Der wissenschaftliche ?Mittelbau? an deutschen ... - TU Berlin
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Beide Gruppen sind befristet beschäftigt. Nach<br />
Abschluss der Qualifikation bzw. nach Auslaufen der<br />
Befristungsmöglichkeiten haben sie die Hochschule<br />
zu verlassen.“ Und er stellt die Frage, die sich, wie wir<br />
gleich zeigen werden, die meisten wissenschaft-<br />
lichen Mitarbeiter/-innen stellen bzw. stellen sollten:<br />
„Wohin?“.<br />
So schätzen wir auf Basis nachfolgender Über-<br />
schlagsdaten, dass die überwältigende Mehrheit des<br />
„<strong>wissenschaftliche</strong>n Nachwuchses“ mittelfristig keine<br />
berufliche Perspektive innerhalb der Hochschule hat,<br />
also nicht Professor oder Professorin werden wird<br />
(weitere Zahlen und Quellen zu Größenordnung die-<br />
ser Gruppe bei Klecha/Reimer 2008:18):<br />
• Die Zahl der <strong>wissenschaftliche</strong>n Mitarbeiter/-innen<br />
wird in Deutschl<strong>an</strong>d auf ca. 100.000 geschätzt,<br />
(damit trägt diese Gruppe übrigens den größten<br />
Teil der Lehre und der Forschung <strong>an</strong> <strong>deutschen</strong><br />
Hochschulen und außeruniversitären Forschungs-<br />
instituten).<br />
• Die Zahl der jährlichen Promotionen (ohne<br />
Mediziner) wird mit ca. 26.000 <strong>an</strong>gegeben.<br />
• Es existieren insgesamt schätzungsweise ca.<br />
20.000 Post-Doc-Stellen.<br />
• Jährlich werden ca. 2000 Habilitationen abge-<br />
schlossen.<br />
• Ca. 90 Prozent der jungen <strong>wissenschaftliche</strong>n<br />
Mitarbeiter/-innen haben demnach keine länger-<br />
fristige berufliche Perspektive innerhalb der<br />
Hochschule.<br />
• Und der Konkurrenzkampf um Hochschullehrer-<br />
stellen wird härter, da seit 1995 bundesweit mehr<br />
als 1500 Universitätsprofessuren eingespart wor-<br />
den sind (vgl. Kempen 2008 sowie Klecha/<br />
Krumbein: 21ff.).<br />
2.1.3. Objektive und subjektive Prekarität<br />
des <strong>Mittelbau</strong>s 2<br />
Vor dem Hintergrund des „Kampfes“ des wissen-<br />
schaftlichen Nachwuchses um immer weniger Hoch-<br />
schullehrerstellen ergeben sich u.a. folgende Fragen:<br />
• Ist der Weg zum/zur Nachwuchswissenschaftler/<br />
-in für die meisten von ihnen also eine Sackgasse<br />
für die Karriere?<br />
• Oder streben viele von ihnen gar nicht die Wissen-<br />
schaftslaufbahn <strong>an</strong> einer Hochschule <strong>an</strong>, sondern<br />
erfüllen damit lediglich eine Eintrittsvoraussetzung<br />
für den fachspezifischen Arbeitsmarkt (Chemiker/-<br />
innen) oder für Teile davon (Mediziner/-innen)<br />
bzw. wollen lediglich ihre Position auf dem sowie-<br />
so schon vergleichsweise guten Arbeitsmarkt für<br />
Akademiker/-innen verbessern (vgl. Grühn/Hecht<br />
2008 und Grühn/Hecht/Braun 2008).<br />
• Und in welchem Maße und auf welche Art und<br />
Weise werden diese 90 Prozent überhaupt auf ihre<br />
außeruniversitäre Berufstätigkeit vorbereitet?<br />
• Wie wirkt sich diese Situation auf den wissen-<br />
schaftlichen Nachwuchs aus?<br />
Prekär ist, was erstens unsicher bzw. was zweitens<br />
nicht Normalarbeitsverhältnis ist, so eine der gängi-<br />
gen Definitionen.<br />
Prekär ist die Lage <strong>wissenschaftliche</strong>r Nachwuchs-<br />
kräfte, da ihre berufliche Zukunft sehr unsicher ist<br />
und das „System“ eine Vorbereitung auf den Um-<br />
g<strong>an</strong>g mit dieser Unsicherheit typischerweise nicht<br />
einschließt.<br />
Das gilt allerdings für viele junge Hochschulabsol-<br />
vent/-innen, deren Studiengänge nicht auf klar<br />
umrissene Berufsfelder zugeschnitten sind, und über<br />
die wir in zwei aktuellen Studien im Vergleich zu<br />
nicht-akademischen Beschäftigten folgendes festge-<br />
stellt haben: „Lassen sich unsere Ergebnisse – vor<br />
allem für die Phase des Überg<strong>an</strong>gs von der Hoch-<br />
schule in den Beruf – einerseits lesen als eine<br />
Bestätigung der Tendenzen in Richtung Prekarisie-<br />
rung der Beschäftigungsverhältnisse von Aka-<br />
demikern, so darf <strong>an</strong>dererseits nicht übersehen wer-<br />
den, dass auch unsere Studien die vergleichsweise<br />
gute Situation von Hochschulabsolvent/-innen auf<br />
dem Arbeitsmarkt bestätigt. … Studieren lohnt sich“<br />
(Grühn/Hecht 2008: 60). Und <strong>an</strong> <strong>an</strong>derer Stelle sagen<br />
wir dementsprechend: „Höherqualifikation schützt<br />
vor Arbeitslosigkeit“, verweisen jedoch mit Nach-<br />
druck auf die deutlich gestiegenen Flexibilitäts-<br />
<strong>an</strong>forderung <strong>an</strong> die jungen Hochschulabsolvent/-<br />
innen (ebd.: 37 ff. sowie Grühn/Hecht/Braun 2008:<br />
19 ff.) und machen auf die gestiegenen Unsicher-<br />
heiten der Beschäftigungspositionen aufmerksam.<br />
2 Die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit der Prekaritäsdiskussion k<strong>an</strong>n <strong>an</strong> dieser Stelle nur sehr kursorisch stattfinden. Vgl. ausführlich und mit Verweisen auf die weitere<br />
Diskussion Dörre (2005) sowie Dörre/Neis 2007 bzw. 2008.<br />
Einleitung, Fragestellung und Her<strong>an</strong>gehensweise<br />
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