Untersuchung von Cyclodextrinkomplexen - OPUS - Universität ...
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36 Theorie und Stand der Forschung<br />
2.4.6.2 Einsatzmöglichkeiten zur <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Cyclodextrinen und ihren Komplexen<br />
Generell kann man sagen, dass Cyclodextrine für den Computerchemiker eine<br />
Herausforderung darstellen. Aufgrund ihrer relativ hohen Molekülmasse und den vielen<br />
möglichen Torsionen stoßen viele Methoden an ihre Grenzen. Erschwerend kommt hinzu,<br />
dass das Hauptinteresse meist nicht am isolierten Molekül, sondern an den Wechselwirkungen<br />
mit anderen Molekülen im umgebenden Medium liegt.<br />
Quantenmechanische Berechnungen sind aus mehreren Gründen kaum geeignet. Zum<br />
einen können nichtbindende Wechselwirkungen nicht ausreichend beschrieben werden.<br />
Zum anderen wird hier nur der enthalpische Beitrag berücksichtigt, während der entropische<br />
vernachlässigt wird. Dies ist jedoch gerade im Hinblick auf die Flexibilität des Cyclodextrins<br />
und die Möglichkeit des Auftretens eines ‚induced-fit’ (vgl. Kap. 2.2.4, 2.3.4) nicht sinnvoll.<br />
Zudem ist die Berücksichtigung des Reaktionsmediums Wasser problematisch [5,116].<br />
Aus diesen Gründen werden hauptsächlich Methoden der Molekularmechanik angewendet.<br />
Hier stellt sich die Frage nach der Wahl eines passenden Kraftfelds. Nach Literaturangaben<br />
hat sich keines der bekannten Kraftfelder für die <strong>Untersuchung</strong> <strong>von</strong> Cyclodextrinen<br />
durchgesetzt [41,117]. Der Vergleich verschiedener Kraftfelder im Hinblick auf ihren Einsatz<br />
für Kohlenhydrate führte nicht zu einem Favoriten [118]. Deshalb werden oft bestehende<br />
Kraftfelder, die zumindest <strong>von</strong> ihrer Anlage her geeignet scheinen, unverändert als<br />
Kompromiss herangezogen. Darüber hinaus gibt es Ansätze, die Parameter bestehender<br />
Kraftfelder an die Anforderungen der Cyclodextrine anzupassen [119]. Doch auch hier wird<br />
oft mit starken Vereinfachungen der Cyclodextrineigenschaften gearbeitet, um das System<br />
fassbar zu halten. So wird häufig die Flexibilität zumindest großer Molekülteile des<br />
Cyclodextrins vernachlässigt [5]. Die meisten <strong>Untersuchung</strong>en lassen sich anhand der<br />
Fragestellung in zwei Kategorien einteilen.<br />
Zum einen sind die strukturellen und dynamischen Eigenschaften der Cyclodextrine und<br />
ihrer Derivate selbst <strong>von</strong> Interesse. Viele Publikationen beschäftigen sich mit der Eignung<br />
verschiedener Methoden. In der Molekularmechanik ist zum Beispiel der Vergleich <strong>von</strong><br />
verschiedenen Kraftfeldern nötig [5]. Mit der gewählten Methode kann dann die<br />
Charakterisierung der Cyclodextrinstrukturen mit ihren fundamentalen Eigenschaften wie<br />
MEP oder Lipophilie, erfolgen [33,120,121]. Ausgehend da<strong>von</strong> wird häufig der Vergleich<br />
zwischen den einzelnen Homologen [33,122] und anderen Oligosacchariden [120]<br />
angestellt. Die Einbeziehung des Lösungsmittels Wasser schließt sich daran an [123].<br />
Besonderer Fokus liegt zudem auf den Konsequenzen einer chemischen Modifizierung des<br />
Ausgangsmoleküls im Hinblick auf die gezielte Entwicklung <strong>von</strong> speziellen Derivaten<br />
[124,125]. Daneben wurden die dynamischen Aspekte der Cyclodextrinstruktur, vor allem<br />
ihre Flexibilität, durch computerchemische <strong>Untersuchung</strong>en näher beleuchtet [126,127,128].