Maya Spiritualität und Globalisierung - Lateinamerika-Studien Online

Entstehung neuer kultureller und sozialer Formen, die aus der
Interaktion von verschiedenen Kulturen erwachsen.“ 74
Sie zeigt weiters auf, daß diese Fragestellungen mit kulturellen
Begegnungen und Konflikten, mit Verflechtungen und
Abgrenzungen sowie mit dem Verhältnis von Kultur, Raum und
Macht in Zusammenhang stehen und viel älter als die
Globalisierung und ihre wissenschaftliche Analyse sind. Diese
Phänomene beruhen auf der Beweglichkeit von Menschen, Ideen
und Objekten, ein Charakteristikum aller Gesellschaften seit dem
Beginn der Menschheitsgeschichte, denn bereits vor der
europäischen Expansion zu Beginn der Neuzeit bestanden intensive
Verbindungen zwischen geographisch weit entfernten Gebieten. Das
imperiale Machtstreben und damit einhergehende Entwicklungen,
wie beispielsweise die moderne Geographie, bildeten lediglich die
Basis für Globalisierung im engeren Sinne. Kulturen waren daher
nie geschlossene Systeme mit gleichbleibenden, gemeinsamen
Merkmalen, sondern veränderten sich laufend und beeinflußten
sich wechselseitig. Angesichts dieser Betrachtungsweise waren
Kulturen immer schon hybrid. Dies zeigt sich auch im religiösen
Bereich, wobei viele Religionen, wie beispielsweise das Christentum,
die Einzigartigkeit und Reinheit ihrer Lehren betonen, jedoch
entstanden alle Religionen aus anderen religiösen Konzepten und
wurden lediglich vermischt und neuinterpretiert. Elke Mader weist
weiters darauf hin, daß auch Homogenisierung nichts neues ist, da
politische und kulturelle Gefüge, die über einen längeren Zeitraum
große Regionen und verschiedene Lokalkulturen beherrschen,
immer ein gewisses Maß an Homogenisierung bewirken. Das gilt für
die Globalisierung ebenso, wie für den Kolonialismus, den
74 Elke Mader, Kulturelle Verflechtungen. Hybridisierung und Identität in
Lateinamerika, IN: Borsdorf Axel/Stätter Johann (Hg.), Lateinamerika im
Umbruch. Geistige Strömungen im Globalisierungsstress, IGS Innsbrucker
Geographische Studien 12, Bd. 32, Innsbruck 2001, S. 77.
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