Maya Spiritualität und Globalisierung - Lateinamerika-Studien Online

extranjeras mit ihrem Wissen unterrichteten und initiierten. Als sie
jedoch bemerkten, daß viele dieses Wissen in ihrer Heimat
kommerziell nutzten, verschlossen sie sich abermals und hörten
damit auf, Fremde zu unterrichten. 148 Ein Faktum ist jedoch, daß
diverse Angebote im Internet den Vorstellungen der praktizierenden
aj q´ijab´ und ihrem Glauben widersprechen und mit vielen ihrer
Werte unvereinbar sind. Beispielsweise, daß der Initiation zu einem
guía espiritual eine Berufung vorangeht und keine Karrierewahl
darstellt und daß dieses Wissen oft unter ernsthaften und
schmerzhaften Bedingungen erlernt werden muß.
Manfred Kremser stellt in diesem Zusammenhang fest, daß es
bereits einige Regelungen hinsichtlich des Angebots von spirituellen
Diensten gibt. Er beschäftigt sich in erster Linie mit afrikanischen
und afrokaribischen Glaubensmanifestationen und stellt hierzu
fest:
„Es gibt schon so etwas wie eine Internetpolizei in Sachen Religion.
Alle, die im Internet Voodoo anbieten, müssen sich durch eine
Initationslinie ausweisen. Die Priester müssen sich im Internet
legitimieren, um sich von Scharlatanen abzusetzen. Aber es sind
nicht zuletzt gerade diese Scharlatane, die dem Voodoo derzeit zu
einem Boom verhelfen. Es entsteht die interessante Situation, daß
wir einen doppelten Boom erfahren.“ 149
Manfred Kremser glaubt jedoch zu erkennen, daß sich aus der Sicht
der modernen ethnologischen Religions- und Bewußtseinsforschung
erstaunliche Parallelen zwischen diesen neuen virtuellen Realitäten
und den alten spirituellen Erfahrungswelten aufzeigen lassen. Die
Zukunft der ethnologischen Forschung auf diesem Gebiet wird
148 RC 060901, 319ff.
149 http://science.orf.at/science/news/15744
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