoch lässt sich auch in diesem Kontext ein Wandel beobachten,<br />
den Eva Illouz wie folgt beschreibt „Indem sie finanziell weniger<br />
abhängig wurden, erwarteten die Frauen von der Ehe eher emotionale<br />
Erfüllung als ökonomische Sicherheit.“ 105 Auch in der Frauenzeitschrift<br />
WIENERIN finden sich zunehmend Erfahrungsberichte<br />
solcher Frauen, die mehr Qualität statt Absicherung und Versorgung<br />
suchen. Der aufkommende therapeutische Diskurs kann ebenfalls<br />
als Indiz für die steigenden Erwartungen an die Ehe und Partnerschaft<br />
gedeutet werden. 106<br />
Während in den Ausgaben der WIENERIN 1991 noch die Vorzüge<br />
des weiblichen Managementstils und die notariell beglaubigten<br />
Kontrakte hoch gepriesen werden, werden in den Ausgaben um<br />
2006 die Frauen bei der Trauerbewältigung in traditionelle Rollen<br />
gesteckt und die individuellen Vor- und Nachteile einer Trennung<br />
angeführt. Die Frau hinkt der Beziehung fast immer emotional hinterher,<br />
sie sei es, die leidet und die durch häufige Kommunikation mit<br />
ihrer Umwelt die Krise bewältigt. Der Mann schluckt die Trauer hinunter.<br />
Kommen die Gefühle doch zutage, werden sie als Problem<br />
beispielsweise als Gewalttat dargestellt. Kann die Trauerbewältigung<br />
nicht alleine durchgeführt werden, soll laut WIENERIN therapeutische<br />
Hilfe in Anspruch genommen werden. Ein deutlicher Trend hin<br />
zur therapeutischen Hilfe durch Dritte und weg von der Fähigkeit,<br />
eigenständig seine Probleme lösen zu können, spiegelt sich auch in<br />
den Artikeln der WIENERIN wider.<br />
Auffällig ist, dass Kindern oder anderen Familienangehörigen<br />
beim Thema Trennung in der Frauenzeitschrift WIENERIN nur selten<br />
Platz eingeräumt wird. Größtenteils ist von der Trennung einer „Part-<br />
104 Schuster, D. (2006), S. 136.<br />
105 Illouz, E. (2007), S. 73.<br />
106 Vgl. Illouz, E. (2007), S. 77.