Der wissenschaftliche ?Mittelbau? an deutschen ... - TU Berlin
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gesetzten und/oder die mit der Betreuung der<br />
Promotion befassten Personen verhalten und welche<br />
Unterstützungsmöglichkeiten die Hochschule bietet.<br />
Inwieweit gelingt es „dem System“ und den hier<br />
agierenden Personen, die der Natur der Sache inne-<br />
wohnenden Problematiken aufzuf<strong>an</strong>gen und den<br />
jungen Wissenschaftlern/-innen dabei zu helfen,<br />
diese Phase erfolgreich abzuschließen, um am Ende<br />
gestärkt aus ihr hervorzugehen? Diese Unterstützung<br />
k<strong>an</strong>n einsetzen mit dem Zeitpunkt des Entschlusses,<br />
sich in das „Arbeitsfeld Hochschule“ zu wagen, sie<br />
führt über die Gestaltung der Arbeitssituation und<br />
der Promotionsphase bis hin zur Unterstützung für<br />
den nächsten, <strong>an</strong> die Promotionsphase <strong>an</strong>schließen-<br />
den Schritt – mit dem Interesse <strong>an</strong> einer weiterfüh-<br />
renden <strong>wissenschaftliche</strong>n Karriere in der Hochschule<br />
zu verbleiben oder aber mit (oder auch ohne) Dr.-<br />
Titel berufliche Perspektiven außerhalb der Hoch-<br />
schule zu suchen.<br />
<strong>Der</strong> Weg in die Hochschule nach einem ersten, für<br />
die Promotion qualifizierenden Abschluss wird in vie-<br />
len Fällen vor allem dadurch geebnet, dass die betref-<br />
fenden Personen schon vorher einen Kontakt zu<br />
einem bestimmten Lehrstuhl haben und/oder dass<br />
der Professor oder die Professorin eine Tätigkeit, eine<br />
Stelle, ein Dissertationsthema <strong>an</strong>bietet. Hieraus<br />
ergibt sich im Gegenschluss: Nur rund 30 Prozent<br />
(vgl. Tabelle 13 zu Frage B1) der jungen Nach-<br />
wuchswissenschaftler/-innen kommen „von außer-<br />
halb“, von <strong>an</strong>deren Hochschulen oder aus einer zwi-<br />
schenzeitlichen <strong>an</strong>deren Tätigkeit außerhalb des<br />
Hochschulbereichs. Für die im Sinne des Bologna-<br />
Prozesses geforderte und geförderte Mobilität der<br />
Studierenden und Promovierenden besteht damit ein<br />
erhebliches Potenzial, künftig auch vermehrt diejeni-<br />
gen <strong>an</strong>zusprechen, die <strong>an</strong> einem g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deren Ort<br />
im In- oder Ausl<strong>an</strong>d ihr Studium absolviert oder zwi-<br />
schenzeitlich Praxiserfahrungen gesammelt haben.<br />
Hauptmotiv ist bei allen, wie beispielsweise auch in<br />
der Bayerischen Promovierendenbefragung (Berning<br />
& Falk, 2006, S. 36), das Interesse <strong>an</strong> einer wissen-<br />
schaftlichen, forschenden Tätigkeit.<br />
Die häufig offen und noch viel häufiger verdeckt<br />
<strong>an</strong>zutreffende pauschale Vor<strong>an</strong>nahme „Wer einen<br />
Job <strong>an</strong> der Hochschule <strong>an</strong>nimmt, strebt eine<br />
Hochschulkarriere <strong>an</strong>“ wird durch die Befragungs-<br />
ergebnisse hingegen nicht bestätigt. Sie sollte von<br />
allen Beteiligten differenzierter als bisl<strong>an</strong>g verst<strong>an</strong>den<br />
werden: Promotionsinteresse? Ja! Interesse <strong>an</strong> einer<br />
forschenden und <strong>wissenschaftliche</strong>n Tätigkeit? Ja!<br />
Interesse <strong>an</strong> Lehrtätigkeiten? Ein bisschen! Interesse<br />
<strong>an</strong> Hochschulkarriere? Nein, für die meisten erst ein-<br />
mal nicht, bestenfalls vielleicht.<br />
<strong>Der</strong> Fokus derjenigen, die eine Stelle <strong>an</strong> der<br />
Hochschule <strong>an</strong>treten, liegt nach den vorliegenden<br />
Befragungsergebnissen zunächst „nur“ auf den<br />
direkt vor ihnen liegenden zwei bis fünf Jahren bis zu<br />
dem von den meisten <strong>an</strong>gestrebten Ziel der Pro-<br />
motion. Darüber hinausgehende Ph<strong>an</strong>tasien, die auf<br />
einen l<strong>an</strong>gfristigen Verbleib in der Hochschule gerich-<br />
tet wären, bestehen bei der Mehrzahl der Befragten<br />
augenscheinlich nicht. Hieraus folgt zunächst, dass<br />
die Hochschule ihre Unterstützungs<strong>an</strong>gebote gezielt<br />
auf die erfolgreiche Bewältigung der Promotions-<br />
phase und der in dieser Zeit <strong>an</strong>fallenden Arbeits-<br />
aufgaben zu richten hat – und auch, dass die<br />
Hochschule rund zwei bis fünf Jahre Zeit hat, um in<br />
den Nachwuchswissenschaftlern/-innen den <strong>an</strong>fäng-<br />
lich noch nicht unbedingt ausgeprägten Wunsch<br />
her<strong>an</strong>reifen zu lassen, zeitlich und inhaltlich auch<br />
darüber hinaus dem Hochschulsystem zur Verfügung<br />
zu stehen. Ebenso entspricht es auch der Ver<strong>an</strong>t-<br />
wortung der Hochschule als Arbeitgeberin, die bei<br />
den meisten weder am Anf<strong>an</strong>g noch am Ende vor-<br />
h<strong>an</strong>dene Ausrichtung auf eine Hochschulkarriere zu<br />
respektieren und die Promovierenden dabei zu unter-<br />
stützen, sich bereits während der Promotionsphase<br />
auf berufliche Perspektiven außerhalb des Hoch-<br />
schulbereichs vorzubereiten.<br />
Immerhin rund ein Drittel der Befragten (vgl. Tabelle<br />
13 zu Frage B1) gibt <strong>an</strong>, beim Eintritt in die<br />
Hochschule eine Hochschulkarriere zumindest erwo-<br />
gen zu haben. Tatsächlich verbleiben allerdings nur<br />
um die 10 Prozent derjenigen, die eine Promotion<br />
aufnehmen, zeitlich deutlich über die Promotions-<br />
phase hinaus <strong>an</strong> der Hochschule. So wird bereits ein<br />
wesentlicher Anteil aller Promotionsvorhaben vor<br />
deren Abschluss abgebrochen, womit sich ein weite-<br />
rer Verbleib im System zumeist ebenfalls ausschließt<br />
(vgl. Grafik 3 zu Frage D3). Schätzungen gehen von<br />
rund einem Drittel aus, wobei <strong>an</strong>gesichts fehlender<br />
Zahlen über die Gesamt<strong>an</strong>zahl der Promovierenden<br />
die Berechnung derartiger Quoten kaum möglich ist.<br />
Die Arbeits- und Motivationssituation des „<strong>wissenschaftliche</strong>n <strong>Mittelbau</strong>s“<br />
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