Der wissenschaftliche ?Mittelbau? an deutschen ... - TU Berlin
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B i l d u n g , W i s s e n s c h a f t u n d F o r s c h u n g<br />
„Immer ein offenes Ohr für Probleme – keine<br />
Kritik.“<br />
„Keine Kritik – der PR ist immer da, wenn m<strong>an</strong><br />
ihn braucht, großes Lob!“<br />
„Bin selbst im Personalrat; leider gleicht er z.T.<br />
mehr einem Papiertiger; nur über beharrliche<br />
Themenarbeit erreicht m<strong>an</strong> m<strong>an</strong>chmal etwas;<br />
den Abbau des <strong>Mittelbau</strong>s k<strong>an</strong>n der Personalrat<br />
auch nicht aufhalten; die Zeit beim Personalrat<br />
muss ich größtenteils durch Mehrarbeit<br />
„abknappsen“ .<br />
5.5. Das Verhältnis von Gewerkschaften<br />
und <strong>wissenschaftliche</strong>m Nachwuchs<br />
im Überblick<br />
Zusammenfassend k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> zum Verhältnis von<br />
Gewerkschaften bzw. Personalräten und Nach-<br />
wuchswissenschaftlern/-innen folgenden Thesen<br />
formulieren:<br />
1. Gewerkschaften und Personalräte stellen für die<br />
Mehrheit des <strong>wissenschaftliche</strong>n <strong>Mittelbau</strong>s unbe-<br />
k<strong>an</strong>nte Wesen dar. M<strong>an</strong> weiß relativ wenig bzw.<br />
gar nichts über diese Arbeitnehmervereinigungen<br />
und -vertretungen, im Urteil vieler Wissenschaftler<br />
gilt dies auch umgekehrt: Akademiker und ihre<br />
berufliche Situation spielen im gewerkschaftlichen<br />
Denken keine Rolle. Von daher erschallt der Ruf<br />
nach mehr Informationen und Tr<strong>an</strong>sparenz über<br />
gewerkschaftliche Hochschularbeit und das Wir-<br />
ken der Personalräte – m<strong>an</strong> will ohne weiteres auf<br />
Entdeckungstour gehen.<br />
2. Explizit fordern die Nachwuchswissenschaftler/-<br />
innen, dass sich die Gewerkschaften und die<br />
Personalräte mehr um die besonderen Bel<strong>an</strong>ge des<br />
<strong>wissenschaftliche</strong>n <strong>Mittelbau</strong>s und der Promo-<br />
tionsstudierenden <strong>an</strong> den Hochschulen kümmern<br />
und nicht mehr nur die Interessen der dauerhaft<br />
Angestellten im Verwaltungsbereich verfolgen.<br />
3. Trotz der bisherigen systematischen Vernachlässi-<br />
gung können sich viele Befragte (ca. 40Prozent)<br />
vorstellen, Mitglied in einer Gewerkschaft zu wer-<br />
den, wenn sich die Gewerkschaften den Proble-<br />
men des <strong>wissenschaftliche</strong>n <strong>Mittelbau</strong>s öffnen.<br />
Diese Gruppe der gewerkschaftlich Interessierten<br />
fordert wesentlich deutlicher eine aktive Infor-<br />
mations- und Vertretungspolitik von den Gewerk-<br />
schaften und Personalräten als die Gruppe der<br />
gewerkschaftlich nicht Interessierten.<br />
4. Die gewerkschaftlich Interessierten unterscheiden<br />
sich hinsichtlich ihrer objektiven beruflichen und<br />
sozialen Situationen keinesfalls von den nicht<br />
Interessierten – beide Gruppen zeichnen sich aus<br />
durch prekäre Beschäftigungs- und Arbeits-<br />
situationen wie kurzzeitige Vertragsbefristungen,<br />
Teilzeitstellen, unbezahlte und teilweise fachfrem-<br />
de Mehrarbeit und hochgradige personelle<br />
Abhängigkeit von ihren professoralen Promo-<br />
tionsbetreuern und Dienstvorgesetzten. Allerdings<br />
kritisieren diese Zustände die gewerkschaftlich<br />
Interessierten schärfer – die geltenden Tarifver-<br />
träge werden von ihnen skeptischer eingeschätzt,<br />
eine umfassende Reform der Promotion akzentu-<br />
ierter eingefordert und die persönlichen<br />
Arbeitsbelastungen und Arbeitsmarktrisiken stär-<br />
ker empfunden.<br />
5. Eine gewisse Erklärung für diese Unterschiede zwi-<br />
schen den beiden Gruppen liefern deren Zuge-<br />
hörigkeit zu unterschiedlichen Fachrichtungen:<br />
Die gewerkschaftlich Interessierten stammen<br />
überproportional aus Fächern, die auf dem<br />
Arbeitsmarkt als kritisch gelten, wie z.B. Sozial-<br />
und Geisteswissenschaften, während die gewerk-<br />
schaftlich nicht Interessierten in Fachrichtungen<br />
<strong>an</strong>zutreffen sind, wie z.B. in den Ingenieur- und<br />
Naturwissenschaften.<br />
Gewerkschaften und Personalrat im Urteil der Nachwuchswissenschaftler/-innen<br />
6. Die größte Arbeitsmotivation erwächst bei beiden<br />
Gruppen aus ihrer sehr hohen Identifikation mit<br />
ihrer fachlichen Forschungsarbeit, die in aller Regel<br />
mit dem Abschluss der Promotion gekrönt wird.<br />
Alle materiellen, fachlichen und sozialen Um-<br />
stände, die ihre persönliche <strong>wissenschaftliche</strong><br />
Arbeit ermöglichen und fördern werden extrem<br />
hoch bewertet Dabei übertreffen die gewerk-<br />
schaftlich Interessierten die gewerkschaftlich nicht<br />
Interessierten in ihrer positiven Bewertung von<br />
Wissenschaft, Forschung und Lehre leicht.