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Der wissenschaftliche ?Mittelbau? an deutschen ... - TU Berlin

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B i l d u n g , W i s s e n s c h a f t u n d F o r s c h u n g<br />

des „Arbeitsfeldes Hochschule“ einige Faktoren, die<br />

einem potenziellen Prekaritätsempfinden auch ent-<br />

gegenwirken könnten. In einer vor<strong>an</strong>gehenden<br />

deutschl<strong>an</strong>dweiten Befragung von jungen wissen-<br />

schaftlichen Mitarbeitern/-innen (Schmidt, 2007b, S.<br />

153) zeigten sich vier Motivationstypen, von denen<br />

nur zwei die Vertragsgestaltung/Befristung als stark<br />

demotivierend empf<strong>an</strong>den. Ähnliche Ergebnisse<br />

erbrachte die Interviewstudie von Klecha (2007), in<br />

der die „karriereorientierten Idealisten“ und die<br />

„Überg<strong>an</strong>gswissenschaftler“ ebenfalls kein ent-<br />

sprechendes Prekaritätsempfinden <strong>an</strong>gaben.<br />

Die fin<strong>an</strong>zielle Unsicherheit und die Belastung durch<br />

unklare Weiterbeschäftigung/die Befristung, also<br />

zwei Faktoren objektiver Prekarität, zählen nicht zu<br />

den einzigen Schwierigkeiten, welche die Befragten<br />

als besondere Belastungsfaktoren im Promotions-<br />

prozess <strong>an</strong>sehen (vgl. Tabelle 22 zu Frage D9). Zwar<br />

gibt rund ein Viertel (fin<strong>an</strong>zielle Unsicherheit) bzw.<br />

gut ein Drittel (unklare Weiterbeschäftigung/Be-<br />

fristung) den jeweiligen Faktor als wesentliche<br />

Schwierigkeit mit hoch belastender Wirkung für den<br />

Promotionsprozess <strong>an</strong>. Jedoch gibt es einige weitere<br />

Faktoren, die mit Blick auf die Promotion in gleichem<br />

oder sogar noch höherem Maße als hinderlich wahr-<br />

genommen werden. Hierzu zählen insbesondere die<br />

Arbeitsbelastung durch dissertationsfremde Auf-<br />

gaben in der Lehre sowie – abgestuft – solche in der<br />

Forschung, individuelle Probleme mit Motivation,<br />

Pl<strong>an</strong>ung oder dem konkreten Inhalt sowie Probleme<br />

bei der Betreuung (vgl. Berning & Falk, 2006, S. 135,<br />

bei denen Betreuungsprobleme <strong>an</strong> erster Stelle st<strong>an</strong>-<br />

den, gefolgt von der Belastung mit dissertations-<br />

fremden Aufgaben).<br />

Aus diesen Daten lässt sich ein bisl<strong>an</strong>g nicht befriedi-<br />

gend gelöster Widerstreit zwischen den beruflichen<br />

Anforderungen einer Beschäftigung als wissenschaft-<br />

liche/r Mitarbeiter/-in einerseits und der Bezeichnung<br />

dieser Beschäftigung als „Qualifikationsstelle“ ver-<br />

bunden mit dem Ziel einer Promotion feststellen:<br />

Einerseits dienen, wie es oftmals auch explizit in der<br />

Ausschreibung und der Stellenbeschreibung gen<strong>an</strong>nt<br />

wird, die entsprechenden Haushalts- und auch die<br />

Drittmittelstellen dem Zweck, dass die Stellen-<br />

inhaber/-innen sich qualifizieren und die Tätigkeit mit<br />

einer Promotion abschließen mögen. Doch <strong>an</strong>derer-<br />

seits sind es gerade die Inhalte und Aufgaben, die mit<br />

einer solchen Stellenkonstruktion einhergehen, wel-<br />

che sich für den Promotionsprozess als hinderlich<br />

erweisen. Hier erscheint eine Klärung der Prioritäten<br />

und ein Ausgleich der Interessen notwendig:<br />

Gelegenheit für mehr Fort-/Weiterbildung als nur<br />

100 Stunden pro Jahr (Schmidt, 2007a) und für mehr<br />

Gelegenheit zur Promotion einerseits, Aufgaben in<br />

Forschung, Lehre, Zuarbeit und Mitwirkung in defi-<br />

niertem und verlässlichem Umf<strong>an</strong>g <strong>an</strong>dererseits.<br />

Jeweils mehr als ein Viertel der Befragten gibt min-<br />

destens eines dieser vier Aufgabengebiete als hoch<br />

belastend im individuellen Promotionsprozess <strong>an</strong>.<br />

Niedrigschwellige und wie selbstverständlich verfüg-<br />

bare Unterstützungs<strong>an</strong>gebote der Hochschulen zum<br />

Umg<strong>an</strong>g mit derartigen Schwierigkeiten und zum<br />

Ausgleich der widersprüchlichen Anforderungen feh-<br />

len weitgehend – die Promovierenden bleiben mit<br />

diesen Konfliktfeldern alleine, insbesondere falls eine<br />

zusätzliche Problematik im Verhältnis zu promotions-<br />

betreuenden Lehrenden liegt, was bei knapp 30<br />

Prozent der Befragten zumindest phasenweise der<br />

Fall ist.<br />

Die Arbeits- und Motivationssituation des „<strong>wissenschaftliche</strong>n <strong>Mittelbau</strong>s“<br />

<strong>Der</strong> Anteil derjenigen, die von einer subst<strong>an</strong>ziellen,<br />

sich zum Teil über sechs Monate erstreckenden<br />

Unterbrechungsphase der Dissertation berichten<br />

oder über ernsthafte Erwägungen, das Promotions-<br />

vorhaben g<strong>an</strong>z abzubrechen, liegt bei rund einem<br />

Drittel (vgl. Grafik 3 zu Frage D3). Die Stichprobe ist<br />

– besonders bei denjenigen, die schon seit längerer<br />

Zeit <strong>an</strong> der Hochschule beschäftigt sind – positiv<br />

zugunsten derjenigen verzerrt, die sich trotz etwaiger<br />

Probleme und Schwierigkeiten für eine Fortführung<br />

entschieden haben. Viele derjenigen, die tatsächlich<br />

einen Abbruch vollzogen haben, sind zum Zeitpunkt<br />

der Befragung bereits aus dem Hochschulsystem aus-<br />

geschieden und daher nicht in der Stichprobe enthal-<br />

ten. Bei den rund 15 Prozent, auf die keine der<br />

Aussagen zutrifft, dominiert der Status einer noch<br />

nicht begonnenen Promotion – d.h. diese Befragten<br />

sind noch nicht so l<strong>an</strong>ge als <strong>wissenschaftliche</strong><br />

Mitarbeiter/-innen beschäftigt, als dass sie ein<br />

Promotionsvorhaben bereits hätten unter- oder<br />

abbrechen können. Die hier über alle Befragten hin-<br />

weg ermittelte Abbruchtendenz von rund einem<br />

Drittel ist daher eine vermutlich positiv verzerrte<br />

Einschätzung; der tatsächliche Anteil liegt mit großer

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