Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik
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Phil 2:6-11 oder: <strong>Jesus</strong> <strong>versus</strong> <strong>Jaldabaoth</strong><br />
Das e<strong>in</strong>drucksvolle Beispiel für e<strong>in</strong>e deutliche Bezugnahme auf e<strong>in</strong><br />
Motiv der „mythologischen Gnosis“ des 2. Jahrhunderts stellt zweifellos<br />
der sogenannte Christushymnus des Philipperbriefs dar, 2,6-11.<br />
Dies s<strong>in</strong>nt bei euch, was auch (der Geme<strong>in</strong>schaft) <strong>in</strong> Christus <strong>Jesus</strong><br />
(entspricht),<br />
6 der <strong>in</strong> göttlicher Gestalt war, achtete das Gott-gleich-Se<strong>in</strong> nicht für<br />
e<strong>in</strong>e Sache des Raubens,<br />
7 sondern entleerte sich selbst, <strong>in</strong>dem er die Gestalt e<strong>in</strong>es Sklaven<br />
annahm<br />
und <strong>in</strong> Menschenbild auftrat; und nach se<strong>in</strong>em Äußeren wie e<strong>in</strong><br />
Mensch erfunden,<br />
8 demütigte er sich selbst, gehorsam geworden bis zum Tod, ja zum<br />
Tod am Kreuz.<br />
9 Darum hat ihn Gott ihn auch erhöht und ihm den Namen gegeben,<br />
der über allen Namen ist,<br />
10 damit sich im Namen Jesu jedes Knie beuge, der Himmlischen und<br />
Irdischen und Unterirdischen,<br />
11 und jede Zunge bekenne: Herr ist <strong>Jesus</strong> Christus zur Herrlichkeit<br />
Gottes des Vaters.<br />
Die Probleme des Abschnitts s<strong>in</strong>d vielfältig und haben e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />
exegetische Literatur hervorgebracht. Die seit Lohmeyers Kommentar<br />
immer wieder diskutierte Frage, ob die Verse aus älterer Tradition<br />
stammen oder vom Verfasser des Briefes selbst „e<strong>in</strong>gebracht“ 44 wurden,<br />
ist, nachdem sie lange zugunsten der ersten Antwort entschieden wurde,<br />
<strong>in</strong>zwischen wieder offen. 45 Klar ist allerd<strong>in</strong>gs, dass Form und Wortschatz<br />
des Hymnus <strong>in</strong> vieler H<strong>in</strong>sicht von den übrigen, als echt geltenden<br />
Paulusbriefen abweichen. Wahrsche<strong>in</strong>lich verhält es sich so, wie Dibelius<br />
e<strong>in</strong>st vermutete; er nahm an, dass der Verfasser „hier e<strong>in</strong>ige bereits sonst<br />
etwas liturgisch, von Christus gebrauchte Ausdrücke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hymnus<br />
eigener Gestaltung verwendet hat“. 46 Indessen ist e<strong>in</strong>e Beantwortung<br />
dieser Frage für uns nicht entscheidend. Hier soll es vor allem um den<br />
44 Gnilka 1976, 1968, S. 124.<br />
45 Vollenweider 1999, S. 413; vgl. Heen 2004, S. 137.<br />
46 Dibelius et al. 1937, S. 73.<br />
© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013