Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik
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bei den Gnostikern nur e<strong>in</strong>e Gestalt neben anderen ist, ist der Phil 2:6-11<br />
erzählte Mythos zentral auf ihn fokussiert. Der <strong>Jesus</strong>mythos ersche<strong>in</strong>t<br />
hier als e<strong>in</strong> Teil des größeren Sophiamythos, aus dem er gewissermaßen<br />
„herausgebrochen“ wurde. Außerdem hat der Christusmythos des<br />
Philipperbriefes, wie oft festgestellt wurde, e<strong>in</strong>e starke ethische<br />
Ausrichtung, die den gnostischen Mythen <strong>in</strong> der Regel abgeht.<br />
Die Deutung des „Namens der über alle Namen ist“ auf <strong>Jesus</strong> f<strong>in</strong>det<br />
sich mitunter auch bei e<strong>in</strong>igen Theologen am Rande des Ma<strong>in</strong>streams, so<br />
z.B. bei C.F.D. Moule. 140 Die Deutung wird jedoch hier wenig<br />
überzeugend mit der herkömmlichen Sichtweise, d.h. letztlich dem<br />
kirchlichen Inkarnationsdogma, verbunden und führt zu reichlich<br />
künstlichen Erklärungen; der mythische Charakter des Christushymnus<br />
wird nicht erkannt.<br />
Der erste, der aus der Deutung radikale Konsequenzen zog, war Paul-<br />
Louis Couchoud: „The God-Man does not receive the name <strong>Jesus</strong> till<br />
after his crucification. That alone, <strong>in</strong> my judgement, is fatal to the<br />
historicity of <strong>Jesus</strong>.“ 141 Ihm ist Robert M. Price gefolgt:<br />
„this name was a subsequent honor. Here is a fossil of an early<br />
belief accord<strong>in</strong>g to which a heavenly entity (perhaps already<br />
called Christ, like the Valent<strong>in</strong>ian Christ-Aion) subsequently<br />
received the cult name <strong>Jesus</strong>. In all this there is no historical <strong>Jesus</strong><br />
the Nazorean. Nor, as Couchoud po<strong>in</strong>ted out, could there be, s<strong>in</strong>ce<br />
all the gospel tales of the wander<strong>in</strong>g <strong>Jesus</strong> are at once revealed as<br />
later fabrications, tak<strong>in</strong>g for granted the nam<strong>in</strong>g of the savior as<br />
<strong>Jesus</strong> and read<strong>in</strong>g it back anachronistically <strong>in</strong>to his period of<br />
earthly servitude.” 142<br />
Dafür, dass der Verfasser Phil 2:9-10 <strong>in</strong> der Tat an den <strong>Jesus</strong>namen<br />
denkt, sprechen abgesehen von den oben schon zitierten neutestamentlichen<br />
Stellen, auch noch e<strong>in</strong>ige außerkanonische Texte, die ebenfalls<br />
von der rettenden Kraft dieses Namens wissen. 143<br />
140 Moule 1970, S. 220f.: „God, <strong>in</strong> the <strong>in</strong>carnation, bestowed upon the one who is on<br />
an equality with him an earthly name which, because it accompanied that most God-like<br />
self-empty<strong>in</strong>g, has come to be, <strong>in</strong> fact, the highest of names, because service and selfgiv<strong>in</strong>g<br />
are themselves the highest of div<strong>in</strong>e attributes. Because of the <strong>in</strong>carnation, the<br />
human name, ‘<strong>Jesus</strong>’, is acclaimed as the highest name.”Ältere Befürworter dieser<br />
Auslegung bei Mart<strong>in</strong> 1997, S. 235, der freilich von e<strong>in</strong>er „curiosity of New Testament<br />
<strong>in</strong>terpretation“ spricht, denn: „<strong>Jesus</strong> had borne this name from His circumcision (Luke<br />
ii. 21) and what is envisaged <strong>in</strong> this hymn is the bestowal of a new name.”<br />
141 Couchoud 1939, S. 438; Price 2003, S. 357, A. 7.<br />
142 Price 2000, S. 85; Price 2003, S. 353<strong>–</strong>356; Wells 2002, S. 11f.<br />
143 ActPt (NHC VI,1) p. 6,2-4 Er sagte zu mir: „Warum seufzest du, wenn du doch<br />
diesen Namen ,<strong>Jesus</strong>’ kennst und an ihn glaubst? Er ist e<strong>in</strong>e große Kraft , um Kraft zu<br />
geben. Denn auch ich glaube an den Vater, der ihn gesandt hat.“ <strong>–</strong> EpPt (NHC VIII/2)<br />
© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013