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Beziehungsweise(n) - SSOAR

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Kontext als ein „vorübergehendes, notgedrungenes, von außen auferlegtes<br />

Miterwerben“ betrachtet, alternative Formen des Zusammen-<br />

oder Alleinlebens, wie die oben stehende Tabelle illustriert,<br />

bestenfalls als Not- und Ersatzlösungen toleriert oder sogar diskriminiert.<br />

2 Postmoderne Veränderungen<br />

Seit den 1960er Jahren lässt sich – vorangetrieben durch verschiedene<br />

Emanzipationsbewegungen wie die antiautoritäre Studentenbewegung<br />

oder die Frauenbewegung – eine zunehmende Pluralisierung<br />

und Individualisierung der Haushalts-, Familien-, Lebens- und<br />

Liebesformen beobachten, zu deren Charakteristika folgende zu<br />

zählen sind: der Anstieg der Gesamtzahl der Haushalte, insbesondere<br />

die Zunahme der Einpersonenhaushalte; die Zunahme nichtehelicher<br />

Gemeinschaften mit oder ohne Kinder bei gleichzeitigem Anstieg<br />

der Zahl der Haushalte mit kinderlosen Ehepaaren sowie von<br />

Alleinerziehenden mit ledigen Kindern ohne Lebenspartner; die Abnahme<br />

von Haushalten mit Kindern sowie von Haushalten mit drei<br />

oder mehreren Generationen; der Trend von der „permanenten Monogamie“<br />

zur „Monogamie auf Raten“; die Erosion der bio-sozialen<br />

Doppelnatur der Familie; der Deinstitutionalisierungsprozess im Hinblick<br />

auf die Ehe sowie zunehmende Scheidungsraten.<br />

Das in den 1950er Jahren noch weitgehend unhinterfragte bürgerliche<br />

Familienmuster büßt an Legitimität ein, traditionelle Geschlechterrollen<br />

werden in Frage gestellt; der Soziologe Ulrich Beck<br />

vergleicht den Geschlechterrollenwandel in der Zweiten Moderne mit<br />

den Revolutionen, in denen sich die Bauern gegen die ausbeutenden<br />

Grundherrn auflehnten und diese hassten. Im Unterschied dazu<br />

müssten sich bei der Revolution „Gleichberechtigung“ die Gruppen,<br />

die einander „bekämpfen“, auch noch lieben. 6<br />

Im Hinblick auf Ehe- und Sexualmoral zieht sich der Staat zunehmend<br />

aus seiner normierenden und sanktionierenden Instanz bei<br />

gleichzeitigem Nachlassen der informellen sozialen Kontrolle von<br />

Abweichungen zurück. Heute dominieren kein Haushaltstyp und<br />

keine Familienform so eindeutig wie noch vor 40 Jahren, wobei der<br />

soziale Wandel jedoch abhängig von der biographischen Phase im<br />

Lebenszyklus und vom Bildungsgrad verläuft. Vom jungen Erwachsenenalter<br />

bis zum Ende der dritten Lebensdekade ist die Pluralität<br />

der Lebensformen am größten, in der vierten Lebensdekade am<br />

geringsten. Die Träger des Rückzugs aus familialen Lebensformen<br />

6 Vgl. Beck, U./Beck-Gernsheim, E. (1990).<br />

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