Der wissenschaftliche ?Mittelbau? an deutschen ... - TU Berlin
Der wissenschaftliche ?Mittelbau? an deutschen ... - TU Berlin
Der wissenschaftliche ?Mittelbau? an deutschen ... - TU Berlin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
der Stellen für den <strong>wissenschaftliche</strong>n Nachwuchs<br />
am Anteil aller Wissenschaftler/-innen <strong>an</strong> den<br />
Hochschulen geführt hat, nicht ebenfalls auch zu<br />
einem Anstieg der objektiven Prekarität der<br />
Positionen des <strong>wissenschaftliche</strong>n Nachwuchses<br />
führte.<br />
Während Klecha/Reimer (2008: 22) auf eine<br />
Untersuchung von Enders verweisen, der zufolge in<br />
den projektbezogenen Stellen eine hohe Unzu-<br />
friedenheit vorherrsche, weist Enders selbst (1996:<br />
106 f.)) auch auf Befunde von 1986 hin, die besagen,<br />
„dass die drittmittelfin<strong>an</strong>zierten Mitarbeiter/-innen<br />
überwiegend in die Lehre eingebunden werden und<br />
die Mitarbeit und Kooperation in der Projekt-<br />
forschung die Qualifizierungsarbeiten befördert“<br />
(ebd.: 107). Dies, so könnten wir schlussfolgern, mag<br />
zu einer Verbesserung der späteren Position auf<br />
Arbeitsmärkten außerhalb des Hochschulsektor füh-<br />
ren.<br />
Unabhängig davon besteht jedoch bezüglich der<br />
zweiten Frage Einigkeit darüber, dass für den wissen-<br />
schaftlichen Nachwuchs das Erreichen einer<br />
Lebenszeitstelle als Professor vor dem geschilderten<br />
Hintergrund immer unwahrscheinlicher geworden<br />
ist. Es hat sich faktisch „ein für Forschung und<br />
Nachwuchsförderung bedeutender Bereich der<br />
Beschäftigung nicht-professoraler Wissenschaftler/<br />
-innen etabliert, der parallel zum traditionellen<br />
‚Königsweg’ der <strong>wissenschaftliche</strong>n Karriere liegt“<br />
(ebd.), und dass für diese Gruppe ein folgenreicher<br />
M<strong>an</strong>gel der Anbindung <strong>an</strong> die Hochschullehrerlauf-<br />
bahn gegeben ist.<br />
2.1.7. Zur gewerkschaftlichen Org<strong>an</strong>isation des<br />
<strong>wissenschaftliche</strong>n Nachwuchses<br />
Wie ist vor diesem Hintergrund die Frage nach der<br />
kollektiven bzw. gewerkschaftlichen Org<strong>an</strong>isier-<br />
barkeit der Interessen des <strong>wissenschaftliche</strong>n Nach-<br />
wuchses einzuschätzen?<br />
Was Bretthauer und von Fromberg (2008) für „linke<br />
Wissenschaftler/-innen“ und deren Versuche fest-<br />
stellen, in staatlichen Institutionen ihren Berufsweg<br />
zu finden, trifft im besonderem Maße für die<br />
Berufswege des <strong>wissenschaftliche</strong>n Nachwuchses zu:<br />
Sie verlaufen „primär über individuelle Karriere-<br />
strategien“ und sie lassen „wenig Raum für kollekti-<br />
ve Org<strong>an</strong>isationsprozesse“ (ebd.: 35). Die „Mittel-<br />
bauer“ stehen bei dieser Suche nach ihrem<br />
Berufsweg in scharfer Konkurrenz zuein<strong>an</strong>der, was<br />
häufig die im Wissenschaftsbetrieb der Hochschulen<br />
erzeugte Isolation verstärkt. Diese Feststellungen,<br />
zusammengenommen mit denen, die wir bereits frü-<br />
her zur hohen Identifikation des <strong>wissenschaftliche</strong>n<br />
Nachwuchses mit den Inhalten ihrer Arbeit getroffen<br />
haben, führen dazu, dass kollektive Org<strong>an</strong>i-<br />
sationsversuche mit drei Problemen bzw. Fragen kon-<br />
frontiert sind:<br />
Erstens dürfen sich gewerkschaftliche Org<strong>an</strong>isations-<br />
bemühungen nicht auf „formalisierte Normalarbeits-<br />
verhältnisse“ fokussieren. Aber entl<strong>an</strong>g „welcher<br />
Linien (können) diese Gruppen“ d<strong>an</strong>n „org<strong>an</strong>isiert<br />
werden“ (ebd.: 37)?<br />
Zweitens dürfen sich die Bemühungen um Orga-<br />
nisation dieser Gruppen nicht auf Serviceorien-<br />
tierungen für diejenigen von ihnen beschränken,<br />
„die verängstigt über die unsichere Amortisierung<br />
ihrer hochqualifizierten Bildungsabschlüsse eine<br />
Org<strong>an</strong>isation in Betracht ziehen“ (ebd.:38). Mit wel-<br />
chen Themen sollen aber diejenigen erreicht werden,<br />
deren gefühlte Prekarität gering oder gleich Null ist,<br />
die sich also durchaus zu Recht als Akademiker/<br />
-innen ihrer privilegierten Situation auf dem Arbeits-<br />
markt bewusst sind?<br />
Und drittens „stellt die Fixierung gewerkschaftlicher<br />
Strategien auf Arbeitsbedingungen ein weiteres<br />
Problem dar“ (ebd.). Welche Ansatzpunkte ergeben<br />
sich aber d<strong>an</strong>n für gewerkschaftliche Arbeit mit oder<br />
für den <strong>wissenschaftliche</strong>n Nachwuchs?<br />
2.2. Fragestellungen dieser Studie<br />
Vor dem Hintergrund der bis hier knapp umrissenen<br />
Diskussionen über den <strong>wissenschaftliche</strong>n Nach-<br />
wuchs stehen folgende vier Kernfragen im Mittel-<br />
punkt unserer Studie:<br />
a. Wie sieht die bisherige und derzeitige berufliche<br />
Situation der Nachwuchswissenschaftler/-innen<br />
aus?<br />
Einleitung, Fragestellung und Her<strong>an</strong>gehensweise<br />
19