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Beziehungsweise(n) - SSOAR

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Partnerschaftsalltag<br />

Generell zeigt sich nach den der Aussagen der Expertinnen ein eindeutiger<br />

Vorteil für Beziehungen dann, wenn der Mensch mit körperlicher<br />

Beeinträchtigung imstande ist, den Alltag so selbstständig wie<br />

möglich zu meistern. Aus den Interviews geht zudem hervor, dass es<br />

aufgrund der Behinderung zur vermehrten Auslebung traditioneller<br />

Rollen- und Arbeitsteilung kommt.<br />

Eine Beziehung funktioniert eher, wenn der nichtbehinderte<br />

Partner nicht auf seine Hobbies und Freizeitaktivitäten verzichtet. In<br />

einer Beziehung zu einem blinden Menschen gestalten sich Freizeitaktivitäten<br />

ausgewählter. Es wird weniger um Gestik und Mimik gehen,<br />

sondern mehr um Sprache und Musik. Wenn man mit seinem<br />

Partner, der im Rollstuhl sitzt, auf Urlaub fahren will, bedarf dies<br />

großen organisatorischen und kostspieligen Aufwands.<br />

Expertinnen gehen von dem Vorteil aus, dass es in einer Beziehung<br />

zu einem Menschen mit körperlicher Behinderung zu guten<br />

und intensiven Gesprächen kommen kann, da vieles organisiert und<br />

thematisiert werden muss, wie zum Beispiel eine intensive Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema Sexualität.<br />

Auf die Frage hin, ob denn die nichtbehinderten Partner häufig<br />

die Rolle des Helfers übernehmen müssen, waren sich die Expertinnen<br />

weitgehend einig, dass die Menschen mit Behinderung, mit denen<br />

sie zusammenarbeiten oder zu tun gehabt haben, gut im Alltag<br />

zurecht kommen. Sie betonten aber gleichzeitig, dass der Partner<br />

sehr wohl die Rolle des Helfers übernehmen muss. Je nach Grad<br />

der Selbständigkeit des Partners mehr oder weniger. Hilfestellungen,<br />

die der Partner leistet, werden in den meisten Fällen von diesen<br />

nicht als dauernde Belastung gesehen, sondern als zusätzliche Herausforderungen,<br />

die mit der Zeit als selbstverständlich erachtet werden.<br />

Was sich als sehr schwierig erweist, ist die Intimpflege eines<br />

querschnittsgelähmten Partners. Laut Expertinnen ist zu empfehlen,<br />

als Partner nicht die Rolle des Pflegers zu übernehmen, sondern<br />

solche heiklen Angelegenheiten besser von einem Freizeitassistenten<br />

erledigen zu lassen.<br />

Einige Expertinnen bestätigen unsere Annahme, dass es bei<br />

Paaren zu einem Abhängigkeitsverhältnis kommt. Vor allem, wenn<br />

nach jahrelanger Suche endlich eine Partnerin gefunden wurde. In<br />

diesem Zusammenhang werden mögliche Verhaltensweisen angesprochen,<br />

die durch Trennungsängste resultieren können, wie beispielsweise<br />

eine Einengung des nichtbehinderten Partners, welche<br />

sich wiederum negativ auf die Beziehung auswirken können.<br />

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