Maya Spiritualität und Globalisierung - Lateinamerika-Studien Online

Rosa Maria, eine aj q´ij aus Antigua hat hingegen sehr konkrete
Vorstellungen über Wiedergeburt, die sie wie eine Evolution
betrachtet. Zuerst manifestiert sich das Leben als Bakterie, dann
lebt man als Pflanze, als Tier und wird schließlich mehrmals als
Mensch geboren. Eine Rückentwicklung auf eine „niedere“
Daseinsform ist ausgeschlossen. Wenn diese Evolution
abgeschlossen ist, kehrt die Seele freiwillig auf die Erde zurück, um
hier zu arbeiten. Viele kehren als Engel zurück, um zu lehren. Sie
beschreibt diese Evolution als lauter kleine Flüsse, die wieder ins
große Meer zurückfließen. Normaler Weise kann der Mensch sich
an seine früheren Leben nicht erinnern, aber durch eine
Rückführung erinnert sich Rosa Maria an vier ihrer früheren Leben,
wobei sie ein sehr glückliches davon in Deutschland gelebt hatte. In
ihrem momentanen Leben war sie wieder an diesem Ort, weil sie
durch ihren zweiten deutschen Ehemann wieder dorthin gekommen
war. 32
An diesem Punkt ist zu bemerken, daß Maya Spiritualität als
solches nicht generalisiert werden kann. Zwar bestehen gewisse
Grundprinzipien, diese finden jedoch verschiedenste Ausformungen
und unterscheiden sich regional oder nach Gemeinschaften. Es
handelt sich bei der Maya Kultur primär um eine orale
Überlieferung, schriftliche Quellen sind lediglich einige wenige
erhalten, wie beispielsweise die prähispanischen Codices, der Popol
Vuh, welcher über die Mythologie der Quiché des
guatemaltekischen Hochlandes berichtet und die Chilam Balam
Faltbücher. 33
Einige Interpretationen bezüglich der Maya sind sehr eigenwillig
und erzeugten bei mir spontan eine Assoziation zu Theorien von
Däniken. Für Rosa Maria gibt es im Grunde nur "eine Wahrheit“
32 RC 040901, 226ff.
33 Vgl. dazu Karl Taube, Aztekische und Maya Mythen, Stuttgart 1994, S. 35-39.
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