Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik
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ten (AJ - (NHC II/1) p. 21:11); das Philippusevangelium weiß davon,<br />
dass die von Christus h<strong>in</strong>terlegte Seele von den „Räubern“ (lēstēs) , d.h.<br />
den Archonten geraubt wird (EvPhil (NHC II/3) p. 53,12f); <strong>in</strong> der Exegese<br />
der Seele gerät die <strong>in</strong> den Körper gefallene Seele, ebenso wie <strong>in</strong> der<br />
Ascensio des Jesaja, „<strong>in</strong> die Gewalt vieler Räuber. „Als sie aber herabfiel<br />
<strong>in</strong> (e<strong>in</strong>en) Körper (und) <strong>in</strong> dieses Leben kam, da fiel sie <strong>in</strong> die Hände vieler<br />
Räuber. Und die Frevler warfen sie sich gegenseitig zu [und hielten<br />
sie fest]. E<strong>in</strong>ige zwar missbrauchten sie [mit Gewalt], andere aber (missbrauchten<br />
sie), <strong>in</strong>dem sie sie mit e<strong>in</strong>em trügerischen Geschenk überredeten.<br />
Schlichtweg, sie wurde befleckt und [zerstörte ihre] Jungfräulichkeit“<br />
(ExAn (NHC II/6) p. 127,25ff.); <strong>in</strong> der Sophia Jesu Christi schließlich<br />
„zerbricht“ der vom Himmel gekommene Erlöser „das Werk der<br />
Räuber“, sie werden durch ihn „verurteilt“ (SJC (NHC III/4 BG 3) p.<br />
107:15f.; 114:1). 97 Vermutlich haben wir es hierbei mit e<strong>in</strong>er klassischen<br />
Motivverschiebung zu tun, <strong>in</strong> deren Verlauf das Motiv vom Lichtraub<br />
des Demiurgen im Besonderen auf die (an der Weltschöpfung mitbeteiligten)<br />
Archonten im Allgeme<strong>in</strong>en übertragen wurde. 98 Wie Karl Mart<strong>in</strong><br />
Fischer gezeigt hat, könnte e<strong>in</strong> enger Motivzusammenhang zur Hirtenrede<br />
im Johannesevangelium (Joh 10:1) vorliegen. 99<br />
Die Frage, „ob die Philipper den Ausdruck hätten verstehen können“,<br />
100 ist angesichts der hier aufgezeigten Verbreitung des Motivs <strong>in</strong><br />
der gnostischen Literatur zu bejahen. Dass das Motiv des Lichtraubes<br />
von den gnostischen Systemen des 2. Jahrhunderts <strong>in</strong> den Manichäismus<br />
gelangte, wo es als e<strong>in</strong> den Erlösungsprozess begründendes „Urfactum“<br />
101 e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle erhielt, ist bekannt und braucht nicht<br />
weiter ausgeführt zu werden. 102 Hier sollte nur gezeigt werden, dass die<br />
Anfänge des Motivs sehr weit zurückverfolgt werden können, wobei man<br />
allerd<strong>in</strong>gs kaum weiter h<strong>in</strong>unter gehen wird als bis <strong>in</strong> das 2. Jahrhundert.<br />
97 Schenke 1965, S. 388 über das System der Sophia Jesu Christi: „<strong>Jaldabaoth</strong> und<br />
se<strong>in</strong>e Engel s<strong>in</strong>d überheblich, hochmütig, bl<strong>in</strong>d und unwissend. Sie halten sich nämlich<br />
für Götter, obgleich sie es nicht s<strong>in</strong>d, vielmehr den Wesen der oberen Welt an Qualität<br />
weit nachstehen. Sie verhalten sich der oberen Welt gegenüber fe<strong>in</strong>dlich, <strong>in</strong>sofern als<br />
sie versuchen, die Seele und den Geist des Menschen durch Unwissenheit <strong>in</strong> ihrem<br />
Machtbereich festzuhalten, weswegen sie auch ‚Räuber’ heißen.“<br />
98 Vgl. auch Ephraem Pr. Ref I, 123, 1-14 über Bardesan: „Sie (die Sophia), [so) sagt<br />
er, zeigte den Archonten und Lenkern e<strong>in</strong> Bild ihrer Schönheit und tauschte sie dadurch,<br />
damit, als sie (die Archonten) sich [gegenseitig] antrieben, [etwas] zu schaffen, wie das.<br />
was sie gesehen hatten, jeder e<strong>in</strong>zelne von ihnen von se<strong>in</strong>em Schatz etwas, das er besitzt,<br />
hergäbe. Und dadurch sollte ihren Schätzen das entrissen werden, was sie errafft<br />
hatten.“ Vgl.Aland 2009, S. 372<br />
99 Fischer 1973, S. 260f.<br />
100 Dibelius et al. 1937.<br />
101 Niedner 1866, S. 254.<br />
102 Rudolph 1980, S. 363.<br />
© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013