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Beziehungsweise(n) - SSOAR

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Sexualität<br />

In den Interviews kam die Sexualassistenz zur Sprache, die momentan<br />

in Österreich nur für Menschen mit geistiger Behinderung angeboten<br />

wird. In Bezug auf diese Thematik gibt es seitens der Expertinnen<br />

kontroverse Sichtweisen. Einige Expertinnen kritisieren die<br />

Ausgeschlossenheit von Menschen mit körperlicher Behinderung<br />

aus diesem Angebot. Andere wiederum finden nicht, dass es nötig<br />

wäre, diese Leistung auch für Menschen mit Körperbehinderung<br />

anzubieten. Sie wissen, ihre Klienten würden dies nicht in Anspruch<br />

nehmen, da sie sich auf jeden Fall dazu in der Lage fühlen, von sich<br />

aus einen Sexualpartner zu finden und dadurch Bedürfnisse zu befriedigen.<br />

Blinde Menschen haben beim Ausleben ihrer Sexualität<br />

eher Vorteile gegenüber sehenden Menschen, während hingegen<br />

Querschnittsgelähmte Nachteile, vor allem in der Anfangsphase<br />

einer Partnerschaft, haben. Blinde Menschen sind nicht wie viele<br />

Sehende auf das Äußere konzentriert, sondern achten mehr auf die<br />

Stimme des Partners, wie er sich anfühlt und riecht.<br />

Die Rolle der Eltern und Reaktionen auf Partnerschaften<br />

Einige Expertinnen betonen die Abhängigkeit der Menschen mit Behinderung<br />

gegenüber ihrer Familie, die sie von Geburt an durch die<br />

besondere Pflegebedürftigkeit haben. Die Eltern sind so sehr auf<br />

eine behütete Kindheit bedacht, dass sie ein Aufwachsen in Isolation<br />

fördern und durch die Übernahme sämtlicher Alltagsaufgaben es<br />

ihren Kindern schwer machen, später einmal ein selbstständiges<br />

Leben führen zu können. Eine Behindertenpädagogin weiß erfahrungsgemäß,<br />

dass Eltern schwer loslassen können,<br />

„… aber wenn die Eltern wissen, es gibt da einen Partner, der<br />

sich kümmert, wäre das schon eine Entlastung, eine Beruhigung“<br />

(Ursula, Behindertenpädagogin, 6 Jahre Praxis).<br />

Die Partnerschaften sehen viele Eltern noch nicht so sehr als Problem<br />

an, sondern eher, ob ein Kinderwunsch da ist. Da kann es dann<br />

häufig zu Streitereien kommen, da die Eltern ihren blinden oder im<br />

Rollstuhl sitzenden Kindern eine eigene Familie nicht zutrauen wollen.<br />

Um herauszufinden wie Reaktionen auf Partnerschaften ausfallen,<br />

in denen ein Partner eine Körperbehinderung hat, wurde die<br />

Frage gestellt, ob denn Partner als solche wahrgenommen werden<br />

oder ob sie eher als Betreuungspersonen gesehen werden. Die Expertinnen<br />

gaben an, dass viele Menschen eine Liebesbeziehung<br />

nicht erkennen würden.<br />

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