Maya Spiritualität und Globalisierung - Lateinamerika-Studien Online
Maya Spiritualität und Globalisierung - Lateinamerika-Studien Online
Maya Spiritualität und Globalisierung - Lateinamerika-Studien Online
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
In diesem Zusammenhang ist es von Bedeutung, daß Religion bzw.<br />
<strong>Spiritualität</strong> nicht als isolierter Aspekt betrachtet werden kann,<br />
sondern mit Kosmovision, sozialer Realität <strong>und</strong> Politik verflochten<br />
ist.<br />
Einen weiteren Einbruch in die Ausübung dieser traditionellen<br />
Glaubensrichtung stellte das Kriegsgeschehen von den 60er bis in<br />
die 90er Jahre da, das genozidartige Ausmaße annahm. In den<br />
Kriegsjahren wurden viele Gemeinschaften zerstört <strong>und</strong> viele<br />
Menschen mußten ihre Heimat verlassen. Durch den verloren<br />
gegangenen Kontakt zu den Gemeinschaften kam es zu der größten<br />
Diskontinuität seit dem Zeitpunkt der Eroberung durch die<br />
Spanier. Viele Älteste lebten in den Bergen <strong>und</strong> viele spirituelle <strong>und</strong><br />
politische Führer wurden ermordet. Ein großer Teil des Wissens<br />
über Traditionen ging dadurch während des Krieges verloren. 106<br />
Im Vorfeld des Kolumbusjahres 1992 enstanden jedoch mehr <strong>und</strong><br />
mehr Widerstandsbewegungen der Indianer, die ihr Recht auf<br />
Souveränität <strong>und</strong> Selbstbestimmung formulierten. Die<br />
Gr<strong>und</strong>forderungen nach Selbstbestimmung umfassen die eigene<br />
Kultur <strong>und</strong> Religion, eigene politische Organisationen, die<br />
Beteiligung von Frauen am politischen Leben <strong>und</strong> die Verwaltung<br />
<strong>und</strong> Kontrolle der von Indios bewohnten Gebiete. Bezug nehmend<br />
auf die zahreichen Interessensorganisationen von Indianern, kann<br />
von einer Renaissance des Indianischen gesprochen werden. Im<br />
Oktober 1991 fand in Quetzaltenango (Xelajú) das zweite<br />
Kontinentaltreffen der amerikanischen Kampagne 500 Jahre<br />
Widerstand statt, wobei man sich einig war die Einheit in der<br />
Vielfalt zu stärken. Seit damals gab es einige Erfolge, jedoch<br />
lediglich auf Papier, da die soziale Realität noch immer sehr<br />
106 TH 130801, 143ff.<br />
97