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Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik

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H<strong>in</strong>zu kam auch noch, dass die Belege für den e<strong>in</strong>st von Richard<br />

Reitzenste<strong>in</strong> entdeckten gnostischen „Urmensch-Mythos“, für den man<br />

auch im Neuen Testament H<strong>in</strong>weise entdeckt haben wollte, offenbar erst<br />

aus späterer Zeit stammten. 21<br />

Angesichts dieser komplizierten Situation rückten immer mehr<br />

Forscher von der Position Bultmanns und se<strong>in</strong>er Schüler ab. Wilson und<br />

mit ihm viele andere zogen aus den genannten Problemen die<br />

„e<strong>in</strong>leuchtende Schlußfolgerung“, „dass die Bewegung der Gnosis <strong>in</strong> der<br />

neutestamentlichen Zeit wuchs und sich entwickelte, Seite an Seite mit<br />

dem Christentum und <strong>in</strong> gewissem Maße im Austausch mit ihm. Wir<br />

können ihren Ursprung und ihre Quellen oder die genauen Stufen ihrer<br />

Entwicklung nicht bestimmen, aber wir können gewisse<br />

‚Entwicklungsl<strong>in</strong>ien’ ausmachen (vgl. Köster/Rob<strong>in</strong>son), welche <strong>in</strong> den<br />

entwickelten Systemen des 2. Jh. kulm<strong>in</strong>ieren.“ 22 Allgeme<strong>in</strong> g<strong>in</strong>g man<br />

dazu über, statt von „vorchristlicher Gnosis“ von e<strong>in</strong>er „Gnosis <strong>in</strong> statu<br />

nascendi“, e<strong>in</strong>er „Frühgnosis“, „Prae-Gnosis“, „Protognosis“ oder<br />

e<strong>in</strong>fach von „gnostisierenden Tendenzen“ zu sprechen, 23 sofern man<br />

nicht überhaupt ganz auf den Begriff verzichtete und von E<strong>in</strong>flüssen<br />

„dualistischer Weisheit“, „jüdischer Weisheitsliteratur“ o.ä. sprach. 24 Die<br />

Begriffe waren allerd<strong>in</strong>gs wegen ihrer mangelnden E<strong>in</strong>deutigkeit nicht<br />

glücklich gewählt und führten schließlich zu e<strong>in</strong>em babylonischen<br />

Sprachenwirrwarr, so dass verschiedene Wissenschaftler mit ihnen<br />

offenbar ganz verschiedene Sachverhalte bezeichneten. E<strong>in</strong>erseits gab<br />

und gibt es die, die damit auch die Möglichkeit e<strong>in</strong>es nicht-christlichen,<br />

z.B. jüdischen Ursprungs der Gnosis im 1. Jahrhundert Zeit<br />

e<strong>in</strong>beziehen, 25 andererseits solche, die diesen ganz ausschließen und e<strong>in</strong>e<br />

Entstehung der Gnosis aus re<strong>in</strong> christlicher Wurzel präferieren. Die Liste<br />

<strong>in</strong>dividueller S<strong>in</strong>ndeutungen, die Begriffe wie Proto- Prae-Gnosis bzw.<br />

Gnosis <strong>in</strong> statu nascendi erfahren haben, ist lang.<br />

21 Colpe 1961; Schenke 1962.<br />

22 Wilson, S. 536; vgl. Lahe 2006: „…die Gnosis e<strong>in</strong>e selbständige geistige Bewegung<br />

(oder sogar Religion), die ungefähr gleichzeitig mit, aber unabhängig vom Christentum<br />

entstanden ist.“<br />

23 Gäckle 2005, S. 186f.; Köster 1980, S. 555: „Es ist nicht falsch, die Gegner <strong>in</strong> Kor<strong>in</strong>th<br />

(die ‚Starken’ unter den Geme<strong>in</strong>demitgliedern) als Gnostiker oder als Proto-<br />

Gnostiker zu bezeichnen…“<br />

24 Markschies 2010, S. 74; Hengel 2005, S. 496ff.<br />

25 Schmithals 1984, S. 12f.; Conzelmann 1981, S. 114, A. 28; Weiß 2008, S. 63f. bemerkt<br />

dazu „Der e<strong>in</strong>st von W. Bousset bzw. durch die Religionsgeschichtliche Schule<br />

<strong>in</strong>itiierte Schritt von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tern-kirchengeschichtlichen zu e<strong>in</strong>er religionsgeschichtlichen<br />

Betrachtung der Gnosis ist auch - und gerade! <strong>–</strong> beim gegenwärtigen Stand der<br />

Gnosisforschung nicht mehr rückgängig zu machen.“<br />

8<br />

© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013

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