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Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik

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strebte, so wäre sie von se<strong>in</strong>er Süßigkeit schließlich wohl<br />

verschlungen und <strong>in</strong> die allgeme<strong>in</strong>e Substanz aufgelöst worden,<br />

wenn sie nicht auf e<strong>in</strong>e Kraft gestoßen wäre, die das Weltall<br />

befestigt und außerhalb der unaussprechlichen Größe bewacht.<br />

Diese Kraft nennen sie Horos.“ 72<br />

Der Unterschied zwischen dem Verfasser des Christushymnus und den<br />

Gnostikern besteht für Baur nur dar<strong>in</strong>, „, dass er, was bei den Gnostikern<br />

e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> spekulative Bedeutung hat, moralisch wendet. Während daher<br />

bei den Gnostikern jener harpagmos zwar wirklich geschieht, aber als<br />

nun widernatürliches Beg<strong>in</strong>nen sich selbst aufhebt, und nur etwas<br />

Negatives zur Folge hat, darf es hier vermöge e<strong>in</strong>er sittlichen<br />

Selbstbestimmung gar nicht zu e<strong>in</strong>em solchen harpagmos kommen und<br />

das Negative … ist nun die freiwillige Verzichtleistung und<br />

Selbstentäusserung, durch e<strong>in</strong>en Akt des Willens…“ 73<br />

Für Baurs Annahme, die Sophia der Gnostiker sei das Gegenbild zu<br />

Christus spricht e<strong>in</strong>iges: Anders als bei den anderen „Kronfavoriten“<br />

Adam oder Caesar handelt es sich dabei um e<strong>in</strong> mit dem präexistenten<br />

Christus vergleichbares wirkliches göttliches Wesen, dem wie diesem<br />

wirkliche Gottgleichheit eignet. Auch könnte <strong>in</strong> gewisser H<strong>in</strong>sicht von<br />

dieser Sophia gesagt werden, dass sie e<strong>in</strong>en wirklichen Versuch<br />

unternommen habe, die Gottgleichheit des Vaters an sich zu reißen und<br />

sich ihm anzugleichen, so dass es durchaus e<strong>in</strong>leuchtet, wenn Baur die<br />

alte dogmatische Streitfrage, ob harpagmos etwas betrifft, was sich<br />

bereits im Besitz des Präexistenten bef<strong>in</strong>det (res rapta) oder e<strong>in</strong>e erst<br />

noch zu erlangende Beute (res rapienda), zugunsten des letzteren<br />

entscheiden will.<br />

Freilich gilt dies alles nur „<strong>in</strong> gewisser H<strong>in</strong>sicht“. Das Problem besteht<br />

dar<strong>in</strong>, dass von e<strong>in</strong>em Raub, e<strong>in</strong>em harpagmos, <strong>in</strong> den von Baur<br />

benutzten Quellen, d.h. vor allem von Irenäus, nirgendwo ausdrücklich<br />

gesprochen wird. Die Quellen reden stattdessen von dem Wunsch der<br />

Sophia, mit dem Vater Geme<strong>in</strong>schaft zu haben (keko<strong>in</strong>ōnēsthai) bzw. von<br />

e<strong>in</strong>em „H<strong>in</strong>gestrecktse<strong>in</strong>“ usw. Diesen entscheidenden Mangel se<strong>in</strong>er<br />

Theorie muss auch Baur e<strong>in</strong>gestehen: „Den Ausdruck harpagmos kann<br />

ich freilich nicht als e<strong>in</strong>en gnostischen nachweisen.“ 74 Allerd<strong>in</strong>gs ist er<br />

von der Richtigkeit se<strong>in</strong>er Auffassung so überzeugt, dass er gleichwohl<br />

an se<strong>in</strong>er Annahme festhält, kommt es doch nach se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung „auf<br />

den Ausdruck … nicht so sehr an, wenn nur die Sache, die er bezeichnen<br />

soll, bei den Gnostikern sich vorf<strong>in</strong>de“. 75<br />

72 Haer 1 2:2.<br />

73 Baur 1866.<br />

74 ThJb(T) XI, S. 142.<br />

75 Baur 1866, S. 54.<br />

© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013

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