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Beziehungsweise(n) - SSOAR

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herrscht also eine traditionelle Rollenverteilung: Birgit ist zu Hause<br />

und somit die gesamte Hausarbeit sowie Kindererziehung zuständig.<br />

Benjamin übernimmt die Rolle des Ernährers und geht arbeiten. Der<br />

traditionellen Rollenverteilung steht aber entgegen, dass Benjamin<br />

keine technischen und handwerklichen Tätigkeiten übernehmen<br />

kann. Birgit scheint stolz darauf zu sein, dass sie den Haushalt und<br />

alle dazugehörigen organisatorischen Dinge alleine übernimmt, denn<br />

dies hat sie immer wieder im Interview betont. Allerdings haben sie<br />

auch Assistenten, die beim Reinigen des Hauses helfen und quasi<br />

Benjamins Anteil an der Hausarbeit übernehmen.<br />

Neben der Tatsache, dass Birgit für die gesamte Hausarbeit<br />

zuständig ist, ist eine weitere Besonderheit in der Beziehung von<br />

Birgit und Benjamin, dass Birgit auch weitere Hilfsdienste, vor allem<br />

im Bereich der Körperpflege, für ihren Mann übernimmt. Unter der<br />

Woche machen dies Assistenten, am Wochenende Birgit. Bei den<br />

beiden ist also deutlich zu erkennen, dass Birgit die Rolle des Helfers<br />

einnimmt.<br />

Die Anwesenheit von Assistenten ist ein weiterer Aspekt, der<br />

die Beziehung von Benjamin und Birgit von einer Beziehung zwischen<br />

zwei nicht behinderten Menschen unterscheidet. Die Assistenz<br />

von Benjamin war zu Beginn für Birgit etwas gewöhnungsbedürftig,<br />

vor allem durch gewisse zeitliche Vorgaben, weil die Assistenz<br />

zu relativ fixen Zeiten kommt und sie sich danach richten muss.<br />

Früher hatten sie die Erfahrung gemacht, dass Assistenten Einfluss<br />

auf ihre Beziehung nehmen wollten. Von diesen Assistenten haben<br />

sie dann Abstand genommen und sich neue Assistenten gesucht.<br />

Nun haben sie nicht das Gefühl, dass die Anwesenheit von Assistenten<br />

ihre Privatsphäre beeinträchtigt. Sie empfinden die Möglichkeit<br />

mit Assistenten zu arbeiten, sehr positiv, denn diese dienen als Entlastung<br />

und geben den beiden eine gewisse Unabhängigkeit voneinander.<br />

Auch bei der Freizeitgestaltung müssen gewisse Dinge beachtet<br />

werden. Vor allem Birgit hat dabei einen zusätzlichen Aufwand zu<br />

leisten, da sie diese Unternehmungen managen und ihren Mann in<br />

gewisser Weise auch versorgen muss. Beim Reisen ist es für Benjamin<br />

wichtig, ein passendes Zimmer zu finden, da er einen Patientenlift<br />

verwendet, um ins Bett oder auf die Toilette zu kommen. Das<br />

bedeutet, dass es im Zimmer viel freien Raum geben muss, damit<br />

der Rollstuhl und der Patientenlift Platz haben. Aus dem Interview<br />

mit Birgit konnten wir erfahren, dass Freizeitaktivitäten, im speziellen<br />

Urlaube, durch die Behinderung mit einer finanziellen Mehrbelastung<br />

verbunden sind. Durch die Behinderung kann Benajmin nicht alles<br />

machen. Dennoch muss Birgit auf keine Freizeitaktivität verzichten,<br />

denn wenn er etwas nicht mitmachen kann, macht sie es einfach<br />

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