Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik
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bung für den Judengott“. Auch die Bedeutung „Sohn des Abgrunds“ (von<br />
gr. abyssos) wird diskutiert. 79<br />
Die eigentliche „Heimat“ des <strong>Jaldabaoth</strong> ist der <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />
Versionen kursierende gnostische Sophia-Mythos. 80 Während se<strong>in</strong>e Mutter,<br />
die Sophia, noch e<strong>in</strong>e heikle Gratwanderung zwischen materieller<br />
und geistiger, endlicher und unendlicher Sphäre zu machen hat, um am<br />
Ende doch wieder <strong>in</strong> das Pleroma zurückkehren zu dürfen, steht ihre<br />
Sohn als Demiurg stärker auf der Seite der von den Gnostikern verachteten<br />
materiellen Welt. Als Demiurg setzt er das Schöpfungswerk <strong>in</strong> Gang.<br />
Da aber se<strong>in</strong>e Schöpfung nur auf e<strong>in</strong>em Diebstahl göttlichen<br />
Lichts/göttlicher Kräfte basiert, wird sie für die <strong>in</strong> der materiellen Welt<br />
e<strong>in</strong>geschlossenen göttlichen Lichtkräfte zum Gefängnis. So kommt es<br />
zum Erlösungsprozess durch den Bruder der Sophia und, so man will,<br />
den „Onkel“ des Demiurgen: Christus.<br />
Wenn wir den vom Raub der Gottgleichheit handelnden Vers des<br />
Christushymnus vor dem Gegenbild des gnostischen Demiurgen verstehen,<br />
ist se<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n vollkommen klar und jedes e<strong>in</strong>zelne Wort f<strong>in</strong>det se<strong>in</strong>e<br />
Erklärung:<br />
(1) Schon <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>leitenden hos en morphē theou hyparchōn („der<br />
<strong>in</strong> göttlicher Gestalt war“) f<strong>in</strong>den wir den Gegensatz zum gnostischen<br />
Demiurgen angedeutet, der ja, anders als der präexistente Christus, se<strong>in</strong>e<br />
gottgleiche Gestalt nicht immer besaß. Das wird im Apokryphon des Johannes<br />
ausdrücklich betont: Weil er ohne den Paargenossen erschaffen<br />
wurde, sei se<strong>in</strong>e Gestalt unvollkommen gewesen und verschieden von<br />
der Gestalt der Sophia („ohne Gestalt von ihrer Gestalt“). Weiter heißt<br />
es: „Es glich der Ersche<strong>in</strong>ung der Mutter nicht, da es e<strong>in</strong>e andere Gestalt<br />
(ⲙⲟⲣⲫⲏ = morphē, 7) hat.“ 81 Diese Gestalt wird als löwen- und schlangengesichtig<br />
beschrieben, „und se<strong>in</strong>e Augen waren wie blitzendes leuchtendes<br />
Feuer“. 82<br />
79 Nagel 2007, S. 253, A. 116; vgl. van Unnik 1961, S. 79; Quispel 1953, S. 199;die<br />
Ätiologie UW (NHC II /5) p.100,10ff. ist kaum korrekt.<br />
80 AJ (NHC II/1) p. 9,25-11; 14,15ff.; 19,23ff.; 23,36-24,8; AJ (NHC III) p. 15, 22ff.;<br />
18, 9ff.; 21,19ff. 31, 7ff.; AJ (NHC IV,1)p. 17,17ff. 18,25ff., 22,22ff. 37,5.22ff; AJ<br />
(BG) p. 38, 14ff.; 62,5ff., 5HA (NHC II/4) p. 94,15ff; 96; UW (NHC II/5) p.99;<br />
100,14ff.; 101; 102,12ff.; 103,1ff; 106-107; 112; SJC (BG 3)p. 119,16ff.; 2LogSeth<br />
(NHC VII/2) p.53,13ff; 62,27ff.; 68,29ff.; Protennoia (NHC XIII/1) p. 39; JudEv (CT 3)<br />
51; Iren Haer 1 30:5ff, 10ff, 14; Orig Cels 6:31f; Epiph Haer 2 25:2f; 26:8, 10; Epiph<br />
Haer 3 37:3ff; 45:1.<br />
81 UW (NHC II/5) p. 101,1ff.; AJ (BG 2)p. 37, 18, Schenke et al. 2007, S. 90.<br />
82 Löwen- und Schlangengesichtigkeit s<strong>in</strong>d nach Grant 1959, 1959, S. 49 Ansicht die<br />
Attribute des Mithras-Zervan. Daraus schließt van Unnik 1961, S. 79, es könne sich bei<br />
dem Mythus umd „e<strong>in</strong>e Polemik gegen persisch-babylonische Astraltheologie“ gehandelt<br />
haben.<br />
© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013