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Beziehungsweise(n) - SSOAR

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sind Männer und Frauen der höheren Bildungsschichten; hier zeigt<br />

sich postmoderne Individualisierung und Pluralisierung besonders<br />

deutlich.<br />

Der niederländische Soziologe Cas Wouters nimmt mit seiner<br />

These zur Informalisierung ebenfalls Bezug auf vorherrschende Veränderungen<br />

in Partnerschaften und betont in diesem Kontext insbesondere<br />

den Umgang mit Gefühlsregeln: „Die Verhaltensvorschriften<br />

nehmen ab, sie vernachlässigen die Einzelheiten, verlieren ihre<br />

Starrheit.“ 7 Das Individuum habe eine Reihe neuer Verhaltensmöglichkeiten<br />

erworben; im Hinblick auf die Sexualität beispielsweise<br />

steige das Interesse für den Körper steigt.<br />

Bei aller Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit verschiedener<br />

Beziehungsnormen lassen sich laut Karl Lenz gegenwärtig drei allgemeine<br />

Tendenzen feststellen: (1) Individualisierung und das damit<br />

verbundene Streben nach Selbstverwirklichung, (2) Rückgang der<br />

Geschlechtsspezifik und ein veränderter Umgang mit Sexualität, und<br />

(3) die Aufwertung der Kommunikation in Beziehungen. 8 Lenz argumentiert<br />

schließlich wider die Pluralisierungsrhetorik, die die Einsicht<br />

behindere, dass private Lebensformen weniger radikal verändert<br />

sind, als dies nahegelegt wird, und die die Standardisierungen der<br />

Gegenwart unterschätze. Das Kleinfamilienmodell bleibt, so Lenz, für<br />

eine große Mehrheit uneingeschränkter Fixpunkt und Leitbild der<br />

privaten Lebensorientierung. Auch die steigenden Scheidungsraten<br />

sind nach Lenz kein Beleg für den „Niedergang“ von Familie und<br />

Ehe, sondern deuten vielmehr auf eine Zunahme der psychischen<br />

Bedeutung der Ehe hin. Die Spannung zwischen Glückserwartungen<br />

und enttäuschter Realität nehme zu, da das Anspruchsniveau ständig<br />

steige.<br />

7 Wouters, C. zitiert nach Lautmann, R. (2002), S. 266.<br />

8 Vgl. Lenz, K. (2006), S. 229f.<br />

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