Untersuchung von Cyclodextrinkomplexen - OPUS - Universität ...
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8 Theorie und Stand der Forschung<br />
2.2.2 Physikalisch-chemische Eigenschaften und Reaktivität<br />
Die natürlichen Cyclodextrine sind für sich genommen relativ reaktionsträge Moleküle. Die<br />
ringförmige Anordnung bedingt, dass sie keine reduzierenden Eigenschaften aufweisen [7].<br />
Sie besitzen weiterhin eine sehr schwache Säure-Base-Aktivität. Der pKs-Wert der<br />
sekundären Hydroxylgruppen der Glucosebausteine wird für alle drei Cyclodextrine im<br />
Bereich <strong>von</strong> 12,0 bis 12,4 angegeben [26,27]. Die nichtbindenden Elektronenpaare der<br />
glycosidischen Sauerstoffbrücken ragen in das Innere der Kavität und verleihen ihr durch die<br />
erhöhte Elektronendichte einen leichten Lewis-Basencharakter [4]. In neutraler und<br />
basischer Lösung sind Cyclodextrine stabil. Unter Säureeinfluss setzt Hydrolyse ein [20,28].<br />
Durch ihren Aufbau aus Kohlenhydraten und deren Verknüpfung sind Cyclodextrine chirale<br />
Moleküle [5]. Diese Eigenschaft macht man sich ebenfalls zu Nutze (vgl. Kapitel 2.3.5.5).<br />
Das thermische Verhalten der Cyclodextrine im festen Aggregatzustand hängt <strong>von</strong><br />
Wassergehalt, Kristallform und Art der Wärmebehandlung ab. Sie besitzen keine definierten<br />
Schmelzpunkte. Stattdessen zersetzen sie sich ab etwa 200-300 °C [7,29].<br />
2.2.3 Löslichkeit der natürlichen Cyclodextrine in Wasser<br />
Die natürlichen Cyclodextrine lösen sich unterschiedlich gut in Wasser. Während α- und<br />
γ-Cyclodextrin eine vergleichbare molare Löslichkeit aufweisen, ist β-Cyclodextrin um eine<br />
Zehnerpotenz schlechter löslich.<br />
Tab. 2.2: Daten zur Löslichkeit der natürlichen Cyclodextrine in Wasser bei 25 °C [9,10,11,30]<br />
α-Cyclodextrin β-Cyclodextrin γ-Cyclodextrin<br />
Löslichkeit [g/l] 145,0 18,5 232,0<br />
Löslichkeit [mol/l] 0,149 0,0163 0,179<br />
ΔH 0 SOL [kcal/mol] 7,67 8,31 7,73<br />
ΔS 0 SOL [cal/(mol · K)] 13,8 11,7 14,7<br />
Diese Differenz ist erstaunlich, da die drei Moleküle eine homologe Reihe darstellen und<br />
somit identische chemische Konstitution und Reaktivität besitzen, was vergleichbare<br />
Lösungseigenschaften erwarten ließe. β-Cyclodextrin ist zusammen mit seinen Derivaten<br />
das am häufigsten eingesetzte Cyclodextrin. Deshalb ist die Aufklärung des beschriebenen<br />
Phänomens <strong>von</strong> großem Interesse; die Literatur liefert einige wenige Erklärungsansätze. Bei<br />
allen stehen die Hydroxylgruppen der natürlichen Cyclodextrine und deren Fähigkeit zur<br />
Ausbildung <strong>von</strong> Wasserstoffbrückenbindungen im Mittelpunkt. Dies ist logisch, da eine<br />
Derivatisierung (vgl. Kap. 2.1.2) <strong>von</strong> β-Cyclodextrin im Allgemeinen zu einer deutlichen<br />
Löslichkeitssteigerung führt.<br />
Die Verteilung der Hydroxylgruppen über das Cyclodextrinmolekül bestimmt gleichzeitig die<br />
Anordnung der Monomereinheiten zueinander und damit die Gesamtform der ringförmigen<br />
Verbindung. Besonders die Möglichkeit der Ausbildung <strong>von</strong> Wasserstoffbrückenbindungen