Untersuchung von Cyclodextrinkomplexen - OPUS - Universität ...
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106 Ergebnisse und Diskussion<br />
5.3 Computerchemische <strong>Untersuchung</strong>en<br />
Ziel der im Folgenden beschriebenen Versuche war es, mit Hilfe <strong>von</strong> computerchemischen<br />
Verfahren plausible Strukturen für Komplexe aus β-Cyclodextrin und den Modellsubstanzen<br />
unter der Annahme einer Komplexstöchiometrie <strong>von</strong> 1:1 zu generieren und diese zu<br />
bewerten - auch im Kontext zu den Ergebnissen der praktischen Versuche.<br />
5.3.1 Generierung verschiedener Konformationen des β-Cyclodextrins<br />
Um mögliche Komplexstrukturen für die gewählten Gastmoleküle zu erhalten, sollten die<br />
Arzneistoffmoleküle mit dem Programm Autodock 3.0 [112] in der Kavität <strong>von</strong> β-Cyclodextrin<br />
platziert werden.<br />
Bei solchen Versuchen mit Cyclodextrinen gilt es, vorab einige strukturelle Besonderheiten<br />
dieser Moleküle in den Versuchsansatz mit einzubeziehen. Um der Flexibilität (s. Kap. 2.1.4)<br />
und dem möglichen Auftreten eines induced-fit (s. Kap. 2.3.4) Rechnung zu tragen, sollte<br />
nicht nur eine Struktur des β-Cyclodextrins als Rezeptor für die Dockingversuche verwendet<br />
werden, sondern ein Set <strong>von</strong> zehn verschiedenen aus einer Kristallstruktur [167] der<br />
Cambrigde Structural Database [166] generierten Konformere. Diese sollten die ringförmige<br />
Anordnung der Glucoseeinheiten weitestgehend beibehalten, sich aber trotzdem hinsichtlich<br />
ihrer Molekülgestalt in gewissem Maß unterscheiden. Die Gruppe aus starren<br />
Einzelstrukturen sollte zusammen die Flexibilität des β-Cyclodextrins in wässriger Lösung<br />
widerspiegeln. Natürlich ist eine so geringe Zahl an Strukturen nicht in der Lage, die<br />
Bandbreite an denkbaren Konformationen darzustellen. Allerdings ist es auch nahezu<br />
unmöglich, in angemessener Zeit alle denkbaren Strukturen für Moleküle mit derart vielen<br />
Bindungen zu generieren und zu berücksichtigen [181].<br />
Die Erstellung der weiteren Konformere sollte mittels einer MD Simulation in einer<br />
Wasserbox geschehen, um die Verhältnisse in Lösung möglichst gut mit einzubeziehen. Die<br />
Simulation wurde bei 600 K durchgeführt, um dem System die nötige Energie zu geben, in<br />
kürzerer Zeit möglichst viele verschiedene<br />
Konformationen einnehmen zu können [182]. Es<br />
hatte sich nämlich gezeigt, dass sich bei 300 K<br />
neue Konformationen nur sehr langsam<br />
einstellten und diese sich strukturell kaum<br />
unterschieden.<br />
Um die erhaltenen Strukturen bewerten zu<br />
können, wurden die Torsionswinkel Φ (H1-C1-<br />
O4’-C4’) und Ψ (C1-O4’-C4’-H4’) [33] als<br />
Abb. 5.30: Die Torsionswinkel Φ und ψ an einer<br />
Kriterium für die Asymmetrie gewählt. Zusammen glycosidischen Bindung des β-Cyclodextrin, nach [33]